Kunzt&Kult : Kultur zum Selbermachen

Mai-Ausgabe
Grafikern Nina Carstens hat in der Corona-Krise das Malen für sich entdeckt. Foto: Privat

Corona legt Bühnen, Clubs und Kinos lahm. Damit sich trotzdem niemand langweilen muss, gibt das Hinz&Kunzt-Team persönliche Tipps für Kultur und Freizeit zu Hause.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Reisetipp: In Gedanken schon unterwegs

von Christian Hagen, Vertrieb: Zurzeit weiß keine*r, wann der nächste Urlaub kommt, alle zehren von Erinnerungen oder behelfen sich mit vager Vorfreude. Zum Glück sind Träumen und Planen auch in Krisenzeiten weiterhin erlaubt. Für alle, die gerne mit Fahrrad, Roller oder Motorrad unterwegs sind, möchte ich eine Tourplanungs-App empfehlen: www.kurviger.de. Mit dieser App habe ich meinen letzten Vespa-Sizilien­urlaub geplant. Das war so unglaublich schön, dass die Planung für dieses Jahr auch schon steht – mal sehen, was daraus wird! Ein Tipp: Wenn die grobe Tour- und Etappenplanung fertig ist, dann noch mal die Kartenansicht wechseln und am Satellitenbild prüfen, ob man landschaftlich den schönsten Streckenverlauf gewählt hat. Der Aufwand lohnt sich! www.kurviger.de

Literatur: Hochgenuss auf mehr als 6000 Seiten

von Friederike Steiffert, Öffentlichkeitsarbeit: Meine absolute Lieblingsschriftstellerin ist Rebecca Gablé. In ihren historischen Romanen zeichnet sie mit brillanter Erzählkunst und absoluter Recherche der historischen Zusammenhänge farben­frohe Epochen vergangener Zeiten. Die monumentale Familiensaga des Ritter­geschlechtes der Waringham enführt Leser*innen in fünf Jahrhunderte englischer Geschichte voller politischer Verwicklungen, Intrigen, Schuld und Sühne. Das bedeutet Lesehochgenuss in sechs Bänden auf mehr als 6000 Seiten. Aber Vorsicht: Wer einmal anfängt, legt das Buch so schnell nicht mehr weg. „Teufelskrone“, „Das Lächeln der Fortuna“, „Der Hüter der Rose“, „Das Spiel der Könige“, „Der dunkle Thron“ und „Der Palast der Meere“ sind am besten zu beziehen in der kleinen Lieblingsbuchhandlung, die man schon immer gerne unterstützt hat. Viele haben in der Coronakrise einen eigenen Bestell- und Lieferservice ins Leben gerufen. www.luebbe.de

Party: Zusammen tanzt man weniger allein

von Annabel Trautwein, Redaktion: Sommer kommt auf weichen Sohlen in die Stadt, da dauert es meist nicht lang, bis erste Bässe erklingen: Die Open-Air-Saison beginnt! Doch nun wird’s nichts mit dem Tanz durch den Mai: Dancefloors liegen da wie ödes Brachland, und selbst auf dem Brachland draußen gibt’s nichts zu feiern. Das ist schade für Freund*innen des Freiluftraves wie mich, schwierig für alle, die schon seit Wochen die härteste Tür aller Zeiten erleben. Schlimm ist es vor allem für die Crews. So wie sie Südpol oder Pudel aufgebaut haben, so lassen sie jetzt online von sich hören: mit Herz und Handwerk. Im Livestream geht die Party weiter! Und mit etwas Hilfe eines Tages auch das Clubleben. www.suedpol.org

Onlinetipp: Ein Überlebenssender

von Birgit Müller, Redaktion: Neulich traf ich unseren Hinz&Künztler Ulf. Er ist total besorgt, wie wohl all die kleinen Läden überleben, vor denen er das Magazin verkauft. Das geht mir auch so. Deswegen war ich auch so begeistert, dass es jetzt den Online-Sender One Hamburg gibt. Quasi eine Überlebenshilfe für kleine Läden, Restaurants und Kulturschaffende. Ein Mittelding zwischen Kultursender und Teleshopping, zwischen Kochshow und Wohnzimmerkonzert. Nah dran an den Gesprächspartner*innen, unterhaltsam und vielfältig. Ich habe schon einen virtuellen Rundgang in der Kunsthalle gemacht. Wenn ich mich aufraffen kann, mach ich demnächst Yoga. Und ich habe für mich neue Musiker*innen kennengelernt. Macht Spaß – und die Mediathek ist jetzt schon riesig. www.one-hh.de

