H&K Sonderheft : Kreativ-Attacke!

Der Art ClubArt Directors Club (ADC) für Deutschland kapert die Hinz&Kunzt-Redaktion. Dabei herausgekommen ist ein pinkes Mai-Heft voller Ideen, die Obdachlosen helfen sollen. Hier lesen Sie, wie es dazu kam.

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Ende einer Kaperfahrt: Arno Lindemann vor den Magazinseiten.

Der Titel dieser Ausgabe zeigt es schon: Die aktuelle Hinz&Kunzt wurde gekapert. Das Logo wurde erweitert, statt eines Hinz&Künztlers oder eines Promis prangt eine fette Aufforderung auf dem Cover. Die Piraten, die für diese freundliche Übernahme verantwortlich sind, gehören zum ADC, dem Art Directors Club für Deutschland. Dieser Zusammenschluss von 640 führenden Köpfen der kreativen Kommunikation tagt vom 19.–23. Mai auf Hamburg St. Pauli. In diesen Tagen verwandelt der Club St. Pauli in ein kreatives Gefahrengebiet. Die vielen Festival-Veranstaltungen finden Sie unter www.adc.de.

Was bringt den ADC dazu, ausgerechnet Hinz&Kunzt zu kapern? Es gibt vieles, was die beiden Gruppen trennt und einiges, das sie eint. Zum einen haben beide „Vereine“ Pink als Logofarbe. Beide müssen kreativ sein, um über die Runden zu kommen – die einen auf der Straße, die anderen im Konkurrenzkampf der Kreativen. Und beide kennen sich mit Verkaufsstrategien aus. Hinz&Künztler müssen eine Strategie finden, wie sie das Straßenmagazin erfolgreich verkaufen können. Wen spricht man am besten an? Wann ist der richtige Zeitpunkt und wo die richtige Verkaufsstelle? Genau das machen die ADC-Mitglieder auch. Ist die Idee nicht gut, die Zielgruppe falsch, der Laden hässlich, liest die Geschichte keiner, verschwindet das Produkt in der Versenkung, schaut keiner hin. Der Kreative ist seinen Job los.

Für beide müsste es also heißen: „Wer auf der Straße und im Geschäft gesehen werden will, muss kreativ sein.“ Sonst ist Feierabend. Was aber ist kreativ? „Voller neuer Ideen und fähig, diese umzusetzen“, definiert der Duden. Was der ADC als kreativ bewertet, unterscheidet sich jedoch deutlich von den Vorstellungen von Hinz&Kunzt. So war die Auseinandersetzung um die richtige Zeile für das Titelblatt auch ein Kampf der Kulturen. „Tut was, ihr Penner!“, fanden die ADC-Piraten super. „Jawoll, voll in die Fresse, das ist der ADC, ein provokanter Verein“, kommentierten die Mitstreiter begeistert. Aber genau an dieser Stelle war die Kaperfahrt des ADC zu Ende. Birgit Müller, Chefredakteurin von Hinz&Kunzt, antwortete: „Nee, das geht gar nicht. Wir bauen Brücken, wir verbinden. Und Penner gibt es bei uns nicht.“

Auch die Obdachlosen wären mit dieser Titelzeile trotz aller humorvoll gemeinten Doppeldeutigkeit nicht einverstanden gewesen: „Dann hätten wir das Titelblatt abgerissen!“, wehrte Hinz&Künztler Klaus den Witz der Werber ab. Reaktionen wie diese öffneten den Kreativen des ADC die Augen für die Nöte der Wohnungslosen: „Wir haben viel über deren Probleme gelernt. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass Obdachlose Angst haben, dass ihre Hunde vergiftet werden. Deswegen dürfen bei der Idee ,Hundefutterspende‘ nur Dosen abgegeben werden“, erklärte ADC-Mitglied Stefan Zschaler.

Als es darum ging, Ideen zum Überleben für Obdachlose zu entwickeln, zogen der ADC und Hinz&Kunzt dann aber doch an einem Strang. Die vom ADC-Redaktionsteam erdachten und für diese Ausgabe gestalteten „11 Ideen zum Geben und Nehmen“ wurden intern von einer Jury aus Hinz&Kunzt-Verkäufern bewertet. Ihre Favoriten: ein „Dusch-Bus“, „Hundefutterspenden“ und „Leergutspenden“. Hinz&Künztler Nils hatte sogar noch eine eigene Idee: „Es sollte ,Praktika auf der Straße‘ bei uns geben. Damit die Leute mal wissen, wie das ist.“ Die letzte Seite in diesem Special ist deshalb auch eine leere Seite – für Ihre Idee.

Der beste Einfall zum Überleben wird vom ADC-Vorstand ausgezeichnet und im Jahrbuch des Clubs veröffentlicht. ADC-Mitglied Oliver Ramm sagte: „Werbung soll ja vor allem verkaufen. Schön, wenn wir Kreativen mit unseren Ideen auch mal anderen Menschen helfen können.“

So waren am Ende alle glücklich über die Zusammenarbeit. Chefredakteurin Birgit Müller: „Andere müssen sich Blattkritiker teuer einkaufen, wir bekommen sie geschenkt“, freute sie sich. „Es gab einen ständigen Austausch und eine ständige Diskussion, das war wie eine Operation am offenen Herzen.“ Aber: „Wir haben nicht nur überlebt. Wir haben gemeinsam gewonnen!“

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Text: Sabine Cole (ADC)
Foto: Dmitrij Leltschuk (H&K)
Video: Benjamin Laufer (H&K)