Orkantief „Elon“ : Dem Sturm ausgeliefert

Orkantief „Elon“ wütete in Hamburg. Vor allem Obdachlose waren dem Unwetter schutzlos ausgeliefert. Trotzdem wollte die Stadt das Winternotprogramm für mehr als 600 Obdachlose nicht tagsüber öffnen.

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Dem miesen Wetter sind insbesondere Obdachlose schutzlos ausgeliefert (Symbolbild).

Trotz Sturm und starkem Regen hat die Stadt am Freitagmorgen um 9 Uhr das Winternotprogramm für Obdachlose wie üblich geschlossen. Mehr als 600 Obdachlose wurden in das Unwetter entlassen: Die Plätze im Winternotprogramm sind immer nur von 17 bis 9 Uhr geöffnet, eine Ausnahme wollte die Sozialbehörde nicht machen. „Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür“, sagt Hinz&Kunzt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Obdachlose aber schon.“

Für alle, die draußen sind, ist das Wetter eine Gefahr. Zwei Schülerinnen einer sechsten Klasse sind am Mittag in Bahrenfeld von einem umstürzenden Baum schwer verletzt worden. Und laut Deutschem Wetterdienst ist das ganze Wochenende mit Sturm- und Orkanböen zu rechnen. Obdachlose sind diesem Wetter schutzlos ausgeliefert und brauchen gerade jetzt nicht nur in der Nacht Schutz.

Hinz&Kunzt forderte deswegen, das Winternotprogramm über das Wochenende auch tagsüber zu öffnen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. „Es ist ein Unding, dass die Behörden nicht von alleine auf diesen Gedanken kommen, sagt Karrenbauer.

Doch die Türen des Winternotprogramms blieben auch an diesem Wochenende tagsüber geschlossen. Aus der Sozialbehörde heißt es, eine Öffnung sei aufgrund von Personalproblemen so kurzfristig nicht möglich. Das Winternotprogramm sei zudem bislang bei ähnlichen Wetterlagen auch nicht am Tag geöffnet gewesen. Das löst bei uns nur Kopfschütteln aus. „Das sind Menschen, die Schutz suchen“, sagt Karrenbauer. „Diesen Schutz muss ihnen eine Stadt wie Hamburg doch bieten können.“

Text: Benjamin Laufer
Foto: Action Press