Chocoversum : Eine echt süße Einladung

Das war ein süßer Nachmittag: Rund 30 Hinz&Kunzt-Verkäufer folgten der Einladung des Chocoversums, dem Hamburger Schokoladenmuseum einen Besuch abzustatten. Sie mussten nicht lange gebeten werden.

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Hinz&Künztler Bernd hat es sich im Chocoversum mit unserem Februar-Heft gemütlich gemacht.

Bitte zugreifen! Erst bei Käse-Schnittchen und Kuchen (geschenkt vom befreundeten Ausbildungsrestaurant „slowman“), dann probieren sich die rund 30 Hinz&Künztler durch die Entstehungsphasen von Schokolade – mit hohen Erwartungen. „Ich hab mit Alkohol und Drogen nix am Hut“, sagt Vertriebsmitarbeiter Sigi, „bei Schokolade ist das anders“. Der Kostproben-Korso aber wird zunächst enttäuscht. Chocoversum-Mitarbeiter Fabian reicht nämlich ungeröstete Kakaobohnen. Eine herbe Enttäuschung, denn die rohen Früchte schmecken bitter. „Langweilig!“, findet auch Hinz&Kunzt-Verkäuferin Bea. Immerhin: Die Gruppe hat bis dahin gelernt, dass Kakao in Äquatornähe wächst, ursprünglich aus Venezuela kommt und eine Tonne Kakao bis zu 10. 000 Euro kosten kann – die edelste Sorte, versteht sich.

Zeit für die Praxis: Der nächste Gang führt ins Aromaatelier. Ein Schokobrunnen, 12 Zutaten plus Gewürze: Hier wird Schokolade gemacht. Jeder kreiert seine eigene Tafel. Bea nimmt drei Zutaten: „Edelkakao, den fand ich beim Probieren schon lecker, Haselnusskrokant ist eins-A mit Sternchen, und weiße Schokolade mag ich auch sehr gerne“. Rosinen, Kokosraspel, Cornflakes – die flüssige Vollmilchschokolade in den Plastikförmchen ist verziert, landet im Kühlschrank – bis später. Wichtig dabei: die Markierung mit dem eigenen Namen. Sonst gibt es Streit. „Solche Kämpfe enden immer blutig“, scherzt Fabian.

Wann ist eine Schokolade eine Vollmich-, Edelbitter- oder weiße Schokolade? Der 23-Jährige erklärt: Edelbitter- und Vollmilchschokolade haben etwa gleich viel Zucker – um die 24 Prozent. Die Sorte Vollmilch ist mit Milchpulver angereichert, genauso wie die weiße Schokolade, die außerdem zu einem Viertel aus Kakaobutter besteht und fast zur Hälfte aus Zucker. Die Gruppe ist ruhig und lauscht gebannt, bis er ankündigt: „Ab jetzt wird an jeder Station probiert!“ 30 Leute stehen spontan stramm und folgen. Am Mélangeur, der Zucker und Kakao vermengt, verteilt der Schokoladenmann Holzspatel mit einem klebrigen Brei: 60 Prozent Kakao, 40 Prozent Zucker. „Dass ich so was mal abgeleckt hab, ist ja schon ewig her. Erinnert mich ans Backen“, sagt Verkäufer Norbert. Die nächste Station: Schokopulver, angereichert mit Milchpulver. Ein Plastiklöffelchen voll für jeden.

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  • Mit ausgewählten Zutaten…

  • …konnten die Hinz&Künztler sich ihre eigene Schokolade kreieren.

  • Danach lernten sie etwas über den Produktionsprozess: Mit dieser Maschine werden die Kakaobohnen gewalzt.

  • Am Ende waren alle satt und zufrieden.

  • …und einer hat heimlich ein Straßenmagazin zur Ausstellung hinzugefügt.

Für Hinz&Künztler Jumbo nicht genug. Er hält dem Chocoversum-Führer gleich zwei leere Hände als Schale hin. „In meinen Mund passt so viel“, sagt Jumbo. Das Pulver, das im Mund zart schmilzt, weckt Verlangen. „Nicht so gierig“, sagt Norbert. Das ist nicht so einfach, denn die nächste Kostprobe steht bereit: Flüssige Schokolade, die 72 Stunden lang in einer sogenannten Conche gerührt wurde. „Probieren!“, lautet das Kommando. Zwei Waffeln für jeden, von denen Vollmilch- und/oder Edelbitterschokolade tropft.

Es schmeckt so gut – Mariusz stellt sich unverblümt ein zweites Mal in die Schlange, doch Fabian merkt es sofort. Netter Versuch, der gleich an der nächsten Station wiederholt wird. Der Museumsmitarbeiter erklärt dort in aller Kürze die Maschine, die das Papier passgenau um die Täfelchen wickelt. Am Ende der Maschine ein Pott, in dem sich die fertig verpackte Schokolade sammelt. „Raubtierfütterung!“ sagt Fabian. Funktioniert. „Kann es sein, dass die Maschine leeres Papier ausgespuckt hat?“ Jumbos Versuch, an mehr Schokolade zu kommen, scheitert, Norbert hingegen genießt noch sein Vollmilch-Täfelchen: „Ich bin nicht so der Bitter-Typ.“

Die Gruppe der wilden 30 scheint vergessen zu haben, dass nun noch das Endergebnis aus dem Aromaatelier auf sie wartet: die selbst gemachte Tafel Schokolade, verziert mit buntem Allerlei. Die befürchtete Schlacht um die Tafeln bleibt aus, jeder verpackt seine Süßigkeit und zieht ab.

Am Ende wird es doch noch kritisch. Thema Kinderarbeit und Kakaoanbau. Hinz&Künztlerin Daniela möchte das genauer wissen. Die Antwort: ein Hinweis auf eine entsprechende Internetseite. „Ich kaufe nur Fair-Trade-Schokolade, Kaffee sowieso“, sagt Daniela. Die Führung ist zu Ende, auch für Fabian, der nun dasteht mit seinen leeren Schoko-Förmchen: „Ich geh jetzt abwaschen!“

Text: Maike Plaggenborg
Foto: Sascha Ringler