Hinz&Kunzt-Ausgabe 313

Jung und obdachlos

Auf dem Titel unserer März-Ausgabe ist Neko (21) zu sehen. Sie ist eine von 20 Straßenkids, die Hinz&Kunzt-Fotograf Mauricio Bustamante und Autorin Annabel Trautwein für die Wanderausstellung „entkoppelt“ der Deutsche Bahn Stiftung porträtiert haben.

Porträt

Uli Pforr: „Knallen muss es“

Die bunten Bilder von Uli Pforr sind schwer zu übersehen. „In meinem Kopf ist immer ganz viel los“, sagt der Künstler.  Leerstellen sucht man auch auf seinen knallbunten Bildern vergeblich. Wir haben den 37-jährigen Künstler in seinem Atelier auf der Veddel besucht. 

Fotowettbewerb

Schüler porträtieren Reichtum

Was ist Reichtum? Wie sieht er aus? Für einen Fotowettbewerb haben Hamburgs Schüler Bilder gemacht, die viel von ihrem Leben und ihrer Sicht auf die Welt erzählen. Die Ergebnisse sind noch bis zum 22. Februar im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

Freelens-Aktion

Fotografen spenden Bilder

Mitglieder des Fotografenverbandes Freelens und Kunstsammler verkaufen rund 300 ihrer Bilder. Die Motive: von Promis bis Politik. Mit den Einnahmen unterstützt die Freelens Foundation Kollegen in armen Ländern. Die Benefizaktion dauert noch bis zum 17. Januar.

„Zu getreuen Händen“

Bevor Familie Bielefeld 1941 aus Hamburg deportiert wird, bringt sie ihre wertvollsten Gegenstände in Sicherheit. Freunde hüten die Stücke seitdem
für sie. Jetzt sind die Stücke in einer Ausstellung zu sehen

(aus Hinz&Kunzt 194/April 2004)

Die Schublade klemmt. Im Esszimmer ihrer Wohnung in Winterhude rüttelt Traute Olsen an den Griffen der Kommode. Da öffnet sich die Lade. Die 77-Jährige holt eine schmale Schatulle heraus und klappt den Deckel hoch. Gabeln und Messer in 800er Silber liegen auf grünem Satin, auf den Griffen ist „HB“ eingraviert. Es sind die Initialen von Helene Bielefeld, einer gebürtigen Hamburgerin, die mit ihrer Familie in der Erikastraße lebte. Auch Traute Olsen wurde in Hamburg geboren. Im Wohnzimmer erinnert sie sich, wie sich ihre Wege kreuzten.

Der Herr der Leichen

Gunther von Hagens und seine fragwürdigen „Körperwelten“

(aus Hinz&Kunzt 127/September 2003)

Körperwelten heißt die weltweit berühmteste und umstrittenste Ausstellung – und zu sehen sind präparierte Leichen. Hamburg will „in“ sein und reißt sich um Gunther von Hagens’ Exponate – obwohl nicht einmal die Herkunft der Leichen geklärt ist.

„Wer so lustig ist, muss nicht auch noch gut aussehen“ ist einer der Sprüche von Radio Hamburg-Moderator John Ment. Heute ist der Witzlemacher besonders guter Dinge. Er sitzt neben einer Leiche und hält ihr das Mikrofon unter die Nase. Die Leiche gehört zu den Plastinaten der Ausstellung „Körperwelten – Die Faszination des Echten“, und der Moderator weiß, dass er mit dieser Schaufensterdekoration mit Sicherheit zum Stadtgespräch wird. Und weil die ganze Sache so witzig ist, trägt er ein Solidaritäts- T-Shirt: „Ich bin ein Plastinat“.

Die Stimmung ist aufgekratzt. Tja, die Hamburger sind eben wirklich weltoffen, das findet inzwischen auch der Leichen-Bastler Gunther von Hagens. Nicht so wie die Münchner, die so „spießige“ Forderungen an den Anatom stellten wie: Die Ausstellung soll wissenschaftliche Standards erfüllen und nicht das Schamgefühl der Menschen verletzen – und wo, bitte schön, sind die Einverständniserklärungen der Menschen, die hier plastiniert ausgestellt werden?

