Neue Mietenstudie : „Theoretische Zahlen“

Dass Mieten in Hamburg keinesfalls überteuert sind, ist das Ergebnis einer neuen Studie der Wohnungswirtschaft. Demnach funktioniere der Wohnungsmarkt besser, als sein Ruf ist. Der Mieterverein zu Hamburg kritisiert die Studie als realitätsfern.

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Wohnungssuche in Hamburg? Alles halb so wild, findet die Wohnungswirtschaft.

Der Wohnungsmarkt in Hamburg funktioniert, die Mieten sind bezahlbar. Das ist die Schlussfolgerung, die die Wohnungswirtschaft aus einer am Freitag vorgestellten Studie zieht. Statistiker vom Freiburger Center for Real Estate Studies (CRES) haben die Daten von etwa 246.000 Mietwohnungen ausgewertet. Demnach beträgt die mittlere Neuvermietungsmiete bei einem privaten Vermieter in „normaler Wohnlage“ 9,50 Euro pro Quadratmeter. In „guter Wohnlage“ sind es 11,33 Euro. Beim städtischen Wohnungsbauunternehmen Saga GWG und bei Baugenossenschaften kostet der Quadratmeter im Schnitt 6,60 Euro. Für die ganze Stadt ergibt sich so eine Durchschnittsmiete von 7,28 Euro. „Pauschal zu sagen, es gibt keine Wohnungen unter 11 Euro, ist falsch“, interpretiert Andreas Ibel vom Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen das Ergebnis.

Damit kommt die Studie zu deutlich niedrigeren Mietpreisen als andere Untersuchungen. So kam die Analyse der auf dem Markt angebotenen Wohnungen durch das Gymnasium Ohmoor 2013 auf eine durchschnittliche Neuvermietungsmiete von 11,59 Euro. Auswertungen von Immobilienportalen im Internet kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Ein Grund dafür ist die unterschiedliche Herangehensweise der Forscher: Während die CRES-Mitarbeiter die Vermieter direkt befragt haben, hat Lehrer Carl-Jürgen Bautsch zusammen mit seinen Schülern die Mieten aus Wohnungsanzeigen ausgewertet. Viele Wohnungen würden aber gar nicht annonciert, erklärt Studienleiter Michael Lister vom CRES die geringeren Werte aus seiner Studie.

Der Mieterverein zu Hamburg kritisiert die Studie als realitätsfern. „Tatsache ist, dass die Leute immer weniger Geld haben und preiswerte Wohnungen suchen, aber eben keine finden“, sagt Vorsitzender Eckhard Pahlke. Mit den „theoretischen Zahlen“ könne ein Wohnungssuchender nichts anfangen: „Diese Durchschnittsmieten gibt es auf dem Markt gar nicht.“

Auch die Wohnungswirtschaft sieht Schwierigkeiten für Wohnungssuchende in der Hansestadt: „Wir sagen nicht, dass es in Hamburg keine Probleme gibt“, sagt der Vorsitzende vom Immobilienverband Deutschland Nord, Axel Kloth. Allerdings hätte der Senat bereits die richtigen Maßnahmen dagegen ergriffen. Probleme sieht er denn auch eher bei den Ansprüchen der Wohnungssuchenden: „Wir müssen auch darüber nachdenken, ob die Wünsche der Mieter marktkompatibel sind.“

Text: Benjamin Laufer
Foto: ActionPress