Auf die Straße gegen Ausgrenzung und Rassismus: Ein breites Bündnis ruft für Sonntag, den 19. Juni zu Menschenketten in fünf Großstädten auf. Auch Hamburg ist mit dabei. Tausende Menschen wollen für Solidarität und Vielfalt einstehen.
Zu einer Menschenkette gegen Rassismus und für Vielfalt und Menschenrechte ruft ein Aktionsbündnis für diesen Sonntag, den 19. Juni auf. „Wir wollen […] deutlich machen, dass wir unabhängig von Glaube, Herkunft, Hautfarbe und sexueller Identität füreinander einstehen“, sagt Holger Wagner vom Bündnis. Unter anderem gehören die Diakonie Hamburg, Amnesty International, der Paritätische Wohlfahrtsverband, Pro Asyl, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Lesben- und Schwulenverband Hamburg dazu.
Die Auftaktkundgebung startet um 16.30 Uhr auf dem Rathausmarkt. Auf dem Rednerpult wird neben Landespastor und Diakoniechef Dirk Ahrens und Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime auch ein nach Hamburg Geflüchteter aus Somalia sprechen. Um kurz nach 17 Uhr beginnt die Menschenkette: Ziel ist es, die St. Petri- Kirche mit der Al Nour-Moschee, der Hauptkirche St. Petri und dem Zentrum der jüdischen Gemeinde zu verbinden. Damit an der 4,4 Kilometer langen Strecke keine Lücken entstehen, müssen mindestens 3500 Menschen teilnehmen.
Die Veranstalter wollen mit ihrer Aktion darauf aufmerksam machen, dass sich menschenverachtende Vorurteile immer stärker auch in der Mitte der Gesellschaft verbreiten: „Hetze gegen Muslime und Juden, Menschen anderer Herkunft, Lesben, Schwule, Transgender und gegen Andersdenkende scheint salonfähig zu werden“, so Holger Wagner. Erst in dieser Woche hatte die Universität Leipzig eine alarmierende Studie („Die enthemmte Mitte“) veröffentlicht. Darin stimmen zum Beispiel 80,9 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass der Staat bei der Prüfung von Asylanaträgen „nicht großzügig“ sein sollte. Rund die Hälfte gab an, sich „angesichts vieler Muslime manchmal wie ein Fremder im eigenen Land zu fühlen“.
Video-Aufruf zur Menschenkette
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Weitere InformationenAuch die Kriminalstatistik untermauert diese These der fremdenfeindlichen Einstellung: In Hamburg hat sich die Zahl rechtsextremistischer Straftaten im vergangenen Jahr „erheblich erhöht“, belegt der aktuelle Verfassungsschutzbericht. Insbesondere die Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten gegen Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte stieg: Insgesamt wurden 500 Straftaten aus erwiesenen oder vermuteten rechtsextremistischen Gründen verübt. Das sind 90 Prozent mehr als im Jahr 2014.
Mit der Menschenkette, die an diesem Wochenende in vier weiteren deutschen Großstädten stattfindet, soll gegen diese Entwicklung ein Zeichen gesetzt werden: Gegen den Hass, für Solidarität.
Route der geplanten Menschenkette
Text: Simone Deckner
Foto: Aktionsbündnis
So., 19.6, Auftakt am 16.30 Uhr Rathausmarkt, Start der Menschenkette ab 17.10 Uhr.
Es sprechen:
Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime in Deutschland)
Joachim Speicher (Paritätischer Wohlfahrtsverband)
Indho Abyan (Geflüchteter aus Somalia)
Jannis Pfendtner (Naturfreundejugend Deutschland)
Dirk Ahrens (Diakoniechef Hamburg, Landespastor und Hinz&Kunzt-Herausgeber)
Mehr Infos unter www.hand-in-hand-gegen-rassismus.de