Leichte Sprache : Mieter:innen müssen öfter „Nein!“ sagen

Dr. Rolf Bosse, Vorsitzender des Mieterverein Hamburg, in seinem Büro. Foto: Imke Lass

Die Miete für Wohnungen in Hamburg kostet immer mehr Geld.
Der Mieter-Verein zu Hamburg möchte den Menschen helfen.
Er nutzt den Mieten-Spiegel für seine Arbeit.
Der Mieten-Spiegel sagt,
wie hoch die Miete für Wohnungen sein darf.
Der Mieten-Spiegel ist eine Liste von Mieten,
die in einer Stadt üblich sind.
Der Mieter-Verein findet den Mieten-Spiegel richtig.
Aber warum ist das so?
Hinz und Kunzt hat mit Rolf Bosse gesprochen.
Rolf Bosse ist der Chef von dem Mieter-Verein.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Hinz und Kunzt: Die Vermieter in Hamburg wollen heute,
dass die Leute fast 10 Euro für einen Quadrat-Meter bezahlen.
Der Preis ist in 4 Jahren um mehr als 1 Euro gestiegen.
Der neue Mieten-Spiegel zeigt das.

Rolf Bosse: Ja, das ist wirklich ein Problem.
Die hohen Mieten können immer weniger Menschen bezahlen.
Und die Löhne sind auch zu niedrig.
Menschen mit einem mittleren Lohn finden auch oft keine Wohnung mehr.

 

Höhere Mieten dürfen die Vermieter mit dem Mieten-Spiegel berechnen.
Aber auch der Mieten-Spiegel steigt.
Denn in dem Mieten-Spiegel sind nur Wohnungen drin,
die neue Mieter:innen haben oder eine höhere Miete.
Geringe Mieten sind nicht in dem Mieten-Spiegel,
weil die geringen Mieten fast immer gleich bleiben.
Ist das ein Fehler mit Absicht?

Ja, diesen Fehler hat man so gewollt.
Die Politik in Hamburg hat 1975 ein Gesetz gemacht:
das Miet-Höhe-Gesetz.
Das Gesetz sagt, dass die Mieten steigen dürfen.
Die Vermieter haben dafür aufgehört,
die Wohnungen einfach ohne Grund zu kündigen.
Aber damals gehörten noch viele Wohnungen der Stadt Hamburg.
Und die Mieten sind sehr langsam gestiegen.

In Hamburg baut man seit 30 Jahren zu wenig neue Wohnungen.
Und Hamburg hat sehr viele Wohnungen an Firmen verkauft.
Die Firmen wollen aber Geld mit den Wohnungen verdienen.
Das war und ist ein großer Fehler.
Jetzt gibt es eine große Wohnungs-Not.

 

Die Mieter-Vereine wollen schon lange,
dass der Mieten-Spiegel anders ist.
In diesem Jahr war fast ein großer Streit deshalb.
Wie kam es dazu?

Die Frage ist,
woher kommt der Mittel-Wert für die Miete.
Das ist das Thema.
Man hat bisher alle Mieten zusammen gezählt.
Und das Ergebnis teilt man durch die Zahl der Miet-Wohnungen.
Das ist dann der Mittel-Wert.
Die Behörde möchte den Wert aber neu machen.
Sie möchte jetzt den Median verwenden.
Der Median ist genau die Mitte von allen bekannten Mieten.

 

Ich kann nur schlecht Mathe.
Was ist der Unterschied von Mittel-Wert und Median?

Manche Mieten sind sehr hoch.
Deshalb ist die Miete als Mittel-Wert auch sehr hoch.
Ich gebe ein Beispiel:
In einem Haus mit 10 Wohnungen bezahlen 9 Wohnungen 700 Euro,
aber eine Wohnung bezahlt 2.000 Euro Miete.
Dann ist für alle Wohnungen der Mittelwert über 800 Euro!
Das ist viel höher,
als die Miete für die meisten Wohnungen.
Die Vermieter können dann die Miete für alle deutlich höher machen.