Das mit dem Schamgefühl ist in unserer Gesellschaft und angesichts von elf Millionen Besuchern weltweit so eine Sache. Doch dass viele der Exponate nicht von wissenschaftlichem Interesse sind, das hat der Anatom Prof. Reinhard Putz von der Ludwig-Maximilian-Universität in München in einem Gutachten dargelegt. Viele Ganzkörperexponate seien „schlichtweg als unsinnig zu bezeichnen“.

Und zwar gerade die, die vermutlich die Zugpferde der Ausstellung sind. Die Tänzerin etwa, deren Muskeln so vom Knie abgelöst wurden, dass sie aussehen wie ein hochwehendes Röckchen.

Aber mal abgesehen von der Wissenschaftlichkeit: Auch im Gutachten von Professor Putz taucht eine Frage auf, die die Schau zum Gruselkabinett werden lässt. Wie konnte der Plastinator das Einverständnis einer jungen Frau bekommen, sie mitsamt ihrem toten Fötus öffentlich auszustellen? Das „Exponat“ steht – zusammen mit zahlreichen Föten – in einem Sonderraum, dem „Anatomischen Kabinett“. Die Frage blieb bis heute unbeantwortet.

Und viele bezweifeln, dass von Hagens die Einverständniserklärung überhaupt hat. Den Münchner Beamten des Kreisverwaltungsreferats legte der Popstar der Leichenkunst jedenfalls keine einzige Einverständniserklärung vor. Nach intensiver Beratung mit Experten aus Kirche, Kunst und Wissenschaft beschloss der Münchner Stadtrat deshalb fast einstimmig, die Ausstellung nicht zuzulassen. Von Hagens zog vor Gericht – und gewann. Dem Gericht genügte im Eilverfahren eine Eidesstattliche Versicherung des Plastinators, in der er angab, für jede Leiche eine Einwilligungserklärung zu besitzen.

„Die Angelegenheit ist noch lange nicht zu Ende“, sagt Sebastian Groth, Sprecher des Münchner Kreisverwaltungsreferats. „Denn im noch ausstehenden Hauptsacheverfahren müssen die Einverständniserklärungen geprüft werden.“ Nach Akteneinsicht sind sich Groth und seine Kollegen nämlich sicher, dass die dort vorliegenden Erklärungen in keiner Weise ausreichend sind: „Sie sind den Leichen nicht zuzuordnen und entsprechen nicht den gängigen Standards.“ In der Wissenschaft werden Leichen mit einem Zahlencode versehen und sind so reidentifizierbar.

Auch die Journalisten Torsten Peuker und Christian Schulz glauben, dass von Hagens Menschen ohne deren Wissen und Einwilligung plastiniert hat. Sie recherchierten unter anderem in China und Novosibirsk. Aus Novosibirsk wurden demnach mindestens 50 Leichen an von Hagens’ Heidelberger Institut geliefert. Ein Anatom der dortigen Medizinischen Akademie bestätigte den Journalisten, dass sein Institut Leichen nach Heidelberg geschickt habe.

„In dem entsprechenden Vertrag steht nichts darüber, dass es sich um Körperspender handeln muss, die ihre Überreste freiwillig zur Verfügung stellen“, so MDR-Journalist Torsten Peuker. Vor laufender Kamera sagt der Anatom: „Das Leichenmaterial kam aus Altersheimen, aus Tuberkulose-Krankenhäusern, aus Pflegeheimen. Es wurden nur die Toten ausgewählt, die keine Angehörigen mehr hatten.“

Abgesehen davon, dass auch das illegal ist, ermittelte die russische Staatsanwaltschaft, dass das eine glatte Lüge ist. Alle hatten Angehörige. Doch die seien mit einer Urne und falscher Asche abgespeist worden. Svetlana Kretschetova beispielsweise erfuhr erst auf Nachfrage im Krankenhaus, dass ihr Vater gestorben sei. In einer Eidesstattlichen Versicherung gegenüber den deutschen Journalisten erklärte sie, dass man ihr dort eine Urne ausgehändigt habe.

