Mokli : Neue Online-Hilfe für Straßenkinder

Der Nutzer navigiert durch sieben unterschiedliche Kategorien zum entsprechenden Hilfsangebot. Foto: Simone Deckner

Eine neue mobile Website unterstützt ab sofort junge Obdachlose in Not. Straßenkinder können über die Seite Beratungsangebote, Notschlafplätze oder auch Essensausgaben in ihrer Stadt finden.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die neue mobile Website Mokli listet bundesweit etwa 3000 Beratungsangebote, Notschlafstellen, Tageseinrichtungen oder auch kostenlose Essensausgaben für junge Obdachlose auf. Über die interaktive Karte sind die unterschiedlichen Angebote leicht auffindbar. Navigiert werden die Nutzer durch die Seite auf Deutsch, Englisch, Polnisch und Arabisch.

„Mir hat solch ein Angebot früher gefehlt“, sagt Hanna von dem Verein Momo, der Hamburger Vertretung der Straßenkinder (Hanna ist auch die Titelheldin unserer März-Ausgabe). Die 17-Jährige hat zusammen mit anderen Straßenkindern die neue Homepage entwickelt. Angeleitet wurde das Projekt von Karuna e.V., dem Berliner Verein für Straßenkinder. Der Name der Seite leitet sich ab von dem jugendlichen Ausreißer Mogli aus dem Dschungelbuch, der schließlich Hilfe in der Tierwelt fand. Um die neue Homepage bekannt zu machen, drehten die Straßenkinder einen ersten Werbeclip:

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Hanna war noch keine 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal auf der Straße landete. Zuflucht fand sie damals im Kids, dem Projekt für Straßenkinder in Hamburg. „Mich haben damals Freunde mitgenommen“, erinnert sich Hanna. Das Kids sei für sie eine Rettungsanker gewesen, in der sie endlich ohne Druck Unterstützung erhielt. Durch die App seien Straßenkinder jetzt nicht mehr auf Kontakte angewiesen. Sie könnten selbstständig die richtige Hilfe für sich finden.

Erhebungen über die Zahl der Straßenkinder in Deutschland gibt es nicht. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) schätzt, dass bundesweit rund 30.000 junge Menschen auf der Straße leben. Sie sind Zuhause rausgeflogen, abgehauen oder aus Pflegefamilien oder Jugendhilfeeinrichtungen weggelaufen. In Hamburg erhalten sie rund um den Hauptbahnhof Unterstützung durch offene Beratungsangebote wie Off Road Kids und Kids.

Mir hat solch ein Angebot früher gefehlt– Hanna, Sprecherin der Straßenkinder in Hamburg

Selbstverständlich sind diese beiden Projekte jetzt auch über die neue Homepage auffindbar. Neben solchen Beratungsangeboten werden aber auch Essensausgaben aufgelistet. Allein in Hamburg gibt es 47 Ausgabestellen. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise, wo man einen „aufgeschobenen Kaffee“ erhält. In einigen Cafés können die Kunden nicht nur einen Kaffee für sich bestellen, sondern noch ein weiteres Getränk für Bedürftige im Voraus bezahlen.

Finanziert wurde die Homepage aus Preisgeldern des Google Impact Challenge. Mit diesem Wettbewerb fördert das Unternehmen Google digitale Projekte von NGOs. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die neue Mokli-Plattform kann man nicht nur am Computer abrufen, sondern ist auch mobil nutzbar. Besonders wichtig, weil die Jugendlichen auf der Straße heutzutage eher Zugang zu einem Smartphone als zu einem Computer haben.

War die Suche erfolgreich, können sich die Jugendlichen darüber hinaus direkt zu den Hilfsangeboten navigieren lassen. Zwei Mitarbeiter von Karuna werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Liste der eingetragenen Hilfsangebote aktuell bleibt.

 

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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