Der Median ist aber die Miete in der Mitte.
In unserem Beispiel gibt es 10 Wohnungen,
von denen fast alle 700 Euro kosten.

Die sehr hohe Miete mit 2.000 Euro ändert den Median kaum.
Dann können die Mieten auch kaum teurer werden.

Der Median ist oft niedriger als der Mittel-Wert.
Die Mieter-Vereine finden deshalb die Idee der Behörde gut.
Aber die Vermieter wollen das nicht.
Sie lehnen die Idee von der Behörde ab.
Damit ist aber der Mieten-Spiegel in Hamburg nicht mehr sicher.

 

Die Behörde hat dann die Idee zurückgenommen.
Der Verein „Mieter helfen Mietern“ lehnt den Mieten-Spiegel ab.
Ihr Verein ist immer noch für den Mieten-Spiegel.
Viele Menschen müssen deshalb mehr Miete bezahlen.
Warum sind Sie für den Mieten-Spiegel?

Vermieter erhöhen oft die Miete,
weil sie das wegen dem Mieten-Spiegel dürfen.
Vermieter würden die Miete aber noch viel höher machen,
wenn sie den Mieten-Spiegel ablehnen.

Mieter können gegen hohe Miete „Nein!“ sagen,
aber oft tun das nur wenige Menschen.
Es gibt mehr Sicherheit für alle Mieter in Hamburg,
wenn auch die Vermieter den Mieten-Spiegel richtig finden.
Und es gibt weniger Streit.
Die Vermieter haben uns dafür auch ein paar Versprechen gegeben.

 

Welche sind das?

Einige sehr hohe Mieten sind dieses Jahr nicht mehr in den Mieten-Spiegel.
Ab 2025 steht der Median in dem Mieten-Spiegel,
also nicht mehr der Mittel-Wert.
Wir haben das mit den Vermietern verabredet.

Wir suchen alle zusammen eine Lösung für das Problem,
dass es noch zu viele sehr hohe Mieten in Hamburg gibt.
Manche Mieten sind gegen das Gesetz.
Aber es müssen alle Mieten dem Gesetz folgen.
Man darf keine Mieten mehr in dem Mieten-Spiegel haben,
die falsch und viel zu hoch sind.
Dann können die Mieten auch nicht mehr so teuer sein.

 

Die „Saga“ ist eine Wohnung-Firma,
die der Stadt Hamburg gehört.
Die „Saga“ verspricht,
dass sie ihre Mieten nur ein bisschen höher macht.
Sie darf aber die Miete in 3 Jahren viel höher machen.
Das ist zwar nett,
aber die Wohnungen werden doch trotzdem zu teuer?

Ich wünsche mir sehr,
dass die „Saga“ die Miete nicht höher macht.
Die „Saga“ kann mehr tun,
damit kleine Wohnungen vielleicht sogar billiger werden.
Denn die Mieten werden nur deshalb teurer,
weil nur veränderte Mieten in dem Mieten-Spiegel stehen.
Deshalb erhöht die „Saga“ die Mieten.
Wenn die „Saga“ die Miete nicht ändern würde,
dann würden die Mieten in Hamburg sogar noch höher sein!
Deshalb sind 5 Euro mehr für alle auch gar nicht so schlimm.
Es sollten aber keine 50 oder 100 Euro mehr sein dürfen.

 

Wie geht es in Hamburg jetzt weiter?

Wir sind noch viel zu leise.
Alle Mieter:innen und wir müssen viel öfter „Nein!“ sagen.
Wir müssen die Lage für alle Mieter:innen besser machen.
Ich möchte,
dass alle Mieter:innen in Hamburg laut sind.
Wir müssen alle zusammen „Nein!“ sagen,
wenn die Vermieter den neuen Mieten-Spiegel 2025 doch nicht wollen.
Zu hohe Mieten in Hamburg dürfen aber nicht mehr sein.
Das müssen alle Vermieter in Hamburg genau wissen.

 

Übersetzung in leichte Sprache: capito Hamburg

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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