Der aus Holland stammende Musiker Michel van Dyke bringt auf seinem neuen Album „Doppelleben“ zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört: Synthie-Pop, Riff-Rock und Balladen. Wir haben mit ihm über magische Momente gesprochen.
„Auch kurz mal auf die Toilette gehen kann sehr hilfreich sein“, sagt Michel van Dyke. Den Trick kann er verraten. Der Sänger, Songschreiber und Produzent will damit gar nicht auf ein anrüchiges Thema hinaus. Es geht darum, der Kreativität auf die Sprünge zu helfen. „Wenn man sich bewegt, bewegt sich auch der Geist“, sagt der 53-Jährige. Deshalb schreibt er besonders gern beim Zugfahren oder Spazierengehen – oder eben nach einer profanen Pinkelpause: „Meist fällt einem dann die Zeile ein, die noch fehlt.“
Gleich der erste Song, den der Holländer 1999 auf Deutsch verfasst hat, wurde ein Riesenhit: „Du trägst keine Liebe in Dir“ gab er an die Gruppe Echt ab – obwohl er ihn ursprünglich selbst singen wollte. „Es fiel mir schon schwer, mein Baby wegzugeben, aber ich habe mich sehr über den großen Erfolg gefreut“, sagt er rückblickend.
Mit der Musik begann er früh: Fingerübungen auf dem elterlichen Klavier, später dann Unterricht. Der Vater spielte Gitarre, die Eltern sangen zu Hause. Die Beatles waren seine erste große Liebe: „Das hat mich ergriffen, obwohl ich es nicht verstanden habe, aber ich habe gespürt: Das ist etwas Magisches.“ In Gottesdiensten schmuggelte er an der Kirchenorgel einmal „Je t’aime … moi non plus“ unter die Oratorien. „Das klingt ja wie Bach“, sagt er und lacht.
Nach Hamburg zog es ihn „im zarten Popstar-Alter von 21“. Weil Udo Lindenberg da herkommt und „weil irgendein Kumpel mir mal erzählt hatte, Hamburg wäre das Größte“. Über den NDR-Musikmoderator Klaus Wellershaus knüpfte er erste Kontakte zur hiesigen Szene. Anfang der 90er stieg er mit englischen Songs in die Charts ein, dann kam der Erfolg mit Echt, viele Folgeaufträge (unter anderem für Patrick Nuo und Anna Loos) und drei Soloalben, auf denen van Dyke sich als feinsinniger Songschreiber mit opulentem Chanson-Pop etablierte.
Sein aktuelles Album heißt „Doppelleben“. Den Titel hat er gewählt, weil sich jeder Song anders anhört, gewissermaßen mehr als ein Leben hat. „Man soll sich das auch in 20 Jahren noch anhören können“, sagt er. Dazu probiert er lange, was zu einem Song am besten passt: „Außer mir vor Liebe“ etwa war zuerst ein Synthie-Pop-Song, dann eine Riff-Rock-Nummer und schließlich eine Ballade.
So unterschiedlich der Entstehungsprozess jedes einzelnen Stückes, so vielfältig sind auch die musikalischen Stile, die sich auf dem Album versammeln. Dass etwas Neues entsteht mit Dingen, die eigentlich nicht zusammengehören, so etwas gefällt van Dyke: „Das ist die Magie, nach der ich suche.“
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Weitere InformationenMichel van Dyke & die Versuchung live: Sa, 13. Dezember, 18.30 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30, 19 Euro, mehr Infos unter www.michelvandyke.de
Text: Simone Deckner
Foto: Andreas Hornoff