Die Geschichte ohne Ende

Das Haus steht heute leer in der Straße Reetwerder 3.

Ein großes altes Haus in Bergedorf steht seit Jahren leer.
Die Menschen von den Ämtern und Gerichten können das nicht ändern.
So fehlen 10 Wohnungen für Menschen in Hamburg.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Dorel ist Verkäufer von Hinz und Kunzt.
Er sagt:
„Wir haben damals alles verloren.
Die Möbel, die Kleidung und die Spielsachen meiner Kinder.“
Er hat im Stadtteil Bergedorf gewohnt.
Nur 2 Tüten mit wichtigen Dokumenten konnte er retten.
Er möchte nicht mehr daran denken,
wie er seine Wohnung verloren hat.
Das macht ihm schlechte Laune.
In dem Haus hatte es einen Kabel-Brand gegeben.
Ein Kabel-Brand heißt,
die Leitungen für den Strom im Haus brennen.
Alle Bewohner und Bewohnerinnen mussten raus.
Sie durften nie wieder in das Haus gehen.
Das war im Mai 2018.
Dorel und seine Familie haben dann in einer Übergangs-Wohnung gelebt.
Dorel glaubt nicht,
dass er seine Sachen wieder sieht
oder Geld für sie bekommt.
Das Haus steht heute leer in der Straße Reetwerder 3.
Es ist ein altes Haus und war früher sehr schön.
Die Vermieterin wollte aber nur Geld verdienen.
Sie hat nichts am Haus gemacht.
In den Wohnungen lebten sehr viele Menschen.
Die Menschen kamen oft aus dem Land Rumänien.
Die Menschen zahlten sehr viel Geld für ein Zimmer.
Manche Menschen haben später die Vermieterin vor Gericht verklagt.
Nach dem Kabel-Brand lebten die Menschen in Übergangs-Wohnungen.
Die Vermieterin soll das Geld dafür bezahlen.
160.000 Euro will die Stadt Hamburg zurück haben.
In Hamburg gibt es sehr wenige leere Wohnungen.
Die Wohnungen dürfen in Hamburg nicht lange leer sein.
Alle leeren Wohnungen sollen bald wieder bewohnt sein.
Denn viele Menschen brauchen eine Wohnung.
Die Stadt Hamburg passt deshalb auf,
dass Wohnungen nicht lange leer sind.
Die Stadt Hamburg schützt also die Wohnungen.
In Hamburg gibt es dafür ein Gesetz.
Es heißt „Gesetz für den Schutz von Wohn-Raum“.
Wohn-Raum ist eine Wohnung oder ein Zimmer.
Der Wohn-Raum in dem Haus in Bergedorf ist aber zerstört.
Dort kann niemand mehr wohnen.
Man nennt diese Wohnungen „unbewohnbar“.
Die Wohnungen sind deshalb auch kein Wohn-Raum mehr.
Die Nachbarin Friederike findet das falsch und doof.
Sie kennt das leere Haus seit vielen Jahren.
Im Sommer schrieb sie einen Brief an Hinz und Kunzt.
Weil Leute in dem Haus gearbeitet haben.
Und dann waren die Leute plötzlich wieder weg.
Friederike sagt:
„Ich habe wirklich gedacht,
dass endlich neue Familien in das Haus kommen“.
Auch der Stadtteil Bergedorf möchte sehr gern,
dass in dem Haus wieder Menschen wohnen.
Doch das Haus steht seit fast 4 Jahren leer.
Für neuen Wohn-Raum muss man das Haus „sanieren“.
Ein Haus sanieren heißt:
Ein altes Haus wird wieder neu gemacht.
Dann können dort wieder Menschen wohnen.
Marc Meyer ist 60 Jahre alt und Anwalt.
Er versteht auch nicht,
warum das Haus immer noch leer steht.
Er weiß sehr viel über leere Häuser in Hamburg.
Wenn man das Haus in Bergedorf verkaufen könnte!
Der Stadtteil Bergedorf sucht seit Jahren nach Räumen,
wo Obdachlose am Tag bleiben können.
Das Haus im Reetwerder 3 hat viel Platz.
Es gibt viel Wohn-Raum und
im Haus ist auch viel Raum für Geschäfte oder Cafés.
Der Anwalt Marc Meyer findet es sogar gut,
wenn Menschen einfach so in dem Haus wohnen.
So machen es Menschen in Berlin.
Sie wohnen ohne Miet-Vertrag in leeren Häusern.
In dem Haus in Bergedorf kann man aber leider nicht wohnen.
Der Kabel-Brand hat es sehr zerstört.
Der Stadtteil Bergedorf kann der Vermieterin nicht sagen,
dass sie das Haus sanieren muss.
Eine Bank verwaltet das Haus seit über 3 Jahren.
Der Stadtteil kann da nicht viel machen.
Der Anwalt Meyer sagt:
„Man kann das Haus nicht einfach
dem Vermieter oder der Vermieterin wegnehmen.
In Deutschland ist das nicht erlaubt.
Auch wenn dann Wohnungen leer bleiben.
Die Behörden und Ämter müssen streng sein,
damit bald wieder Menschen in dem Haus wohnen können.“
Die Vermieterin steht deshalb vor Gericht.
Aber die Klagen vor Gericht brauchen sehr viel Zeit.
Eine Frau von dem Gericht sagt:
„Wichtige Dokumente liegen bei vielen Behörden.
Wir warten sehr lange auf die Dokumente.
Manche bekommen wir gar nicht.
Und wir können auch nicht sagen,
ob die Klagen vor Gericht Erfolg haben werden“.
Der Verkäufer Dorel steht vor dem leeren Haus in Bergedorf.
Er war damals froh über die Wohnung in dem Haus.
Er wusste natürlich,
dass die Miete damals viel zu hoch war.
Aber er wollte damals nicht klagen gegen die Vermieterin klagen.
Dorel glaubt nicht,
dass jetzt noch jemand in das Haus zurück kommt.
Hinz und Kunzt haben Dorel und seiner Familie geholfen,
dass er heute eine neue Wohnung hat.
Dort geht es ihm endlich richtig gut.
Er kann nicht verstehen,
warum das alte Haus immer noch leer steht.
Etwa zehn Familien können dort ohne Probleme leben.
„Es ist ein schönes Haus“,
sagt Dorel.

