Kälteeinbruch in Hamburg : Im Winternotprogramm wird es eng

Das Winternotprogramm für Obdachlose stößt bereits jetzt an seine Grenzen. Die etwa 500 Plätze in den Massenunterkünften werden deswegen aufgestockt. Die SPD-Fraktion setzt derweil auf den Wohnungsbau.

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Ein Pfeil weist den Weg zur Schule Hammer Straße. Zuletzt verbrachten fast 300 Wohnungslose dort die Nächte.

Bereits mit dem ersten Kälteeinbruch sind alle Plätze in den Notunterkünften für Obdachlose belegt. Und das, obwohl die Sozialbehörde in diesem Winter das größte Winternotprogramm seit der Einführung 1992 bereitstellen will. Allerdings kann eine für Wohncontainer vorgesehene Fläche an der Amsinckstraße bislang nicht genutzt werden. „Derzeit werden die ersten von insgesamt 80 Modulen aufgebaut“, so Behördensprecher Marcel Schweitzer. Noch vor Weihnachten sollen die insgesamt 250 Plätze bezogen werden, verspricht die Sozialbehörde.

Bis es so weit ist, stehen zwei Massenunterkünfte in ehemaligen Schulen in Horn und Marienthal bereit. Bei der Eröffnung Anfang November war die Situation dort noch entspannt. Bei vergleichsweise warmen Temperaturen nutzten nur etwa 300 Obdachlose das Angebot. Doch zuletzt suchten bei nächtlichen Minustemperaturen weit mehr als 500 Menschen in den Schulen Zuflucht. Ursprünglich standen in Klassenzimmern und einer Turnhalle nur 496 Betten zur Verfügung. „Es werden aber laufend Plätze aufgestockt und zur Verfügung gestellt, sofern sich der Bedarf ergibt“, heißt es aus der Sozialbehörde.

Ein Hauptproblem allerdings bleibt bestehen: Es gelingt kaum noch Wohnungslose in den regulären Wohnungsmarkt zu vermitteln. Rund 5000 Menschen leben deswegen in öffentlichen Unterkünften, obwohl sie wohnberechtigt sind. Darauf machte Hinz&Kunzt in einer Multimedia-Reportage aufmerksam.

Die SPD-Fraktion reagiert auf die Problemlage und will im Haushalt fünf Millionen Euro für Bauträger bereitstellen, die Wohnungen für Menschen mit besonderen Schwierigkeiten bauen. Bäuträger wie der städtische Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen oder auch die Lawaetz Stiftung könnten künftig die für die Finanzierung notwendigen Eigenmittel durch Darlehen ersetzen, so der Plan der SPD-Fraktion.

„Damit schaffen wir einen zusätzlichen Anreiz, Wohnraum für Menschen zu schaffen, die es am freien Markt nach wie vor besonders schwer haben“, sagt Ksenija Bekeris, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Dazu gehören zum Beispiel Obdachlose in öffentlicher Unterbringung, ehemalige Strafgefangene oder auch Jugendliche, die im Anschluss an Erziehungsmaßnahmen keine Wohnung finden.“ Die Diakonie gegrüßt den Antrag für den kommenden Doppelhaushalt. „Diese Maßnahme wird nicht die Wohnungsnot beenden“, sagt Sprecher Steffen Becker. „Aber es ist ein wichtiger Baustein.“

Text: Jonas Füllner
Foto: Simone Deckner