In Wirklichkeit, so ermittelte die Staatsanwaltschaft, war die Leiche des Vaters jedoch an von Hagens geschickt worden. Svetlana Kretschetova ging davon aus, dass von Hagens ihr die Leiche ihres Vaters zurückgeben würde. Das habe er bis heute nicht getan, sagte sie den MDR-Rechercheuren. Kann er vielleicht auch gar nicht. Denn angeblich gibt es keine individualisierten Einverständniserklärungen aus Novosibirsk. Wo ist die Leiche von Svetlana Kretschetovas Vater geblieben? Vielleicht längst verkauft.

Denn das Plastinieren hat sich zum Millionengeschäft entwickelt. In der chinesischen Stadt Dalian hat von Hagens „Plastination City“ errichtet. In der Fabrik mit unterirdischen Produktionshallen fertigen mehr als 200 Menschen immer neue Leichen. Und die werden nicht nur ausgestellt, sondern auch verkauft. Knapp 150.000 Euro (damals 300.000 Mark) brachte beispielsweise die Lieferung von vier plastinierten Leichen an die Universität von Tobago, recherchierten die MDR-Journalisten.

Von Hagens hat es allerdings nicht nur auf die Toten abgesehen, sondern anscheinend auch auf die Noch-Lebenden. Christian Schulz traf auch den russischen Ex-Basketballspieler Alexander Sisonenko. Der 2,40 Meter-Mann ist aufgrund seiner Größe schwer krank, ärztliche Behandlung kann er sich nicht leisten. Von Hagens, so sagte er den deutschen Rechercheuren, habe ihn nach Deutschland eingeladen und ihm medizinische Hilfe in Aussicht gestellt. In Heidelberg sei jedoch weniger von Sosinenkos Heilung die Rede gewesen als von seinem Tod. Von Hagens habe ihn aufgefordert, ihm seinen Körper zu vermachen. Der Basketballer reiste schockiert ab.

Der Plastinator ließ angeblich nicht locker. Er bot sogar rund 50.000 Euro (damals 100.000 Mark) als humanitäre Hilfe. Alles weitere sollte dann mündlich besprochen werden. Ein entsprechendes Fax liegt den MDR-Journalisten vor.

Die massive Kritik scheint den Hamburger Senat kalt zu lassen. Als Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte, einige Exponate für die Ausstellung nicht zulassen wollte, wurde er als „Zensor“ diffamiert, und die Ausstellung wurde zur Chefsache erklärt unter Leitung von Roger Kusch (CDU), Senator für Bezirksangelegenheiten. Trotz der massiven Vorwürfe und obwohl in München bald das Hauptverfahren eröffnet wird, sieht der Senat keinen Handlungsbedarf. Verwaltungsrechtlich sei nichts zu beanstanden.

Außerdem kann man ja sicher sein, dass die Körperwelten auch die Kassen der Stadt klingeln lassen. Da ist’s wohl egal, dass in Deutschland sonst nichts ohne Bescheinigungen und Genehmigungen läuft. Auch die Staatsanwaltschaft sieht keinen Grund zu ermitteln. Vor allem, weil die Ausstellung schon „unbeanstandet in so vielen anderen Städten gelaufen“ ist.

Normalsterblichen stellt sich allerdings noch eine andere Frage: Wie wollen wir in Zukunft mit dem Tod umgehen? Ist es bald schick, Omi Fahrrad fahrend im Wohnzimmer aufzustellen, statt sie ins Grab zu legen? Haben wir überhaupt noch so etwas wie einen gemeinsamen Begriff von Pietät? Oder sind solche ethischen Fragen angesichts des Plastinationsbooms sowieso out?