Leerer Wohn-Raum in Hamburg

Seit 40 Jahren gibt es in Hamburg eine wichtige Regel:
das Gesetz für den Schutz von Wohn-Raum.
Diese Regel verbietet,
dass Wohnungen einfach so leer bleiben.
Wenn eine Wohnung einfach so lange Zeit leer bleibt,
so ist die Wohnung nutzlos.
In dem Gesetz heißt das:
Die Wohnung ist „ohne Zweck“.
Der Zweck von einer Wohnung ist,
dass dort Menschen wohnen können.
Für eine leere Wohnung „ohne Zweck“ muss man viel Strafe zahlen.
Das Gesetz für den Schutz von Wohn-Raum hilft,
dass nur sehr wenige Wohnungen in Hamburg leer sind.
Die Behörde für Stadt-Entwicklung kümmert sich um leere Wohnungen.
Sie sagt:
„Wir tun alles dafür,
dass in Hamburg keine Wohnung lange leer bleibt.“
Manche Vermieter ärgern aber die Behörde.
2019 schrieb Hinz und Kunzt über ein leeres Haus im Stadtteil Altona.
Das Haus stand viele Jahre leer.
Der Vermieter hatte gesagt,
dass er das Haus sanieren will.
Aber die Bauarbeit begann nicht.
Der Vermieter wartete fast 3 Jahre mit der Bauarbeit,
bis er fast nicht mehr bauen durfte.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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