City : Pfand gehört jetzt ins Regal

Nach öffentlicher Empörung hat die Stadtreinigung an zehn Mülleimern in der Innenstadt Pfandregale angebracht. So werden Flaschensammler nicht aus der Innenstadt verdrängt. Die Probephase läuft gut.

(aus Hinz&Kunzt 257/Juli 2014)

Hinz&Künztler Sascha hatte  die Debatte über die neuen  Mülleimer angestoßen.
Hinz&Künztler Sascha hatte die Debatte über die neuen Mülleimer angestoßen.
Ein bisschen stolz ist Reinhard Fiedler schon: „Das Hamburger Pfandregal hat eingeschlagen“, sagt der Sprecher der Stadtreinigung, „Kiel will jetzt nachziehen und an fünf Mülleimern einen Halter für Pfandflaschen anbringen.“ Dabei war er anfangs strikt gegen diese Vorrichtungen. Aus Sorge, Passanten würden ihren Müll darauf ablegen – statt ihre Flaschen hineinzustellen, wie es eigentlich gedacht ist. Und weil er fand, die Stadtreinigung habe als betriebswirtschaftliches Unternehmen keinen sozialpolitischen Auftrag und müsse sich nicht um Belange von Flaschensammlern kümmern. Nun ist er überrascht, wie gut die Regale angenommen werden: „Die Pfandregale sind bislang nicht vermüllt, ein Mal haben wir einen Pappkarton gefunden“, sagt er. Die Probephase läuft noch, aber es sieht gut aus für die Flaschensammler.

Das ist auch der Verdienst von Sascha. Er hatte sich in einem Kommentar in der Mai-Ausgabe von Hinz&Kunzt über die 160 neuen Mülleimer in der Stadt aufgeregt, weil Flaschensammler dort nicht mehr hineingreifen können. Das hatte eine Debatte auf Facebook und in anderen Medien losgetreten – und nur wenige Wochen später hing das Pfandregal, zunächst testweise, an zehn Mülleimern in der Innenstadt. Dem Hinz&Künztler ist es in seinem ganzen Leben noch nicht passiert, dass eine Anregung oder gar Kritik von ihm Wirkung zeigte. „Und wenn, dann ging es eher nach hinten los.“ Dieses Mal hat es geklappt: Die Stadtreinigung hat seine Anregung aufgenommen, auch ganz ohne sozialpolitischen Auftrag. Jetzt hofft Sascha, dass bald auch an den restlichen 150 Mülleimern Pfandregale hängen werden.

Text: Benjamin Laufer, Birgit Müller
Foto: Mauricio Bustamante