Pizza für Totti und Tutti

Durchgeknallte Late-Night-Show mit den Autoren Sven Amtsberg und Alexander Posch und dem Dramaturgen Imanuel Schipper

(aus Hinz&Kunzt 136/Juni 2004)

Da sind sie wieder: Die Schriftsteller Sven Amtsberg, Alexander Posch und Dramaturg Imanuel Schipper – und mit ihnen eine neue durchgeknallte Kult-Show im Malersaal. Ihre Fußball-Italien-Late-Night verspricht vier Abende zwischen guter Unterhaltung und absolutem Trash, zwischen arte und RTL II.

Alles dreht sich bei der „EMotion Dokumentation“ um die Europameisterschaft, um Italien und speziell um einen gewissen Francesco Totti, dem hübschen, langhaarigen Kicker vom AS Roma. Das Ganze geht bei den Herren Amtsberg, Posch und Schipper nicht ohne Spinnkram ab: Sie geben nämlich vor zu wissen, wie die EM ausgeht: Italien gewinnt in Portugal 4:0 – und alle Tore schießt Francesco Totti. Und mehr noch: Sie behaupten doch glatt, dass besagter Torjäger in La CiCi Città geboren sei, „einem malerischen Flecken im Herzen Italiens“. Dieses Dorf wollen die Künstler auf der Bühne nachbilden, na ja, zumindest drei, vier Häuser. Unter anderem den Tabacchi, in dem der Totti sein erstes Bier gekauft hat, den Dorfplatz, an dem der Gute das Bier getrunken hat – und die Telefonzelle, in der er nach reichlichem Konsum desselben seine Mama um Hilfe angefleht hat. Angeblich soll seine Mama zu Gast sein, die über ihr Wunderbambino erzählt, sowie einige Klassenkameraden, die auch die ein oder andere Anekdote preisgeben werden. Na ja, wer’s glaubt, wird selig. Kein Wunder, dass sich bei dieser Ankündigung selbst gestandene Theatermitarbeiter fragten, ob es diesen Totti überhaupt gebe und – wenn ja – ob er wirklich Fußballer sei.

Klar, gibt’s „Gotti Totti“, und er ist auch im wahren Leben ein begnadeter Fußballer. Auch wenn er in Wirklichkeit nicht in besagtem Dörfchen, sondern mitten in Rom geboren wurde. Natürlich stimmt’s auch nicht, dass Mama Totti uns in Hamburg die Aufwartung macht.

Dafür kommen – wie immer bei den Shows der Hamburger Literaten – illustre Gäste. Geladen sind beispielsweise Fernsehkoch Tim Mälzer und Jung-und-prominent- Schauspieler Robert Stadlober (hat aber noch nicht zugesagt). Letzterer bestimmt auch deshalb, weil er derzeit den Romeo gibt am Schauspielhaus – und der war ja bekanntlich Italiener. Außerdem kommen noch die Schriftstellerkollegen Gordon Roesnik, Jürgen Noltensmeier und Lars Dahms. Gastgeber und Gäste haben dann jeweils zehn Minuten Zeit, um etwas zum Besten zu geben. Amtsberg und Posch zumindest saßen bei Redaktionsschluss noch an ihren Geschichten, die sie speziell für ihre Italien-Late-Night schreiben. Keine Angst: Zu tiefsinnig wird’s vermutlich trotzdem nicht werden.

Bislang jedenfalls hatten die Shows eher den gegenteiligen Ruf. Die taz bezeichnete den Vorgänger, die Di GiGi Beach-Show, beispielsweise als „Gute-Laune-Terror“ – der Rezensent amüsierte sich allerdings trotzdem. Und Maike Schiller befürchtete im Abendblatt schon, dass der heiße Sommer im Vorjahr womöglich „bleibende Schäden“ hinterlassen habe… Aber es gibt auch Besucher, die betonten, dass es sich „nicht nur um Klamauk“ handeln würde, sondern die Show durchaus „zwischen RTL II und arte“ anzusiedeln sei.

Damit man weiß, was einen erwartet, muss man sich nur angucken, was die Literatengang vorher auf die Beine stellte. Bei Après-Schi beispielsweise: Im Winter 2001 tummelten sich die Gastgeber samt Gästen wie Markus Lotter (FC St. Pauli) und Roger Willemsen in einer gemütlichen Winterwohnung – aufgebaut im Neuen Cinema. Sie buken gemeinsam Weihnachtsplätzchen, bastelten Strohsterne und redeten übe Gott und die Welt.

Im Di GiGi Beach wurden 40 Tonnen Sand in den Malersaal gekippt und ein Pool aufgebaut. In dem las beispielsweise Schriftstellerkollege John von Düffel („Vom Wasser“), angestrahlt von kosmischem Unterwasserlicht. Die Welt war begeistert von dem „hawaiianischen Haiku-Hallodri“ und von Moritz Rinke, „dem Bob Marley des deutschen Theaters“. Amtsberg und Posch waren wiederum begeistert über den Besuch von „Mr. Sportstudio“: Dieter Kürten trat wie die Gastgeber im show-eigenen Bademantel nebst Badehose auf und brillierte so wortwitzig, dass die jedem Künstler zugedachten zehn Minuten wie im Fluge vorbeirauschten. „Der Mann ist eine Entertainment-Maschine vor dem Herrn“, so Amtsberg. „Wie der auf der Bühne und mit uns war! Das war fantastisch.“

Fantastisch werden sicher auch die Darbietungen des Adriano-Celentano-Doubles oder die der drei extra gecasteten Italo-Pop-Bands wie die Deutsch-Italienische Freundschaft, The Ramzotti Zistern oder TRIPA. Mit dabei auch wieder Bandmitglieder von Die Sterne und Kettcar.

Noch ein Schmankerl: Nach der Late-Night wird jeden Abend abgehottet – mit den DJs Salvatore Paradiso und Martin Moritz. Wenn Sie dann noch unverschämtes Glück haben, kriegen Sie womöglich noch ein Stück Pizza ab, die die Schriftsteller für ihre Gäste backen wollen. Aber wie gesagt: Verlassen sollte man sich auf gar nichts!

Bibi Milli

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