Wer fürs Schnäppchen-Shirt zahlt

Wie kommt das T-Shirt in den Discounter? Die Ausstellung „Made In? Made By? Wieviel Armut und Arbeit steckt in einem T-Shirt?“ zeigt die Stationen – vom Baumwollanbau bis zur Vermarktung – und sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Zu sehen ist sie ab sofort im Dorothee-Sölle-Haus. In der Veranstaltungsreihe diskutieren Experten über sozial- und umweltverträgliche Mode, die Arbeitsbedingungen von Arbeitern in der Textilindustrie und die Zukunft von „Green Fashion“.

Made In FlyerKleider machen Leute. Dass umgekehrt das Gleiche gilt, vergessen Konsumenten allerdings häufig: „Wir spüren von den Chemierückständen in unseren T-Shirts zum Glück kaum etwas“, sagt Alexandra Perschau vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN). „Wer aber massiv unter dem Gifteinsatz leidet, sind die, die unsere Textilien herstellen.“ Vor allem Baumwollpflücker, die täglich frisch verseuchte Wolle mit bloßen Händen anfassen. Oder die Färber, die „bis zum Bauch in hochgiftiger Farbsoße“ stehen, nur um die Jeans für uns noch knalliger zu machen, so die Expertin. Für sie gibt es keinen Zweifel: „Garantiert bügelfreie Hemden oder Anti-Stink-Socken gibt es eben nur mit Chemie.“

Wie Gift als „stiller Begleiter“
die textile Kette durchläuft und dabei die Gesundheit zahlreicher Menschen gefährdet, erklärt die Baumwollexpertin gemeinsam mit weiteren Fachleuten am 26. Mai bei der Ausstellung und Veranstaltungsreihe „Made in? Made by?“. Ein bewussterer, verantwortungsvoller Konsum – das wäre der erste Schritt, um die „Giftkette“ zu verkleinern, glaubt Alexandra Perschau. „Man muss ja nicht gleich seinen ganzen Kleiderschrank auf Bio umstellen“, findet sie. Wichtiger sei es, beim Einkaufen genauer hinzuschauen und Kleidung generell mehr wertzuschätzen: „Man sollte sich ruhig fragen: Brauche ich diesen Schnäppchen-Pulli wirklich, wenn ich ihn in sechs Monaten eh wieder wegschmeiße? Damit wäre schon viel erreicht.“

Denn ein Patentrezept für den ökologisch und moralisch „perfekten“ Einkauf gebe es leider nicht: „Bislang ist das sogenannte GOTS-Label das einzig international etablierte und vertrauenswürdige Gütesiegel für fair gehandelte Textilien aus Bio-Baumwolle“, sagt Perschau. Wer im Laden auf andere Gütesiegel stoße, solle deshalb kritisch nachfragen: „Je achtsamer die Konsumenten einkaufen, desto mehr übt das Druck auf die Unternehmen aus.“ Bis zur idealen Firma mit den idealen Produkten sei es zwar noch ein weiter Weg. „Aber gerade in Hamburg setzen immer mehr Läden auf Bio-Textilien“, so Alexandra Perschau. „Giftfreie Alternativen zum Fünf-Euro-Shirt aus Bangladesch gibt es auf jeden Fall.“
Text: Maren Albertsen, Simone Deckner

Einen Überblick bietet die Neuauflage des Hinz&Kunzt Einkaufsführers für faire Mode.


Veranstaltungen im Mai

Mittwoch, 11. Mai, „Mode – mehr Sein als Schein?“ Wieviel Armut und Arbeit steckt in einem T-Shirt?
19 – 21 Uhr, Dorothee-Sölle-Haus, Königstraße 54, Hamburg.
Es diskutieren: Inge Altemeier, Regisseurin des Films „Schick aber schädlich“, Alexandra Perschau, Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN), Prof. Patrick Kugler, HAW Hamburg, Department Design, (angefragt), Gisela Pick und Irmgard Busemann, Kampagne für „Saubere“ Kleidung, Regionalgruppe Hamburg, Arno Peukes, Ver.di Hamburg, Waltraud Waidelich, Nordelbisches Frauenwerk.

Donnerstag, 26. Mai, „Gift, ein stiller Begleiter in der textilen Kette“, 19–21 Uhr, Verdi Center, Besenbinderhof 54. Es diskutieren: Alexandra Perschau (PAN), Arno Peukes (Verdi), Dr. Erika Schmedt (Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz) und Uli Ott (Marlowe Nature). Spende statt Eintritt für alle Veranstaltungen.

Die Ausstellung ist vom 11. bis zum 31. Mai im Dorothee-Sölle-Haus zu sehen.
Mehr Informationen:
www.made-in-made-by.info

„Made in? Made by?“ ist eine Veranstaltung von: Pestizid Aktions-Netzwerk, Verdi Hamburg, Verbraucherzentrale Hamburg, Kampagne für Saubere Kleidung (Regionalgruppe Hamburg), Nordelbisches Frauenwerk, Hinz&Kunzt