Unterkünfte für Flüchtlinge : Bürger sollen Behörden helfen

Ein breites Bündnis fordert die Hamburger auf, die Behörden bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu unterstützen. Mitunterzeichner Landespastor Dirk Ahrens, der auch Hinz&Kunzt-Herausgeber ist, ist sich sicher: „Hamburg schafft das!“

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Ist sich sicher, dass Hamburg es schaffen wird: Landespastor Dirk Ahrens.

Die Sorge um die Unterbringung von Flüchtlingen greift in Hamburg um sich. Nach vielen Berichten über die Probleme der Behörden, die vielen Asylsuchenden menschenwürdig unterzubringen, appelliert ein Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden jetzt an die Hamburger Zivilbevölkerung. „Gemeinsam kann und wird Hamburg diese Herausforderung meistern: Wenn alle mit anpacken, schaffen wir das!“, heißt es in dem Appell. Unterschrieben haben ihn unter anderem die DGB-Vorsitzende Katja Karger, Bischöfin Kirsten Fehrs, die Direktorin des NDR-Landesfunkhaus Sabine Rossbach und zahlreiche andere.

Die Bewohner Hamburgs sollen den Behörden demnach bei der Suche und Einrichtung von Notunterkünften helfen: „Jede verfügbare, geeignete Fläche wird gebraucht – schnell und unbürokratisch.“ Nachbarn solcher Unterkünfte sollen Willkommens-Initiativen gründen, um den Flüchtlingen zu helfen. Behörden, Bezirke und Parteien werden in dem Appell gebeten, „jetzt trotz aller berechtigten Einzelinteressen an einem Strang zu ziehen und gemeinsam für eine menschenwürdige und sichere Unterbringung der Flüchtlinge in Hamburg zu sorgen.“

Für Landespastor und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens ist das Schreiben auch eine „Bitte um ganz praktisches Engagement“ für Flüchtlinge, wie der Mitunterzeichner sagt: „Der Appell ist ein Aufruf an alle, öffentlich für die Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg Stellung zu beziehen.“ Das hat Ahrens bereits in einem Kommentar in unserer Oktoberausgabe getan, den wir an dieser Stelle dokumentieren:

Hamburg schafft das!

von Dirk Ahrens

Hamburg braucht dringend mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen, die obdachlos sind. Die Zahl der Flüchtlinge, die aus Syrien, dem Irak oder aus anderen Krisenregionen zu uns kommen und Schutz brauchen, steigt. EU-Bürgerinnen und -Bürger aus Osteuropa suchen auf Grund der Not in ihren Heimatländern in Hamburg nach Arbeit, manche scheitern und haben kein Dach über dem Kopf. Auch für die Wohnungslosen, die schon lange in unserer Stadt leben, gibt es keine Anzeichen für Besserung: Viel zu lange hat die Politik den sozialen Wohnungsbau sträflich vernachlässigt.

Keine Frage, Hamburg ist durch die aktuelle Situation besonders gefordert: Zum einem müssen wir jetzt handeln, denn der Winter steht vor der Tür und wir können und wollen weder Flüchtlinge noch Obdachlose – aus welchem Land auch immer – ihrem Schicksal überlassen.

Doch Notunterkünfte sind – wie der Name sagt – nur eine kurzfristige Zwischenlösung. Jeder und jede hat das Recht auf eine richtige Wohnung! Dieses Ziel müssen die Politik, die Wohnungsunternehmen und wir, die Zivilgesellschaft, sehr viel konsequenter als bisher verfolgen.

Und ich bin überzeugt: Hamburg schafft das! In den 90er-Jahren haben wir wesentlich mehr Menschen untergebracht, seitdem haben wir viel gelernt und sind eine viel offenere Gesellschaft geworden. Im Vergleich zu Ländern wie der Türkei, dem Libanon oder Kenia, die deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen, ist Hamburg reich und wohlhabend. Und wir haben in unserer Stadt eine lange und großartige Tradition bürgerschaftlichen Engagements. Es gibt viele Initiativen von Bürgern, die den Flüchtlingen helfen, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden.

Auch die Diakonie verstärkt ihr Engagement: Wir möchten unser Winternotprogramm gemeinsam mit der Kirche ausweiten, wir werden ab November zwei neue Beratungsstellen für Flüchtlinge und Menschen aus Osteuropa starten.

Die Sozialbehörde versucht auf vielen Wegen, Unterkünfte zu finden. Von der Politik insgesamt wünsche ich mir, dass alle Ebenen und Behörden an einem Strang ziehen.

Die Standards für eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung – gerade für Familien – dürfen trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgeweicht werden.

Hamburg hat genug Kraft, Verstand und Herz, um Flüchtlingen, Zugewanderten aus Osteuropa und Obdachlosen zu vermitteln: Ihr seid erwünscht; ihr seid willkommen!

Foto: Guido Kollmeier