KInderhilfswerk Plan wird 75 : Jedes Kind zählt

75 Jahre Plan: Das Kinderhilfswerk feiert in diesem Jahr sein Jubiläum mit einer Kampagne zur Geburtenregistrierung – damit Mädchen und Jungen weltweit ein Recht auf ihren Namen und auf die Feststellung ihres Geburtstages bekommen.

Stolz auf ihren Namen: Martha aus Sierra Leone. Foto: Plan

Aller Anfang ist mehr. Oder sollte es zumindest sein, findet Samia Kassid, Kinderrechtsexpertin bei Plan International Deutschland: „Eine Geburt bedeutet mehr als ein neues Kind auf der Welt“, sagt sie. „Alle Mädchen und Jungen sind eigenständige Individuen und haben ein Recht auf Schutz.“ Zu einem guten Start ins Leben gehöre deshalb die Registrierung jedes Neugeborenen – „so banal sich das vielleicht anhört.“

Denn erst mit einer Geburtsurkunde werden die Artikel 7 und 8 der UN-Kinderrechtskonvention umgesetzt: „Jedes Kind hat ein Recht auf Eintragung in ein Register und ein Recht auf Identität“ heißt es dort – Schlüsselsätze für die Mitarbeiter von Plan in ihrem weltweiten Einsatz für benachteiligte Kinder. „In Deutschland sind Geburtstagspartys ja selbstverständlich“, sagt Samia Kassid. „Doch in vielen anderen Ländern bekommen Kinder bei der Geburt nicht einmal einen Namen.“

Unter dem Motto „Jedes Kind zählt“,
sammelt das Hilfswerk Plan zu seinem 75. Jubiläum deshalb im Internet Unterschriften dafür, dass Mädchen und Jungen weltweit registriert werden. Anfang 2013 werden diese Stimmen an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon geschickt. „Mit der Kampagne wollen wir Mädchen und Jungen sichtbar machen“, sagt Samia Kassid. „Denn wie soll jemand seine Rechte einfordern, wenn er offiziell gar nicht existiert?“

Keine Geburtsurkunde, kein Schutz vor Ausbeutung

Weltweit erhalten schätzungsweise rund 50 Millionen Kinder jährlich keinen Identitätsnachweis, die meisten stammen aus armen Familien in ländlichen Gebieten Südasiens und Afrikas südlich der Sahara. „Viele von ihnen wissen nicht, dass sie das Recht auf eine Geburtsurkunde haben, oder sie können sich diese nicht leisten“, erklärt Samia Kassid. Außerdem seien die wenigen zentralen Meldestellen oft nur schwer zu erreichen. Seit 2005 fahren Plan-Mitarbeiter deshalb mit mobilen Registrierungsbüros direkt zu den Familien und klären über die Bedeutung von Identitätsnachweisen auf. Außerdem unterstützen sie die Behörden vor Ort, um nachhaltige Registrierungsstrukturen aufzubauen.

„Geburtsurkunden helfen unter anderem gegen Kinderarbeit, sexuelle Ausbeutung oder Frühverheiratung von Mädchen“, zählt Samia Kassid auf. „Nur wenn Kinder ihre Minderjährigkeit nachweisen können, kann jemand, der sie illegal ausnutzen will, bestraft werden.“ Eine Geburtsurkunde sei außerdem häufig Voraussetzung, um medizinisch versorgt zu werden, in die Schule zu kommen, ein Konto zu eröffnen oder wählen zu dürfen. „Nach Naturkatastrophen oder Vertreibungen helfen Papiere auch dabei, auseinandergerissene Familien wieder zusammenzuführen“, sagt Samia Kassid. „Flüchtlingskinder ohne Nationalitätsnachweis gelten hingegen als staatenlos und verlieren automatisch ihre Bürgerrechte. Für Menschenhändler sind sie dann leichte Beute.“

Seit Beginn der Kampagne wurden bereits mehr als 40 Millionen Kinder und Erwachsene in 32 Ländern registriert, darunter auch viele Straßenkinder. „Die sind auf ihre Urkunde mit eigenem Namen und Geburtsdatum besonders stolz“, erzählt Samia Kassid. „Jetzt wissen sie: Ich bin da, ich werde gesehen.“

Text: Maren Albertsen

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