Wulffsche Siedlung : Wulffsche Siedlung: Bürgerinitiative kämpft weiter

Als „skandalösen Wortbruch des Senats“  bezeichnet die Bürgerinitiative „Stoppt Langenhorn 73“ die Entscheidung zum Abriss der Wulffschen Siedlung. Eigentlich sollte ein Bürgerentscheid das verhindern. In Langenhorn denkt man jetzt über eine Volksinitiative nach.

Stein(e) des Anstoßes: Die Wulffsche Siedlung in Langenhorn.

Die Bürgerinitiative „Stoppt Langenhorn 73“ kämpft weiter. Daran hindert auch die Entscheidung des Senats nicht, die Wullfsche Siedlung in Langenhorn neu zu bauen. „Die Empörung ist groß, aber wir werden weiterarbeiten“, sagt Joachim Lau von der Initiative. Zwei Jahre Arbeit hätten sie schon investiert, um den Abriss der Gartenstadtsiedlung zu verhindern – aufgeben kommt jetzt nicht in Frage.

Diese Woche trifft man sich um das weitere Vorgehen zu besprechen. Es soll auch um eine mögliche Volksinitiative gehen. Dafür will man sich mit anderen Gruppen wie der Walddörfer Bürgerinitiative und Mehr Demokratie zusammen tun. „Damit würden wir noch mal zwei Schippen drauflegen“, so Lau kämpferisch. Würde die Volksinitiative zugelassen, könnten alle Hamburger über das Schicksal der Siedlung abstimmen.

Die Initiative will verhindern, dass alles „größer und teurer“ wird, so Lau. Der Investor plane 90 % mehr Wohnfläche als bisher auf dem gleichen Areal. Wie das gehen soll? Die Gebäude werden verbreitert: von jetzt acht bis zehn Meter auf bis zu 14 Meter. Die Wohnungen werden größer: von jetzt durchschnittlich 49 Quadratmeter auf dann 75 bis 80. Zudem sollen 150 zusätzliche Wohnungen entstehen – im mittleren und gehobenen Bereich. „Es kann mir keiner sagen, dass das die günstigen Wohnungen sind, die Hamburg braucht“, so Lau.

Derzeit zahlen die Mieter im Schnitt zehn Euro Bruttomiete. Wie hoch die Miete später wird? Dazu gibt es bislang keine konkreten Angaben, außer dass sie „bezahlbar“ bleiben sollen – ein dehnbarer Begriff. Auf Nachfrage bei der Hansa Grundstücksverwaltung sagt ein Sprecher, das Ziel seien „moderate“ Mieten, genauere Angaben könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen, aber: „Wir wollen hier ein lebenswertes Quartier einrichten, das macht man nicht über horrende Mieten.“ Eine Hochhaussiedlung wie etwa in Steilshoop werde es nicht geben – maximal viergeschossig sollen die Neubauten werde. Heute haben die Gebäude zwei Stockwerke nebst Dachgeschoss.

In einem Brief an die Mieter bekräftigte die Grundstücksverwaltung unterdessen den Kündigungverzicht für alle Mieter mit unbefristeten Verträgen: „Keiner dieser Mieter muss wegen geplanter Neubauten ausziehen“, heißt es da. Der Sprecher: „Es geht darum, mit jedem einzelnen Mieter eine individuelle Vereinbarung zu treffen, wie es weitergeht.“ Wer in seiner alten Wohnung bleiben will, soll es auch können. Wer sich für den Einzug in den Neubau entscheide, solle in der Zwischenzeit „wünschenswerterweise in der Nähe“ untergebracht werden.

Wann nun genau die ersten Bagger anrücken, hänge vom Bebauungsplan ab, so der Sprecher weiter. Er rechne aber mit mindestens zwei Jahren bis zum Beginn.

Text: Simone Deckner
Foto: Mauricio Bustamante