Zwei Betten, ein Badezimmer und eine Kochgelegenheit: In einem Monteursheim haben wir zwölf Zimmer gemietet und machen aus ihnen das Hinz&Kunzt-Winterquartier. Die ersten Bewohner (und zwei Hunde) sind am Montag schon eingezogen.
Als Marcis sein Zimmer zum ersten Mal sieht, flippt er richtig aus: „Ich bin begeistert. Das ist wie im Fünf-Sterne-Hotel. Nein, das ist besser!“ Gleich inspiziert er Bad und die Kochgelegenheit: „Pfanne, Töpfe, all inclusive! Ich bin aus den Socken“, radebrecht der 30-Jährige und strahlt übers ganze Gesicht.
Die vergangenen Wochen hat Marcis, der aus Lettland stammt, in Hamburg auf der Straße gelebt. Jetzt zieht er ins Hinz&Kunzt-Winterquartier. Insgesamt zwölf Zimmer haben wir in einem Monteursheim im Hamburger Westen gemietet, jedes mit zwei Betten, einem kleinen Bad und der Möglichkeit, zu kochen. Die Ausstattung ist einfach: Es gibt eine Kochplatte, zwei Teller, zwei Tassen, Löffel, Gabel, Messer. Für Marcis ist es Luxus: „Ein totaler Jackpot“, sagt er. Am meisten freut er sich auf „mein eigenes, warmes Bett“. Und Marcis grinst wieder fröhlich.
Hinz&Künztler Fritz ist da viel ruhiger. Aber auch ihm ist die Freude anzusehen, als der Hauswart vom Monteursheim ihm sein Zimmer zeigt. Fritz und vier andere, die hier auch einziehen, leben im Frühling, Sommer und Herbst unter der Kennedybrücke an der Alster. Die Truppe hält zusammen. Doch was in den wärmeren Jahreszeiten auszuhalten ist, klappt im Winter nicht. Fritz lebt schon seit vielen Jahren auf der Straße. Kälte und Wind machen ihm auch im Winter nicht viel aus, sagt er. Aber die Nässe: „Die Sachen werden dann doch alle klamm, auch im Zelt.“
Die zwölf Zimmer im Monteursheim sind genau das, was wir uns als Winterquartier vorstellen: Zweckmäßig, hell, sauber und mit Privatsphäre. Denn die Zimmer sollen nur dann doppelt belegt werden, wenn beide Bewohner das auch wollen. Wer mit seinem Hund einzieht, so wie Fritz mit seiner Paula, bekommt keinen Mitbewohner.
Möglich machen’s Spender
Mit dem Start des Hinz&Kunzt-Winterquartiers, das bis April dauern soll, werden nicht gleich alle Plätze belegt. Nicht weil es nicht genug Anfragen gäbe, sagt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Wir wollen Plätze frei haben für die, die in einigen Wochen bei Eis und Schnee immer noch draußen schlafen.“ Denn das war die Idee, als wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Winterquartier öffneten: Zu zeigen, dass viele eben doch drinnen schlafen wollen, wenn es passende Angebote gibt. Das Winternotprogramm der Stadt mit Mehrbettzimmern, die morgens verlassen werden müssen und in die man erst abends wieder rein darf, sind nicht für jeden was.
Allein wegen der geringen Zahl der Zimmer ist das Hinz&Kunzt-Winterquartier mit dem Winternotprogramm der Stadt aber nicht zu vergleichen. „Wir bringen hier rund 20 Personen unter, es gibt keine Betreuung durch uns vor Ort. In größerem Maßstab kann man das nicht machen.“
Unser Winterquartier wird ermöglicht mit Spenden von Unternehmen und Privatpersonen. Vielen Dank dafür!
Text: Beatrice Blank
Fotos: Mauricio Bustamante