Leichte Sprache : Einfach machen

Im Tausch & Schnack arbeiten Anwohnende und Geflüchtete zusammen. Man kann Dinge bringen und mitnehmen. Foto: Miguel Ferraz

Geflüchtete Menschen und freiwillig Helfende
arbeiten in Hamburg Eimsbüttel zusammen.
Sie wollen den Menschen vor Ort helfen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Ein Treff in Eimsbüttel

Etwa 20 Menschen treffen sich an einem Samstag im November.
Sie treffen sich bei der St. Stephanus-Kirche in Eimsbüttel.
Die Menschen tragen dicke Jacken.
Sie haben Tüten und Taschen dabei.
Constance Böhle öffnet die Tür und 10 Personen gehen hinein.
Sonst wird es zu voll.

Constanze Böhle ist 47 Jahre alt.
Sie hat das „Tausch und Schnack“ angefangen.
Sie wollte etwas machen,
weil das Land Russland im Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat.
Constanze fand dann die Räume im Hellkamp.
Die Räume waren leer und die Kirche fand die Idee gut.
Im „Tausch und Schnack“ können geflüchtete Menschen tauschen,
was sie hier in Hamburg brauchen.
Menschen aus Hamburg spenden Haushalts-Sachen oder Spielzeug.
Das „Tausch und Schnack“ ist für alle Flüchtlinge,
die höchstens ein Jahr in Deutschland leben.

In Eimsbüttel sind jetzt viele Menschen aus der Ukraine geflüchtet.
Menschen aus Eimsbüttel arbeiten im „Tausch und Schnack“
mit geflüchteten Menschen zusammen.
In dem Team arbeiten immer gleich viele Menschen aus Eimsbüttel
und aus der Ukraine.
Sie sammeln Spenden und reden mit den Gästen.
Das klappt wirklich sehr gut.

Zusammen reden ist wichtig

Constanze Böhle sagt,
dass die Menschen aus der Ukraine viel leichter
mit anderen Menschen aus der Ukraine reden können.
Denn das „Tausch und Schnack“ soll ein Treffpunkt sein.
„Dinge tauschen ist eine Sache.
Aber die Menschen sollen miteinander reden.
Das ist viel wichtiger als tauschen!“
Miteinander reden heißt in Hamburg auch „schnacken“.
Deshalb der Name vom „Tausch und Schnack“.

Sergei arbeitet seit einem Jahr hier.
Er ist aus einer kleinen Stadt im Osten von der Ukraine geflohen.
In einem Deutsch-Kurs hat er von „Tausch und Schnack“ gehört.
Jetzt räumt er gerade Regale ein.
„Ich habe hier tolle Menschen getroffen und
möchte deshalb auch anderen helfen“.
Eine App auf dem Telefon hilft ihm,
dass er gut Deutsch sprechen kann.

Was findet Sergei gut am „Tausch und Schnack“?
Die Menschen aus Hamburg sind nett und
die Arbeit macht ihm Spaß.
Vor allem kann Sergei etwas Gutes tun.
Er möchte nicht zu Hause sitzen und traurig sein.

Und heute ist auch noch sein Geburtstag.
Er sagt fröhlich,
dass er heute 53 Jahre alt wird.
Einige Menschen hören das.
Sofort kommen die Helfenden aus Hamburg und aus der Ukraine,
sie singen mit den Gästen laut „Happy Birthday“.
Sergei feiert dann mit vielen Leute,
er kann erst einmal nicht mehr arbeiten.

Es gibt noch so viele Ideen

Das „Tausch und Schnack“ bietet viele Kurse und Hilfen an.
Es gibt zum Beispiel:

  • Yoga-Kurse,
  • eine Mal-Werkstatt für Kinder
  • eine Sprech-Stunde mit einer Kinder-Ärztin aus der Ukraine,
    nur für geflüchtete Kinder.

Das „Tausch und Schnack“ hat sogar einen Preis bekommen,
den „Deutschen Nachbarschafts-Preis“.
Und auch der deutsche Bundes-Kanzler Olaf Scholz
hat dem „Tausch und Schnack“ einen Preis gegeben:
den „startsocial“-Preis.

