Kältetod : Obdachloser in Magdeburg erfroren

Der erste obdachlose Erfrorene dieses Winters macht deutlich: Wer die Nacht bei der zurzeit herrschenden extremen Kälte draußen verbringt, ist in Lebensgefahr. Doch nicht in allen Fällen greifen die Hilfesysteme. Auch in Hamburg schlagen Obdachlosenhelfer Alarm.

Draußen vor der Tür: Nach wie vor verbringen viele Obdachlose auch in Hamburg Tag und Nacht im Freien. Foto: BEB

Deutschland hat den ersten obdachlosen Kältetoten dieses Winters zu beklagen: In Magdeburg (Sachsen-Anhalt) ist ein 55 Jahre alter Mann erfroren. Er war seit mehreren Jahren obdachlos. Eine Passantin hatte den leblosen Mann am Donnerstagmorgen auf einer Bank vor einem Blumenladen entdeckt. Der zur Hilfe gerufene Notarzt stellte den Tod des Mannes fest, der im Viertel offenbar bekannt war.

Viele Obdachlose verbringen die Nacht nach wie vor im Freien

„Das ist eine sehr schlimme Nachricht, die so oder so ähnlich auch aus Hamburg kommen könnte“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Auch in der Hansestadt herrschen teilweise zweistellige Minusgerade. „Wir können nur wiederholen, was wir schon oft gesagt haben: Wer jetzt noch auf der Straße übernachtet, hat zu große Angst, den Erfrierungsschutz der Stadt anzunehmen“, so Karrenbauer. Das werde so lange der Fall sein, wie es große Unterkünfte wie in der Spaldingstraße gebe.

Die Mitarbeiter der Hamburger Mitternachtsbusses trafen in der Nacht zum Freitag etwa 80 Personen im Bereich zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Altona an. Die rund 350 Plätze im Winternotprogramm der Stadt sind belegt. Die Sozialbehörde betont aber, man habe weitere Unterbringungsmöglichkeiten.

Winternotprogramm für Hunde

Weil es Obdachlosen nicht in allen Unterkünften erlaubt ist, ihre Hunde mitzubringen, bietet das Tierheim in der Süderstraße ein Winternotprogramm für Hunde an. Obdachlose können ihre Tiere abends dort hinbringen, die Hunde werden über Nacht betreut und können am nächsten Morgen ab 9 Uhr wieder abgeholt werden. Das Angebot ist kostenlos. „Wir wissen, dass kein Obdachloser sich freiwillig auch nur für ein paar Stunden von seinem Hund trennen will. Leider ist die Alternative meist, dass beide die Nacht auf der Straße verbringen.“

Linke fordert besseres Aufenthaltsangebot am Tag

Gefordert sind zurzeit auch die Tagesaufenthaltsstätten in der Stadt, denn es ist nicht nur nachts kalt. Der Bedarf nach Sitzplätzen im Warmen und heißen Getränken ist enorm, berichten Obdachlosenhelfer. Das liegt auch daran, dass der Aufenthalt etwa in der Notunterkunft in der Spaldingstraße (230 Plätze) tagsüber nicht gestattet ist. Die Linke fordert, das zu ändern: „Der Senat muss unverzüglich handeln. Möglich wäre es, die Unterkünfte im Winternotprogramm auch tagsüber zu öffnen“, sagt die sozialpolitische Sprecherin Cansu Özdemir.

„Der Senat muss für kurzfristig ausreichende niedrigschwellige Tagesaufenthaltsmöglichkeiten sorgen. Notfalls müssen zusätzliche geeignete Räumlichkeiten, beispielsweise leer stehende Gewerbeimmobilien, angemietet werden, die beheizbar sind und über sanitäre Einrichtungen verfügen.“ BEB