Freunde : Mit der Elbe auf die Elbe

Ein Geschenk, das 270 Minuten dauerte und für viel Lächeln sorgte: Zehn Hinz&Künztler schipperten mit dem 103 Jahre alten Dampfer „Elbe“ rund um Wilhelmsburg. Altes kann ja so viel Freude machen!

(aus Hinz&Kunzt 259/September 2014)

Noch wird nicht gesungen! Aber das kommt noch. Schließlich ist die Stimmung von Anfang an gut, steigert sich Seemeile für Seemeile, wenn es über die Norderelbe und den Köhlbrand in die Süderelbe geht.
Noch wird nicht gesungen! Aber das kommt noch. Schließlich ist die Stimmung von Anfang an gut, steigert sich Seemeile für Seemeile, wenn es über die Norderelbe und den Köhlbrand in die Süderelbe geht.
Bockwurst on Board und einen Kaffee dazu – das war nur das Sahnehäubchen für zehn Hinz&Künztler, die an diesem Sonntag auf eine Fahrt mit der „Elbe“ auf die Elbe eingeladen wurden. Die eine ist der Fluss, die andere ein 103 Jahre alter Dampfeisbrecher. Verschenkt hat die Fahrt der Verein, der den alten Kahn betreut. „Da habe ich mich sehr drauf gefreut“, sagt Hinz&Künztler Hans-Peter, der mit seinen Kollegen an der Reling steht und unserem Fotografen Mauricio Bustamante zum Abschied zuwinkt. „Ob wir wiederkommen, wissen wir nicht“, ruft der 63-Jährige beim Ablegen. Die Gruppe lacht. So geht Vergnügen, und damit scheint sie sich gut auszukennen. Flugs ein Plätzchen gesucht, fängt der Erste selig an zu pfeifen und sehnsuchtsvoll in den Himmel zu linsen – Jürgen. Heute sind der 51-Jährige und die anderen auf Norder-elbe, Köhlbrand und Süderelbe unterwegs. Jürgen kommt nun vom Pfeifen ins Schwärmen. „Wir genießen es!“ Gelächter und Gekichere.

Auch die übrigen 50 Gäste lassen sich von der über 100-Jährigen liebend gern sanft übers Wasser schleppen. ­Der Vereinsvorsitzende Günter Poyer kann diese Stimmung gut nachfühlen. Im April letzten Jahres war er zum ersten Mal auf der Elbe – dem Schiff wohlgemerkt – und hat sich gleich in sie verliebt. Seitdem sei seine private Freizeit auf zehn Prozent geschrumpft. „Aber das macht nichts. Ich bin Single“, sagt der 54-Jährige lachend. Und allein die Geschichte des Schiffes sei spannend: Einst im Dienste der preußischen Elbstromverwaltung, war die „Elbe“ auf der Elbe als Flusseisbrecher bis 1976 betriebsklar. Ging dann durch verschiedene Hände, wurde ziemlich verrostet vor zehn Jahren im Ijsselmeer aufgestöbert und kam zurück.

Dass die Hinz&Künztler auf die gut dreistündige Fahrt mitgenommen wurden, war die Idee eines Vereinsmitgliedes, der ihnen Gutes tun wollte. Hans-Peter sagt über solche Geschenke: „Wir lernen sehr viel. Und man ist in einem sozialen Gefüge.“ Es geht ums Dabeisein. „Das macht richtig Freude.“

Die Heizer, denen man während der Fahrt bei der Arbeit zusehen kann, legen noch ein paar Kohlen nach. Ein dichter Schlauch aus schwarzem Qualm windet sich aus dem schwarz-gelben Schornstein. Und weil dieser Abgasturm bei niedrigen Brücken um fast 90 Grad nach hinten gekippt wird, kann dieser Schlauch auch mal ein hautnahes Erlebnis werden. „Gott sei Dank habe ich heute kein weißes Hemd an – trage ich sonntags sonst immer“, sagt Hans-Peter. Der 63-Jährige klopft sich den Ruß von seiner dunklen Kleidung.

Langsam wird es frisch. Hans-Peter schüttelt sich. Jürgen dagegen erweist sich als echter Seebär. „Ach was, Jacke aus, T-Shirt aus!“ Er zieht sich dann allerdings nicht aus, sondern beschließt, die kühlen Böen mit einem maritimen Medley wegzusingen: „Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön …“ Hans-Peter macht mit. Der Mann mit dem schwäbischen Akzent breitet die Arme aus und ruft begeistert: „Hamburg, das Tor zur Welt!“ So geht Vergnügen.

Die „Elbe“ schippert immer weiter Richtung Anleger, vorbei an der Hafencity, vorbei an Hinz&Kunzts Anker des Lebens, auf dem Testamentsspender verewigt sind. Und vorbei geht es an den Häusern in der neu gebauten ­Hafencity. „Hans-Peter, möchtest du da wohnen?“, fragt Vertriebsmitarbeiter Jürgen, der neben dem anderen Jürgen auch mit dabei ist. „Nee, dieser ganze Beton! Einfach hässlich und kalt.“ Da sind sich alle einig. Abschätzige Blicke wandern Richtung Hafenkante.

Dann wird allmählich angelegt. Stimmengewirr: „Das hat mir so gut gefallen.“ Und: „Das war echt total schön.“ Hans-Peter schließt mit den Worten: „Einer der schönsten Nachmittage in diesem Jahr für mich. Balsam für die Seele.“ Mit einem beseelten Grinsen im Gesicht gehen die Hinz&Künztler von Bord und ziehen weiter auf einen gemeinsamen Kaffee, irgendwo.

Text: Maike Plaggenborg; Foto: Mauricio Bustamante

Neugierig geworden? Hier gibt es mehr Infos: www.dampfeisbrecher-elbe.de