Kollaps droht: Notunterkünfte weiter überfüllt

Im Pik As wird jedes Fleckchen Platz zur Schlafstatt
Im Pik As wird jedes Fleckchen Platz zur Schlafstatt

Im Pik As und im Frauenzimmer schlafen nach wie vor mehr Obdachlose als vorgesehen. Seit mittlerweile einem Jahr sind die Einrichtungen überbelegt. Hinz&Kunzt warnt erneut vor dem Zusammenbruch des Hilfesystems.

Es wird immer enger. Hamburgs Notschlafstellen für Obdachlose platzen nach wie vor aus allen Nähten. Im Pik As, der Notunterkunft für Männer, ist die Zahl der Bewohner sogar noch gestiegen – auf 257 Personen, die dort Ende Juni übernachteten (250 im Mai). Das teilte die Sozialbehörde auf Nachfrage mit. Regulär sind hier 190 Schlafplätze vorgesehen. Im Pendant für Frauen, dem Frauenzimmer, schlafen nach wie vor 27 Obdach- beziehungsweise Wohnungslose, bei einer regulären Belegung von 20.

In städtischen Wohnunterkünften sind derzeit 7787 Personen, Wohnungslose und Zuwanderer, untergebracht (Mai: 7732). Einzig die Zahl der Bewohner der Unterkunft in der Sportallee, eigentlich Notschlafstelle für den Winter, ist von 46 auf 30 gesunken.

Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer sagte zur Überfüllung von Notunterkünften bereits im Sommer: „Wir können nur unseren Appell vom vergangenen Sommer wiederholen: Die Stadt muss rechtzeitig für den Winter versorgen. Denn wenn die Einrichtungen jetzt schon überfüllt sind, was soll dann bei Minustemperaturen werden?“ Üblicherweise sei der Sommer für die Unterkünfte eine Zeit der Entspannung. Überfüllungen habe es in den vergangenen Jahren, wenn überhaupt, im Winter gegeben. „Jetzt dauert die Hoch-Zeit das ganze Jahr.“

Bereits im vergangenen Sommer waren die Notunterkünfte Pik As und Frauenzimmer überfüllt: Die Einrichtungen waren im Mai 2010 zu 101 (Pik As) beziehungsweise 125 Prozent (Frauenzimmer) belegt; im Juni zu 93 Prozent und 120 Prozent. Weil die Notunterkünfte keinen Hilfesuchenden abweisen dürfen, werden bei Bedarf zusätzlich Doppelstockbetten aufgestellt oder Matratzen ausgelegt.

Schon damals warnte Hinz&Kunzt vor einem Kollaps der Notunterkünfte, insbesondere im Winter.

Tatsächlich war der Ansturm auf Plätze im Winternotprogramm im November 2010 hoch. Während der ersten Tage des Programms nahm die Unterkunft Sportallee (100 Plätze) wegen Vollbelegung bereits keine Hilfesuchenden mehr auf. Für 92 Plätze in Wohncontainern wollten sich über 100 Personen am ersten Vergabetag eintragen. Es wurden Nummern verteilt, der Ablauf war chaotisch.

Die Stadt öffnete am 2. Dezember für rund sechs Wochen den Weltkriegsbunker unter dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof. Er wurde, so die Sozialbehörde, pro Nacht von 60 bis 70 Personen als Schlafstelle genutzt.

Drei Personen sind in Hamburg im vergangenen Winter erfroren.

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Text: Beatrice Blank
Foto: Hanning Voigts