Erster Kältetoter 2017? : Obdachloser in Schwerin vermutlich erfroren

In einer Kleingartenanlage, so wie sie auf diesem Symbolbild zu sehen ist, wurde in Schwerin ein toter Obdachloser gefunden. Foto: Karl-Heinz-Liebsch/pixelio.de.

In einer Kleingartenanlage in Schwerin ist ein toter Obdachloser gefunden worden. Als Todesursache vermuten die Ermittler Erfrieren. Der 52-Jährige war nur spärlich bekleidet.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Ein Obdachloser ist in einer Kleingartenanlage in Schwerin leblos aufgefunden worden. Ein Passant entdeckte den Mann am Mittwoch Nachmittag gegen 16 Uhr auf einem Gartenweg. Er war nur spärlich bekleidet, auf dem Boden um ihn herum lagen Kleidungsstücke.

Der herbei gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod des 52-Jährigen feststellen, meldet die Schweriner Polizei. Als Todesursache vermuten die Ermittler Erfrieren. Hinweise auf ein Fremdverschulden liegen nach ersten Erkenntnissen nicht vor.

Die Kleidung habe sich der Mann vermutlich selbst ausgezogen – ein bei Erfrierungen bekanntes Phänomen, das als paradoxes Entkleiden oder Kälteidiotie bezeichnet wird. Sobald die Körpertemperatur eines Menschen unter 32 Grad sinkt, pumpt das Herz Blut in die unterkühlten Körperteile. Die Betroffenen schwitzen und versuchen sich abzukühlen.

40 Unterkunftsplätze in Schwerin

Wie ein Polizeisprecher auf Hinz&Kunzt-Nachfrage sagte, sei der Mann der Schweriner Polizei als Obdachloser bekannt gewesen. Keine Angabe konnte der Sprecher darüber machen, ob der Mann regelmäßig in der Kleingartenanlage übernachtet habe Die genaue Todesursache soll nun ermittelt werden.

Wie viele Obdachlose in Schwerin leben, darüber gibt es keine gesicherten Zahlen. Klar ist: In der städtischen Wohnungslosenunterkunft der Stadt gibt es 40 Plätze. Diese seien derzeit „aber nicht voll belegt“, so eine Sprecherin der Stadt. Ein sozialpsychiatrischer Dienst kümmere sich um die Menschen, die auch im Winter draußen Platte machen, etwa in leerstehenden Gebäuden. Ob der Verstorbene auch von der städtischen Sozialarbeitern betreut wurde, darüber liegen derzeit noch keine Erkenntnisse vor.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Mann sei der erste Kältetote dieses Winters gewesen. Leider war dies nicht korrekt: Bereits im November war ein Obdachloser in Hannover erfroren.

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

Weitere Artikel zum Thema