Es gibt noch so viele Ideen.
Cordula Ackermann wohnt in Eimsbüttel.
Sie hat Kinder-Bücher aus Deutschland und der Ukraine gesammelt.
Jetzt kann man die Bücher im „Tausch und Schnack“ leihen.
Sie sagt:
„Die Bücher bringen Menschen zusammen wie eine Brücke,
auch wenn man noch nicht so gut Deutsch spricht.
Und man trifft viele tolle Menschen.
Das macht etwas mit einem.“
Viele Menschen reden so viel über Flüchtlinge.
Aber man soll einfach nicht so viel reden.
„Wenn die Menschen einfach machen,
dann hilft das allen richtig viel.“

Jeden Samstag ist im Keller von dem Haus das „Kaffee Schnack“.
Da gibt es Kaffee und Kuchen,
den viele selbst gebacken haben.
Auch im „Kaffee Schnack“ sollen sich Menschen treffen.
Constanze Böhle sagt:
„Das Café ist für Flüchtlinge und für Deutsche.“

Am Samstag ins „Kaffee Schnack“

An diesem Samstag sind viele Menschen da.
Tatiana ist aus der Stadt Mykolajiw,
Orlena ist aus Kiew und Oleg ist aus Saporischschja.
Ihnen gefällt das Café hier.
Hier können sich alle drei vom normalen Alltag erholen.
Andere Menschen aus der Ukraine haben ihnen
vom „Tausch und Schnack“ erzählt.

Orlena und Tatiana leben noch in einem Heim für Geflüchtete.
Sie suchen eine Wohnung und eine Arbeit.
Sie wollen auch hier als Hebamme und Erzieherin arbeiten.
Oleg hat schon eine Wohnung in Hamburg gefunden.
Aber es sind sehr wenige Deutsche im Café.
Warum ist das so?
Constanze Böhle weiß es auch nicht genau.
„Viele Deutsche helfen,
weil sie etwas tun möchten.
Sie wollen eben nicht nur vor dem Fernseher sitzen.
Und hier kann man wirklich helfen.
Wir tun hier etwas für die Menschen.“
Aber sie glaubt,
dass eben niemand mehr „einfach nur so“ kommt.

Eine Familie

Die Helfenden aus Hamburg und der Ukraine
sind aber alle sehr gern im „Tausch und Schnack“.
Constanze sagt glücklich:
„Wir sind jetzt wie eine Familie.
Wenn jemand krank ist und nicht kommen kann,
dann macht sofort jemand anderes die Arbeit.
Und andere Helfende fragen sofort:
,Soll ich dir eine Hühnersuppe bringen?‘“

Ältere Menschen arbeiten auch gern hier.
Die Arbeit hilft sehr gut dagegen,
dass man nicht mehr so allein ist.
Die älteren Menschen haben deshalb im Sommer ein Fest gemacht,
als Dankeschön für die Helfenden.
Sie planen jetzt auch ein Weihnachtsfest.
Aber das wollen die Helfenden gar nicht.
Constanze sagt:
„Helfen macht den Menschen mehr Freude,
als wenn sie etwas dafür bekommen.
Das finde ich wirklich toll,
sonst ist das ja im Moment eigentlich anders.“

Information

Das „Tausch und Schnack“ ist geöffnet:
Montag und Donnerstag 16–20 Uhr,
Samstag 13–17 Uhr.
Das „Kaffee Schnack“ ist geöffnet:
Samstag 13–15 Uhr.
Man kann Spenden mitbringen:

  • Dinge für den Haushalt,
    was man mit den Händen tragen kann.
  • Spiele und Spielzeug.

Mehr Informationen gibt es auf dieser Webseite:
www.huklink.de/tauschundschnack

Artikel aus der Ausgabe:

Zuhause gesucht!

Unserer Gesellschaft fehlt der soziale Zusammenhalt? Das Gefühl scheint aktuell weit verbreitet. Wir haben das Projekt „Tausch & Schnack“ in Hamburg-Eimsbüttel besucht und mit dem Wissenschaftler Thomas Lux über die Kraft von sogenannten Triggerpunkten gesprochen und festgestellt: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland ist gar nicht so klein. Außerdem: Weihnachten steht vor der Tür und wir bei Hinz&Kunzt haben bereits begonnen uns darauf einzustimmen. 

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Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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