Illegale Mieterhöhungen : Die Tricks der Vermieter

So mancher Vermieter versucht, seine Mieter bei Mieterhöhungen über den Tisch zu ziehen. Das zeigt eine Dokumentation vom Mieterverein. Wer sich wehrt, kann jährlich hunderte Euro sparen. Wer unkritisch unterschreibt, sorgt langfristig mit für höhere Mieten in der Stadt.

„Gute“ oder „normale“ Wohnlage?

Hamburgs Mieten steigen seit Jahren – zuletzt im Schnitt um 5,8 Prozent. Das zeigt der jährlich erscheinende Mietenspiegel an, der gleichzeitig auch den Rahmen für zulässige Mieterhöhungen vorgibt. Wenn die Mieten steigen, steigt auch der Mietenspiegel – worauf sich die Vermieter bei der nächsten Mieterhöhung berufen können. Verantwortlich für das stetige Ansteigen sind in erster Linie die Vermieter, könnte man meinen. Nur zum Teil, sagt Hamburgs Mieterverein-Vorsitzender Eckard Pahlcke: „Auch die Mieter, die unkritisch Mieterhöhungen unterschreiben, sind für den steigenden Mietspiegel verantwortlich!“ Deswegen rät er Mietern, alle Mieterhöhungen überprüfen zu lassen.

Bei Mieterhöhungen wird von den Vermietern offenbar häufig geschummelt. Der Mieterverein stellte diese Woche eine Dokumentation vor, die ein systematisches Vorgehen mancher Vermieter vermuten lässt. „Die Mieter werden teilweise ausgetrickst“, sagt Pahlcke. Jede dritte vom Mieterverein überprüfte Mieterhöhung habe Fehler zu Lasten der Mieter aufgewiesen. 20 Fälle hat der Verein dokumentiert, im Durchschnitt konnten die Mieter durch ihren Einspruch 587 Euro einsparen – jedes Jahr. „Das Perfide ist“, meint Pahlcke, „wenn sie das unterschreiben, ist es rechtswirksam.“ Deshalb warnt er Hamburgs Mieter, keine Erhöhung einfach so zu akzeptieren, sondern sie kritisch zu prüfen.

Viele Mieterhöhungen wurden von Gerichten als rechtswidrig eingestuft. Zwar müssen die Erhöhungen nach dem Gesetz mit dem Mietenspiegel begründet werden. Trotzdem argumentieren manche Vermieter mit – weit höheren – Vergleichsmieten. Andere verweisen auf die falsche Spalte in der Mietenspiegel-Tabelle. Ohne Grund soll die Wohnung plötzlich in „guter Wohnlage“ liegen – und entsprechend  teurer sein. „Das sind Fälle, die skandalös und nahe am Betrug sind“, sagt Mietervereins-Gründer Pahlcke.

Die Vermieter haben noch mehr Tricks auf Lager. Im Gesetz steht, dass sich die Miete innerhalb von drei Jahren um maximal 20 Prozent erhöhen darf. Manche Vermieter ignorieren diese Regelung einfach und legen noch mehr drauf. Vorsorglich wird auch schon mal mit Kündigung gedroht, sollte der Mieter die Erhöhung nicht akzeptieren. „Das sind keine Einzelfälle“, sagt Eckard Pahlcke, „eher typisch, wie Mieter eingeschüchtert und teilweise betrogen werden.“

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt bringt die Vermieter in die bessere Verhandlungsposition. Viele sind froh, überhaupt eine Wohnung zu haben. „Die Angst, auf dem Wohnungsmarkt keine Chance zu haben, bringt die Leute zum Unterschreiben“, sagt Siegmund Chychla vom Mieterverein. Allerdings: es sind nur einige schwarze Schafe, die ihre Mieter über den Tisch ziehen. „Es geht uns nicht darum, die vielen fairen Vermieter anzuprangern“, stellt Vereinschef Pahlcke klar.

Text: Benjamin Laufer
Foto: bildarchiv-hamburg.de