Shoah-Überlebende : Esther Bejarano fordert: 8. Mai soll Feiertag werden

Esther Bejarano in ihrer Hamburger Wohnung. Foto: Dmitrij Leltschuk

Heute vor 75 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Die Shoah-Überlebende Esther Bejarano fordert in einem offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel, den Tag der Befreiung am 8. Mai zum offiziellen Feiertag zu machen.

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„Wehret den Anfängen“, das sei längst überholt, sagte Esther Bejarano, als Hinz&Kunzt-Redakteur Benjamin Laufer sie 2018 zum Interview traf: „Wir sind nicht mehr am Anfang, wir sind mittendrin!“ Mittendrin in der Zeit, nach der wir später vielleicht mal gefragt werden: „Und was habt ihr damals gemacht, als die Rechten wieder mächtig wurden?“

Auch aus diesem Grund hat sie anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz in einem offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel eine ganze Reihe an Forderungen aufgestellt. Etwa ein entschlossenes Handeln gegen Rechtsextremismus oder die Unterstützung von Geflüchteten.

„Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten.“– Esther Bejarano

Eine weitere Forderung: Den 8. Mai, also den Tag der Befreiung, zum offiziellen Feiertag zu machen: „Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten“, schreibt sie.

Esther Bejarano selbst hat Auschwitz als Mitglied des Mädchenorchesters überlebt. Nach mehreren Monaten in dem Vernichtungslager, wurde sie in das KZ Ravensbrück verlegt, wo sie als Zwangsarbeiterin für Siemens arbeiten musste. Die Erinnerung an das Grauen aufrechtzuerhalten und gegen alte und neue Nazis zu kämpfen, hat sie zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Seit Jahrzehnten ist sie aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Menschenfeindlichkeit. Sie tritt in Schulen auf und erzählt von ihren Erfahrungen, sie spricht auf Demonstrationen und ist als Musikerin mit der Kölner „Microphone Mafia“ unterwegs. „Moderne, musikalische Erinnerungsarbeit“ nennt sie das.

Und obwohl ihr der momentane Rechtsruck sorgen macht, wie sie uns schon 2018 erzählte, verliert Esther Bejarano ihren Mut nicht: „Ich verzweifle nicht daran.“ Trotz Auschwitz, sogar wegen Auschwitz: Sie habe dort nämlich nicht nur Schlechtes erlebt. „Die Gefangenen haben zusammengehalten“, sagte sie. „Da­rum glaube ich immer noch an die Menschen.“

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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