Nach Michel-Besetzung : Gemeinde bietet Roma-Familien Schutz

Die Kirchengemeinde St. Michaelis bietet etwa 40 Roma Schutz im Gemeindehaus. Zuvor hatte sie mit einer Besetzung des Michels gegen ihre Abschiebung protestiert. Für einen Teil der Gruppe hatte die Innenbehörde Abschiebungen für diese Woche angesetzt.

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Am 17. September besetzten Roma und ihre Unterstützer den Michel und entrollten ein Transparent am Kirchturm.

Die Roma-Gruppe im Michel darf „bis auf Weiteres“ auf dem Kirchengelände verbleiben. Am Donnerstag hatten etwa 40 Roma vorübergehend die Kirche besetzt. Die Aktion sei ihr „letztes Mittel, um nicht in eine Situation von Verfolgung, Diskriminierung und Elend abgeschoben zu werden“, so ein Sprecher der Roma-Familien, die aus Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo stammen. Zwar hat die Bundesregierung diese Länder zu sogenannten sicheren Herkunftsländern erklärt. Doch haben Roma dort kaum Chancen auf einen Job und oft keinen Zugang zu ärztlicher Hilfe. Dazu das Roma-Netzwerk „alle bleiben!“: „Zusammengenommen ist die Ausgrenzung lebensbedrohlich, vor allem für Kinder und alte Menschen.“

Die Kirchengemeinde bietet den Roma vorerst Schutz in derzeit leer stehenden Büroräumen im Gemeindehaus. Diese wurden zu Schlafsälen umfunktioniert, sagt Pressereferentin Ines Lessing.

Am Sonntag räumte die Gemeinde den Roma darüber hinaus ein Rederecht im Gottesdienst ein. Ein Sprecher appellierte: „Ich bitte Euch alle im Namen Gottes, uns zu helfen.“ Landesbischof Gerhard Ulrich sagte in seiner Predigt: „Ich fühle mit Ihnen.“ Er forderte Behörden, Politiker und die Gesellschaft insgesamt zur Hilfe auf.

Pröpstin Ulrike Murmann nimmt jetzt Gespräche mit der Innenbehörde auf, um die Situation der Roma zu klären. Nach Angaben der Gemeinde St. Michaelis stünde man vor „einem Dilemma“. Einerseits wolle man die Roma-Familien nicht aus der Kirche holen, denn sie seien in einer Notlage. Andererseits gäbe es keine Handhabe, die Situation dieser Menschen zu ändern.

Text: JOF, UJO, epd
Foto: Bündnis „Never mind the papers“