Fakt ist, dass Gunther von Hagens schon jetzt der lachende Sieger ist. Denn seine Leichen haben ihm in Kirgisien und in China einen Gast- und einen Ehren-Professorentitel eingebracht – etwas, was ihm in Deutschland bislang verwehrt geblieben ist. Rechtliche Probleme sind für die weitere Zukunft nicht mehr zu befürchten. Denn er hat jetzt schon so viele quicklebendige Fans, die ihm liebend gern ihre Leichen vermachen wollen oder sie ihm längst vermacht haben, dass er mit Sicherheit mehrere Ausstellungen bestücken kann. Und zur Not kann er ja immer noch seine Leichen verscherbeln…

Birgit Müller

Wohnung mit Publikum

„Stephanslust“: Warum der Sammler und Künstler Stephan Watrin inmitten seiner Ausstellung lebt

(aus Hinz&Kunzt 127/September 2003)

„Der Teppich muss frei bleiben“, sagt Stephan Watrin, „sonst wird mir das zu viel!“ Der Teppich ist blau, knapp zwei Quadratmeter groß und bildet vermutlich die größte zusammenhängende Freifläche in der mehr als 100 Quadratmeter großen Wohnung. Ansonsten ist alles voll: Von der Flurdecke baumeln Spazierstöcke, die Wände sind kaum mehr zu erkennen vor lauter Aschenbechern, Schuhlöffeln, Tiergeweihen, Blechschildern, Kaffeekannen, alten Prospekten oder Kaffeefilter-Packungen – immer schön in Gruppen geordnet.

Zwischen diesen Sammlerstücken, die weder vor der Küche noch vor dem Klo Halt machen, schlängeln sich Lichterketten, die von Gläsern, Flaschen und Spiegelscherben reflektiert werden. Das Strandgut des banalen Alltags beginnt geheimnisvoll zu leuchten und bekommt einen unerklärlichen Zauber. Sammlers Traum und Albtraum, durch den der 53-jährige Stephan Watrin zu gleiten scheint, ohne sich je an etwas zu stoßen. Ein bisschen erinnert er an einen freundlichen schwerelosen Kobold.

„Ich bin ja verrückt“, sagt er verbindlich lächelnd, so wie andere vielleicht sagen würden, sie seien leider nicht zum Aufräumen gekommen – in jenem weichen niederrheinischen Tonfall, den auch 30 Jahre Hamburg nicht vollständig aushärten können.

Wie bei allen Sammlern begann es auch bei ihm ganz harmlos: mit einer Kindernähmaschine, eigentlich gedacht als Geschenk für eine junge Liebe, die damals Modedesign studierte. „Aber dann gefiel mir die Maschine so gut, dass ich sie selbst behalten habe.“ Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her, es folgten weitere Kindernähmaschinen, Sammeltassen, Avis-Annoncen und jedes Wochenende mindestens ein Flohmarkt. Eine große Leidenschaft, ein großer Fluch.

„Meine Frau hat es irgendwann vor zwölf Jahren nicht mehr ausgehalten und ist ausgezogen. Kann man ja auch verstehen“, sagt Stephan Watrin und sieht jetzt aus wie ein bekümmerter Kobold. Denn anders als vielleicht andere Sammler ist er keiner, dem der Rest der Welt egal wäre. Er mag Frauen und andere Menschen, interessiert sich für ihre Bedürfnisse und versteht sogar seine Vermieterin, „die sich Sorgen macht, weil in der Wohnung wegen meiner Sammelei seit 23 Jahren nicht gestrichen werden kann“.

Seine soziale Ader hatte Stephan Watrin Anfang der achziger Jahre auch bewogen, seine gut dotierte Abteilungsleiter-Stelle im Kaufhaus aufzugeben und als Erzieher im Kindergarten zu arbeiten. Das tat er bis vor drei Jahren, dann kündigte er, weil er sich nicht so gut mit seinen neuen Vorgesetzten verstand und „weil ich mehr Zeit für meine Kunst haben wollte“.

