FAQ: Wo schlafen Obdachlose in Hamburg?

Früher haben die Obdachlosen hauptsächlich in der Innenstadt geschlafen. Wegen der Verlängerung der Geschäfts-Öffnungszeiten und die vermehrt in der Innenstadt stattfindenden Events, haben Obdachlose ihre Schlafplätze in alle Bezirken verlegt. Draußen schlafen nennt man „Platte machen“.

FAQ: Wie wird man überhaupt obdachlos?

Meistens ist ein schwerer Schicksalsschlag der Auslöser für eine Abwärtsspirale, die auf die Straße führt. Dieser Auslöser kann der Verlust des Arbeitsplatzes sein, eine Trennung vom Lebenspartner, ein Todesfall oder Krankheit. Häufig folgt einem Unglück schnell das nächste. Zum Beispiel haben viele Obdachlose Schulden.
Wer erstmal keine Wohnung, keine Arbeit und kein Geld mehr hat, hat es schwer, in dieser Gesellschaft wieder in ein bürgerliches Leben einzusteigen.

FAQ: Warum spielen Alkohol und Drogen auf der Straße eine so große Rolle?

Viele greifen zur Flasche oder zum Betäubungsmittel, um ihr altes Leben zu vergessen. Das ist vor allem bei älteren Obdachlosen oft geordnet verlaufen. Die meisten vermissen ihr altes Leben oder ihre Familie sehr. Das macht traurig.
Oft werden Alkohol und Drogen quasi als Medizin verwandt: um nachts auf der „Platte“ (dem Schlafplatz unter freiem Himmel) überhaupt Ruhe zu finden zum Beispiel – und um das harte Leben auf der Straße ertragen zu können.
Aus dieser Art von Alkoholmissbrauch entsteht oft Alkoholabhängigkeit.
Es gibt aber auch Obdachlose, die kaum oder keinen Alkohol trinken, weil sie zusätzlich zu den Problemen, die sie eh schon haben, die Sucht sehr fürchten.

FAQ: Müssen in Hamburg Menschen wirklich auf der Straße schlafen?

Die Stadt Hamburg sagt nein. Es gäbe in Hamburg genügend Betten für alle wohnungslosen Menschen. Trotzdem schlafen mehr als 1000 Menschen draußen, wie eine Studie 2009 ergab. Etwa 3000 kommen in Wohnheimen und Notunterkünften unter. Doch dort fühlen sich nicht alle wohl. Nur psychisch erkrankte Menschen, die ein Attest vorweisen, erhalten ein Einzelzimmer. Alle anderen müssen mit mehreren Fremden in einem Zimmer schlafen. Dort haben sie Angst, bestohlen zu werden. Außerdem ist es dort mit vielen Menschen, die Suchtprobleme haben oder krank sind, oft die ganze Nacht hindurch sehr laut. Das alles schreckt viele Obdachlose ab, sie machen selbst im Winter lieber Platte.
Die Wohnheime und erst Recht die Notunterkünfte sollen nur eine vorübergehende Lösung sein, es dauert aber oft Jahre, bis jemand von dort aus eine eigene Wohnung findet. Die durchschnittliche Verweildauer auf der Straße wird immer länger und beträgt zur Zeit fünf Jahre.

FAQ: Warum haben viele Obdachlose einen Hund?

Für Menschen, die auf der Straße und ohne Familie leben, ist ihr Hund oft bester Freund, Beschützer und Partner. Viele können hier ein Grad an Verantwortung übernehmen und sich um jemanden kümmern. Der Hund wird nicht angeschafft, um Mitleid zu erregen oder sich finanzielle Vorteile (etwa durch erfolgreiches Betteln) zu verschaffen. Im Gegenteil: Es gibt keine Zuschüsse der Stadt für Tiernahrung. Es ist auch sehr schwierig mit einem Hund eine Wohnung zu bekommen oder einen Platz in Notunterkünften oder Wohnheimen.

FAQ: Wie werden Obdachlose in Hamburg medizinisch versorgt?

Die Obdachlosen, die Hartz IV erhalten, sind auch krankenversichert. Sie müssen aber, wie alle anderen auch, zehn Euro Praxisgebühren bezahlen und für Medikamente dazubezahlen. Die Befreiung von Zuzahlungen und Gebühren erhalten Obdachlose, wenn sie mehr als zwei Prozent ihres Jahreseinkommens für Medikamente ausgegeben haben. Das müssen sie anhand von Quittungen nachweisen. Die müssten sie sammeln, die benötigte Summe ausrechnen und mit einem Antrag bei der Krankenkasse einreichen. Das ist unter den Lebensumständen von Obdachlosen praktisch nicht zu leisten.
Manche schämen sich, im Wartezimmer eines Arztes oder des Krankenhauses zu sitzen oder sich behandeln zu lassen, weil sie sich oft nicht so pflegen können, wir sie es vielleicht gerne würden.
In Tagesaufenthaltsstätten gibt es Arztsprechstunden speziell für Obdachlose und die „Mobile Hilfe“ fährt direkt Plätze an, wo Obdachlose sich aufhalten.
Übrigens: Die durchschnittliche Lebenserwartung von Obdachlosen liegt bei 47 Jahren.

FAQ: Wovon leben Obdachlose?

Sofern sie Anspruch darauf haben, können auch Obdachlose Hartz IV beziehen. Dazu brauchen sie eine feste Adresse. Die können sie bei Hilfeeinrichtungen anmelden, an die dann ein Scheck geschickt wird. Beim Antrag auf Hartz IV helfen zum Beispiel Sozialarbeiter.
Um Geld zu verdienen, können Obdach- und Wohnungslose Hinz&Kunzt verkaufen, Pfandflaschen sammeln oder Betteln.

FAQ: Müssen obdachlose Hartz-IV-Empfänger auch Ein-Euro-Jobs machen?

Ja, sie gelten zunächst mal als arbeitsfähig, wenn sie Hartz IV bekommen.
Aber es ist schwierig für Obdachlose, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Der Schlaf auf der Straße oder in Notunterkünften ist meist nicht sehr erholsam. Es fehlen Wecker, eine Dusche oder ein Frühstück. Wer bei einem Ein-Euro-Job die Arbeitszeiten nicht einhält, dem können die Leistungen gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden – das gilt für Obdachlose wie für alle anderen. Die Angst, einen Ein-Euro-Job nicht durchzuhalten ist einer der Gründe, warum einige Obdachlose erst gar kein Hartz IV beantragen und Angst vor Behördenstrukturen entwickeln.

FAQ: Wie kommen Obdachlose von der Straße weg?

Wer keine Wohnung hat, kann einen sogenannten Dringlichkeitsschein bekommen. Damit soll es einfacher sein, eine Wohnung zu finden. Wie alle anderen auch, suchen Obdachlose in Zeitungsanzeigen oder über das Internet nach freien Wohnungen. Allerdings gibt es in Hamburg viel zu wenig Wohnraum für arme Menschen, es ist sehr schwierig eine zu finden.