Kurz und gut: Im neu gegründeten Literatur-Quickie-Verlag erscheinen Minibücher mit Kurzgeschichten für die Hosentasche
(Hinz&Kunzt 203/Januar 2010)
„Ich bin groß, trage Schwarz und sehe immer aus, als ob ich verhungere“, hatte Lou Probsthayn sich beschrieben, damit ich ihn bei unserem Treffen im Café auch erkenne. Absolut zutreffend, stelle ich fest, als er seine schlaksige Gestalt in die Senkrechte entfaltet hat. Voller Begeisterung erzählt der Hamburger Autor von seiner jüngsten Idee: Im Februar erscheint in seinem extra gegründeten Verlag Literatur-Quickie die erste Staffel von „Pixi-Büchern“ für Erwachsene. Nur drei Euro kostet eine Kurzgeschichte für die Hosentasche. Im Programm hat Probsthayn Hamburger Gewächse wie Michael Weins und Katrin Seddig, aber auch überregional bekannte Autoren wie Juli Zeh.
Die Idee, Kurzgeschichten in einem kleinen Format zu veröffentlichen, lag für Probsthayn schon länger auf der Hand. Er liebt die kurze Form. Schon vor 15 Jahren hat er mit seinem Kollegen Gunter Gerlach zusammen fiktive Radio-Reportagen geschrieben, bei denen absurde wissenschaftliche Theorien von angeblichen Experten begründet werden. Mit einem dicken Grinsen erinnert sich der Schriftsteller an den Hundekäse, bei dem Hündinnen gemolken werden, oder die Sendung „Verschollen im Horster Dreieck“.
Mit dem Krimi-Experten Gerlach hat er auch vor zwei Jahren die Veranstaltungsreihe „Literatur-Quickie“ entwickelt. Alle zwei Wochen finden in einer Bar in Eimsbüttel Mini-Lesungen Hamburger Autoren statt. Daraus entwickelte sich nun auch die Verlags-Idee.
Literatur und Schreiben beschäftigen Lou Probsthayn schon seit seiner Jugend. „Als ich 16 war, starb mein Großvater. Seinen Tod verarbeitete ich zu einer Kurzgeschichte.“ Mit Anfang 20 erschien sein erster Roman. „Schauerlich“, findet er im Rückblick. Er studierte Germanistik und Kunstgeschichte – „erfolgreich abgebrochen“ – und landete in einer Werbeagentur. „So konnte ich Geld verdienen und lernte, mich kurz zu fassen.“ Später gründete er eine Werbeagentur, die auf ungewöhnliche Art auch mittelständische Kunden gewann: „Wenn wir eine schlechte Anzeige sahen und eine bessere Idee hatten, riefen wir die Firmen einfach an und sagten: ,Wir können es besser, und unser Vorschlag kostet nichts.‘“
Inzwischen hat er die Werbeagentur längst verkauft und sich aufs Schreiben konzentriert. Leben kann er trotz einiger Preise und Stipendien davon nicht, deswegen betreibt er nebenbei eine Ferienhausvermietung. Außerdem kümmert er sich intensiv um seine beiden vier und neun Jahre alten Kinder. „Zwischendurch stehle ich mich immer wieder für zehn Minuten an den Rechner und arbeite an einer Kurzgeschichte.“ Und an weiteren Ideen für Quickies. Die kurze Form ist eben sein Ding.
Text: Sybille Arendt
Infos unter www.literaturquickie.de