Bulgarische Familie : Kinder nicht mehr obdachlos

Mutter und Kinder der obdachlosen Roma-Familie aus Bulgarien haben eine vorläufige Unterkunft gefunden. Eine Perspektive in Hamburg fehlt ihnen noch immer. Die Stadt muss sich endlich überlegen, wie sie mit obdachlosen Familien umgeht.

nikolov_kirchenkate_300
Familie Nikolov ist froh, dass die Kinder jetzt ein Dach über dem Kopf haben. Vater Georgi muss aber immer noch im Zelt unter der Kennedy-Brücke schlafen.

Wenigstens die Kinder müssen nicht mehr draußen schlafen: Am Mittwoch sind der 6-jährige Ivan und die 4-jährige Katerina mit ihrer Mutter Ilinka, die zusammen mit den Großeltern unter der Kennedy-Brücke gezeltet hatten, in eine Unterkunft gezogen. Hinz&Kunzt hat ihnen kurzfristig eine Kirchenkate in Volksdorf organisiert. Vater, Großmutter und Großvater sind noch immer obdachlos. „Wir sind erwachsene Menschen, wir können selbst auf uns aufpassen“, hatte die 44-jährige Katerina zuvor zu Hinz&Kunzt gesagt. „Aber die Kinder brauchen ein Dach über dem Kopf.“ Das haben sie nun – vorerst.

Die Einrichtung der Unterkunft ist auf das Nötigste beschränkt. Eine Toilette, eine Kochniesche und ein Bett in engen Räumen müssen der jungen Familie fürs Erste genügen. „Super“ findet Ilinka die Unterkunft und bedankt sich für die Unterstützung. Der Dank geht auch an die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Volksdorf, die den Einzug unkompliziert und schnell ermöglicht hat. „Wir sind eine reiche Gemeinde“, sagt Pastorin Gabriele Frietzsche. „Wenn bei uns etwas leer steht, dann können wir auch Menschen in Not aufnehmen. Die Stadt macht es ja nicht.“ Die Nikolovs sind nicht die einzige Familie, die bei Frietzsche Unterschlupf gefunden haben. Auch zwei afrikanische Flüchtlingsfamilien leben derzeit in den Gemeindegebäuden, eine erwartet demnächst ein Baby. „Mich rührt das Schicksal dieser Menschen“, sagt die Pastorin.

Doch die Unterkunft in der Gemeinde kann nur eine Zwischenlösung sein: Eine dauerhafte Bleibe ist das nicht. „Wenn eine Familie obdachlos ist, muss die Stadt ihnen eine Unterkunft geben, unabhängig von der Nationalität!“, fordert Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stefan Karrenbauer. Wichtig ist ihm dabei, dass Kinder nicht von ihren Eltern getrennt werden, sondern gemeinsam untergebracht werden. Karrenbauer erinnert daran, dass in Hamburg derzeit mindestens 1200 Menschen obdachlos sind: „Kein Mensch gehört auf die Straße“, sagt er. „Erst recht keine Kinder!“

Lesen Sie die ganze Geschichte: Wie die Familie nach Hamburg gekommen ist, warum die Stadt ihnen nicht helfen will

Text und Foto: Benjamin Laufer