Bürgerticket : Diakonie will HVV gratis für alle

Ein kostenfreies Bürgerticket wäre gut für die Umwelt und verkehrstechnisch sinnvoll. Profitieren würden vor allem finanziell Schwache. Bezahlbar wäre es auch, so eine neue Studie. Mobilität sollte für alle möglich sein, unabhängig vom Einkommen.

Rechnet sich ein kostenfreies Bürgerticket in Hamburg? Foto: HamburgerJung/flickr.com

Das Diakonische Werk Hamburg und andere Verbände fordern ein kostenfreies Bürgerticket für öffentliche Verkehrsmittel. Die Idee dazu stammt aus der Studie „Zukunftsfähiges Hamburg“ vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie, die von der Diakonie, dem Zukunftsrat und dem BUND Hamburg herausgegeben wurde.

Die Studie stellt denkbare Konzepte für ein Bürgerticket vor. Möglich wäre zum Beispiel ein Ticket, das den Semestertickets für Studenten ähnelt. Dabei muss jeder eingeschriebene Student ein Ticket bezahlen, unabhängig davon, ob er es nutzt oder nicht. Aufs Bürgerticket übertragen hieße das: Jeder, der in Hamburg oder dem Umland wohnt, bezahlt ein Ticket – egal, ob er Bus und Bahn fährt oder nicht. Die Pauschale würde dann 170 Euro im Jahr pro Einwohner – vom Säugling bis zum Rentner – betragen. Eine andere Idee: Nur sozialversicherungspflichtig Beschäftige beteiligen sich, dann wäre jeder mit 473 Euro im Jahr dabei.

Ein anderes Konzept für ein Bürgerticket wäre, den gesamten öffentlichen Nahverkehr aus dem öffentlichen Haushalt zu finanzieren. Denn der würde durch ein Bürgerticket auch entlastet, so die Studie. Die Wuppertaler Forscher gehen davon aus, dass mit einem Bürgerticket der Autoverkehr weniger würde. Das reduziert die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, aber auch die Folgekosten. Von der Behandlung von Unfallopfern bis zu Lärmschutzwällen: Vieles, das Autofahrer verursachen, wird von allen bezahlt.  Diese sogenannten externen Kosten des PKW-Verkehrs betrugen 2005 bundesweit laut Umweltbundesamt 53 Milliarden Euro. Dieser Betrag würde kleiner werden, wenn es weniger Autoverkehr gibt, glauben die Forscher. Es ist ihr stärkstes Argument dagegen, ein Bürgerticket wegen seiner Kosten abzulehnen.

Profitieren vom Bürgerticket würden, so die Studie, alle Hamburger, vor allem aber finanziell Schwache. Zurzeit gibt es für Hilfeempfänger lediglich eine Ermäßigung von 18 Euro auf Monatskarten des HVV. Ein Abonnement für den Großbereich ohne zeitliche Beschränkung kostet dann immer noch 48,70 Euro (regulärer Preis: 66,70 Euro). Im Hartz-IV-Satz sind 15,57 Euro monatlich für Mobilität vorgesehen.

Mobil zu sein bedeutet Lebensqualität, so die Studie: „In einer zukunftsfähigen Stadt aber sollte Mobilität für alle möglich sein, unabhängig vom Einkommen.“ BEB

HVV gratis! Ein richtiger Schritt in ein zukunftsfähiges Hamburg? Die Herausgeber der Studie laden zu „Anhörung und Diskussion“ über ein kostenfreies Bürgerticket ein. Dienstag, 24. April, 18:30 – 21.30 Uhr, Dorothee-Sölle-Haus, Königstraße 54, Eintritt frei.