Denn damals hatte er sich nicht mehr länger damit begnügt, die Dinge aufzuheben und zu ordnen, sondern begonnen, sie zu gestalten. Mit feinem Kupferdraht umwickelt er seitdem seine Fundstücke und verbindet sie zu Skulpturen, die immer ein ernsthaftes Anliegen haben: den Irakkrieg, den Nahostkonflikt, aber auch den Kampf zwischen den Geschlechtern. „Wenn mich da etwas bewegt, egal ob ich es selbst erlebe oder in der Zeitung lese, dann setze ich mich direkt hin und mache eine Skulptur. Das ist meine Art, es zu verarbeiten“, sagt der Drahtkünstler und sieht dabei nicht mehr wie ein Kobold aus, sondern wie ein zerbrechlicher Elf.

Wie eine zweite Schicht beginnen sich diese nachdenklichen Skulpturen nun vor die Sammelstücke zu schieben, so dass er seine Wohnung vor drei Jahren kurzerhand zur Museumswohnung erklärt hat. Weil aber „viele Leute doch Hemmungen haben, einfach so eine Privatwohnung zu betreten“, und weil sowieso nicht genügend Platz wäre, ist er froh, dass er die Räume des Galeristen Olaf Woerderhoff am Schulterblatt 59-1 nutzen kann – und jetzt eröffnet er im Karoviertel „Senator Watrin“, ein Galerie-Café mit Kinderbetreuung.

„Da soll dat dann endlich alles zusammenkommen, die Kunst, der Kommerz und dat Soziale“, sagt er, und es klingt wie die einfachste Sache der Welt. Ist es für ihn auch. Denn wenn ein Problem nicht so groß ist, dass man es nur noch mit Draht umwickeln kann, dann packt Stephan Watrin es einfach an und löst es mit niederrheinischem Pragmatismus.

So wie neulich, als ihm eine Galerie-Besucherin im Rollstuhl erzählte, dass sie bis zum Pferdemarkt fahren müsse, um eine geöffnete Behindertentoilette zu finden. Seitdem hat Stephan Watrin für ein Behindertenklo auf dem Schulterblatt gekämpft – mit Erfolg, wie er, der selbst ernannte Klominister, genüsslich erzählt. Da ist er wieder ganz Kobold, der den Behörden „so lange auf den Senkel geht, bis die kapieren, dass ich es ernst meine“.

Allerdings weiß er auch genau, an wen er sich wenden muss. Schließlich engagiert er sich seit Jahren in Nachbarschaftsinitiativen und im Sanierungsbeirat des Viertels, „da kennt man sich dann irgendwann.“ Jedenfalls gibt es jetzt im Flora-Park eine provisorische Behindertentoilette, für die einige Gastronomen an der Piazza nicht nur den Schlüssel verwalten, sondern auch zur Finanzierung beigetragen haben – von Stephan Watrin charmant überredet. „Schließlich verlangt die Gastronomie hier den Anwohnern auch einiges ab, also kann sie auch mal was für die Nachbarschaft tun.“

Mit diesem Argument wird jetzt im September auch ein Fest für die Piazza-Lärm-geplagten Anwohner ausgerichtet. Und wenn der Flora-Park im nächsten Jahr ein richtiges, gemauertes Toilettenhäuschen bekommt, dann werden die Jugendgruppen aus der Flora genauso in die Schlüsselverwaltung einbezogen wie die Kneipiers und der Künstler selbst. Wenn er so etwas organisieren kann, „wo sich die unterschiedlichsten Leute zusammensetzen und wat jutes machen“, dann ist Stephan Watrin so glücklich, dass er sogar das Sammeln vergisst – jedenfalls eine Zeit lang.

Gute Chancen also, dass der blaue Teppich weiterhin leer bleibt. Wenn ihm dieser Freiraum nicht mehr reicht, dann fährt er für ein paar Wochen in die Sahara und genießt die Leere der Wüste. Und wer weiß, vielleicht kommt eines Tages doch noch die Märchenprinzessin und erlöst ihn von seiner Sammlung. Denn „wenn ich mich in eine Frau verlieben würde und die wollte hier einziehen und es wäre zu wenig Platz, dann würde ich mich auch von der ganzen Sammlung trennen“. Von wegen verrückt – der Mann ist einfach ein Romantiker!

Sigrun Matthiesen