Diskussion : Bald mehr Wohnungen für Menschen in Wohnungsnot?

#einfachwohnen-Sprecher Dirk Ahrens eröffnet die Veranstaltung im Haus der kirchlichen Dienste. Foto: Diakonie Hamburg.

Drei Wochen vor der Bürgerschaftswahl lud die Kampagne #einfachwohnen Vertreter*innen der Bürgerschaftsfraktionen zur Diskussion: Welche Hilfe können Menschen in Wohnungsnot von der Politik erwarten? Rund 60 Gäste wohnten der Veranstaltung im Haus der Kirchlichen Dienste in St. Georg bei.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Dass in Hamburg im bundesweiten Vergleich viel gebaut wird, begrüßte einfachwohnen-Sprecher Dirk Ahrens, der auch Hinz&Kunzt-Herausgeber ist: „Unter’m Strich ist für unsere Klientel aber zu wenig passiert.“ Damit waren insbesondere die etwa 12.000 Hamburger Haushalte gemeint, die als Wohnungsnotfälle gelten aber dennoch unversorgt sind. Vom Senat verlangte Diakonie-Chef Ahrens, die Halbierung der Wohnungsnot in der kommenden Legislatur zu seinem vorrangingen Ziel zu erklären – auch durch regulierende Eingriffe: „Der Markt löst die anstehenden Probleme nicht.“

An der Diskussion im Haus der kirchlichen Dienste in St Georg nahmen die Fraktionsvorsitzenden Dirk Kienscherf (SPD), Anjes Tjarks (Grüne) und Cansu Özdemir (Linke), CDU-Politiker Ralf Niedmers, der zugleich Vorstand einer Genossenschaft ist und Carl Coste, Landesvorsitzender der jungen Liberalen, teil. Andrea Luksch vom NDR moderierte die Veranstaltung.

Dirk Kienscherf räumte ein, dass der Senat in der Vergangenheit tatsächlich hinter den eigenen Zielzahlen des sozialen Wohnungsbaus zurückgeblieben ist. Vorgesehen sind 300 neue Wohnungen für Wohnungsnotfälle pro Jahr. Im vergangenen Jahr sei es aber gelungen, den Wohnungsbau für vordringlich Wohnungssuchende anzukurbeln: 340 Wohnungen mit einer speziellen Bindung für vordringlich Wohnungssuchende seien gebaut worden – und das solle kein einmaliger Erfolg bleiben: „Auch zukünftig müssen wir uns an den Zielzahlen messen lassen.“  Eine Anfrage zu den Wohnungsbauzahlen durch Hinz&Kunzt ließ die Stadtentwicklungsbehörde (BSW) bislang unbeantwortet.

Druck auf die SAGA

„2500 Vermittlungen ist eine Zahl, die die Saga leisten kann“– Anjes Tjarks (Grüne)

Mit Blick auf die Vermittlung von Wohnungen an Menschen in Wohnungsnot prophezeite Anjes Tjarks: „2500 Vermittlungen ist eine Zahl, die die Saga leisten kann. Da bin ich mir sicher.“ Dem stimmte auch Dirk Kienscherf zu. Bislang liegt der Zahl der Vermittlungen bei 2000 pro Jahr. Dadurch, dass Rot-Grün in der kommenden Legislaturperiode außerdem 300 neue Wohnungen für Wohnungsnotfälle pro Jahr schaffen will, könnten also bis zu 800 neue Wohnungen pro Jahr zusätzlich vermittelt werden.

Ralf Niedmers bestärkte die Kampagne #einfachwohnen: „Sie können Druck auf den Kessel ausüben, wenn sich kleine Wohnungsbauakteure bündeln.“ Carl Coste problematisierte, dass Wartezeiten auf Wohnungen zu lang seien. Hier bestehe Handlungsbedarf. Mit Blick auf die zu geringen Vermittlungszahlen nahm Cansu Özemir nochmals die städtische Wohnungsbaugesellschaft in den Blick: „Man muss gezielt Druck auf die SAGA ausüben.“

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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