Abschied auf St. Pauli : Ordensschwestern verlassen die Alimaus

Die Ordensschwestern Borromäa, Egberta und Henrike verlassen die Tagesaufenthaltsstätte Alimaus und kehren zurück in ihr Kloster im Emsland. Sie waren unerlässliche Helferinnen für Obdachlose rund um den Kiez.

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Die ehemaligen Obdachlosen Sven (links) und Gerd unterstützten Schwester Egberta. „Wir werden sie vermissen“, sagt Gerd.

Es sei schon ein komisches Gefühl, die Obdachlosen und Hilfsbedürftigen zu verlassen, sagt Schwester Egberta. Acht Jahre lang arbeitete die gelernte Krankenschwester in der Krankenstube der Alimaus an der Grenze zu Altona mit. Sie kennt praktisch alle Obdachlosen rund um die Reeperbahn, weil sie irgendwann mal in ihre Sprechstunde kamen oder die Duschen der Einrichtung nutzten. Jetzt, mit 79 Jahren, ist Schluss. Egberta kehrt zurück in das Generalmutterhaus ihrer Gemeinschaft in dem kleinen emsländischen Ort Thuine. „Da ist sehr viel Wehmut dabei“, sagt sie.

Für die Alimaus am Nobistor war die Unterstützung durch die Ordensschwestern ungemein wichtig. In dem Anlaufpunkte für Obdachlose gibt es eine Kleiderkammer, eine Krankenstube, seelsorgerische Beratung und zudem wird zwei Mal täglich von Montag bis Freitag Essen ausgegeben. Schwester Henrike organisierte die Arbeit in der Küche, Schwester Borromäa leitete die Kleiderkammer und Schwester Egberta kümmerte sich um die Versorgung kranker Obdachloser in der Krankenstube. Und das ehrenamtlich und fünf Tage die Woche. Zusätzlich unterstützt ein Arzt zwei Mal die Woche Schwester Egberta während ihrer regelmäßigen Sprechstunden.

Als Schwester Egberta 2007 nach Hamburg auf den Kiez kam, sei das natürlich ein ungewöhnlicher Einsatz gewesen, sagt sie und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Man hat hier schon manchmal einen Krimi in live.“ Für Egberta, die 1956 dem Franziskaner-Orden in Thuine beitrat, war die Station auf dem Kiez bereits ihr 14. Hilfseinsatz in einer Gemeinde. In Krankenhäusern, Hospizen und Sozialeinrichtungen habe sie zuvor mitgeholfen, sagt sie. „Aber nie habe ich solch eine Dankbarkeit erfahren.“

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Auch Schwester Borromäa kehrt zurück nach Thuine. Die 70-Jährige arbeitete 15 Jahre in der Küche der Alimaus.

Schwester Borromäa, die in den vergangenen Jahren die Küche in der Alimaus leitete, wird nach ihrer Rückkehr ins Kloster erst einmal Urlaub nehmen. Dazu sei sie in der Alimaus nicht gekommen, sagt sie. Die Arbeit hätte ihr viel Freude bereitet. „Dies waren für mich Ferien“, sagt sie.

Ihre wertvolle Hilfsarbeit will Schwester Egberta am liebsten nicht in den Fokus rücken. „Ich habe das ja hier nicht alleine, sondern zusammen mit Manfred Öhler aufgebaut“, sagt sie. Die Wohnungslosen Gerd und Sven, die ehrenamtlich in der Krankenstube mithelfen, überschütten sie allerdings mit Lob. „Sie ist ganz wichtig für die Menschen hier“, sagt Gerd. Immer mal wieder bekäme er zu hören: „Schwester Egberta hat mich gerettet.“ Der 52-Jährige ist allerdings bedrückt. Denn durch den Weggang der einzigen ausgebildeten Krankenschwester, ist unklar ob und wie die Einrichtung weiterbetrieben werden kann.

Text und Fotos: Jonas Füllner