Lebende Bücher?

Auf meinen Streifzügen durch die undurchdringlichen Weiten des World Wide Web bin ich auf eine Kuriosität gestoßen: lebende Bücher. Nicht so lebendig wie die Bücher in dem Buch „Die Stadt der träumenden Bücher“ von Walter Moers(das ich an dieser Stelle jedem Buchliebhaber empfehlen kann), sondern lebendig im Sinne des Web 2.0.

Bücher, die man kostenlos online lesen kann, gibt es ja schon so lange wie das Internet. Aber jetzt gibt es ein Onlinebuch, das dem Leser bei Google Maps zeigt ,wo sich der Protagonist der Geschichte gerade befindet.

Begeistert von einer neuen Möglichkeit des Lesens rief ich diese Seite auf. Dort liegt ein Buch, und wartet nur darauf aufgeschlagen zu werden. Selbst an ein Lesezeichen wurde gedacht. Ich stürze mich auf den Roman und begann zu lesen. Schnell ließ ich mich aber von der Karte ablenken, und ergründete erst einmal den Ort des Geschehens. Ein kleiner Zeiger wandert über die Karte und mit jedem Umblättern enthüllt das Buch neue Schauplätze.

Doch obwohl ich mir mit einem gemütlichen Sessel, Tee und angenehmen Licht wirklich Mühe gegeben habe, eine gemütliche Leseatmosphäre zu schaffen, kam das gewohnte Gefühl eines entspannten Leseabends nicht auf. Mit dem Laptop auf dem Schoß konnte ich mich nicht so tief in den Sessel rutschen lassen, wie ich das wollte. Den Laptop halten, Tee trinken und auf „weiter“ klicken, war bei Weitem nicht so angenehm, wie ich dachte. Nach zehn Minuten Finger verrenken, setzte ich mich mit meinem Rechner an den Schreibtisch, mein Bürostuhl machte das Eintauchen in die Geschichte aber unmöglich. Außerdem: Ungelesene Emails, zu erledigende Internetshop-Bestellungen und ein Blogbeitrag, der noch freigeschaltet werden musste, fraßen Zeit und drängten das Onlinebuch in den Hintergrund.

Gestern Abend saß ich wieder in meinem Sessel, tief versunken in die Geschichte, der Tee wurde kalt und auch das Telefon nahm ich nicht mehr wahr. Als ich die letzte Seite gelesen und das Buch zugeschlagen hatte, stand für mich eins fest: Egal, was die Industrie in den nächsten Jahren auf den Markt bringt: Wenn ich lesen will, möchte ich Papier zwischen den Fingern spüren, das Geraschel der Seiten hören und das Buch nach dem Lesen ins Regal stellen, wo ich es sehe und es mich an vergangene gemeinsame Stunden erinnert.

Was meint ihr? Habt ihr Lust auf Bücher im WWW?

Gruß

euer

Bärchen