Entspannungstipp: Eine Art Meditation

von Nina Carstens, Grafik: „Wieso muss ich eigentlich immer alleine Schule machen, Henry darf spielen und du?“ Diesen Satz höre ich seit Wochen. Jeden Morgen. Daraufhin habe ich angefangen zu zeichnen. Erst die Schulsachen, die mein Sohn machen musste, quasi habe ich das Material erneuert. Dann fing Max an, sich Ausmalbilder zu wünschen. Und ich habe wieder meine Freude daran entdeckt und gemerkt, wie ruhig ich dadurch werde. Nun zeichne ich auch abends, nur für mich. www.facebook.com/grafikdeerns

Kunst: Gute Werke im Freien

von Frank Keil, Redaktion: Wenn man sich gerade keine Ausstellung anschauen kann, muss man eben dort hingehen, wo die Kunst steht, sich also im Freien zeigt. Und da gibt es einiges, betreut die Kulturbehörde doch seit Mitte der 1980er-Jahre das Programm „Kunst im öffentlichen Raum“. Mein Favorit ist die Arbeit „Hier+Jetzt“ von Gloria Friedmann auf dem Sievekingplatz, zwischen den Hamburger Gerichten. Eine schiefer­graue Betonwand durchtrennt den Platz, die Zahl „1933“ ist einge­meißelt. Auf der anderen Seite findet sich ein Panoramafoto unserer Stadt, davor stehen 90 Blumenkübel auf Stelen: Wildkräuter, Blumen und Gemüse sind gepflanzt. Erinnerung, dass die Hamburger Justiz willfährig den Nazis zu Diensten war – und Hinweis, dass wir alle so unterschiedlich und einzig­artig zugleich sind wie die Pflanzen, auf die wir schauen. www.huklink.de/open-air-kunst

Gesellschaftsspiel: Darauf einen Doppelkopf

von Jochen Harberg, Redaktion: Langeweile in der häuslichen Isolation? Nicht bei uns! Denn wir sind vier, genau die richtige Anzahl für eine Runde Doppelkopf. Gelegentlich gesellen sich auch noch Schweinchen oder gar wilde Säue an unseren Küchentisch, sogar Hochzeiten finden hier statt – und das alles im Einklang mit den Verordnungen zum Infektionsschutz. Doppelkopf ist schnell gelernt, macht süchtig, ohne der Gesundheit zu schaden, und setzt dem Social Distancing erfrischende Überraschungsmomente entgegen: Dass sich erwachsene Kids von ihren Ex-Erziehungsberechtigten noch in die Karten schauen lassen, kommt ja sonst eher selten vor. www.spielanleitung.org/doppelkopf.html

Haushaltstipp: Fenster putzen – jetzt erst recht

von Jonas Füllner, Redaktion: Wenn man überdurchschnittlich viel Zeit hinter den heimischen Fenstern verbringt, wird der freie Blick nach draußen immer wichtiger: Klare Sicht hebt nachweislich die Stimmung, und wer von uns hat etwa gerade keinen Bedarf an heiteren Aussichten? Also, ran an die Putzeimer! Warum gerade jetzt? Fensterputzen bei strahlendem Sonnenschein macht mehr Laune, und die Erfolge sind sofort sichtbar. Noch ein Zusatztipp: Nachwischen mit Zeitungspapier ist das beste Recycling für ausgelesene alte Hinz&Kunzt-Ausgaben, bevor sie im Rahmen des Frühjahrsputzes endgültig im Papiercontainer landen.

Onlinequizz: Bingo spielen auf dem Balkon

von Benjamin Laufer, Redaktion: Ich war in meinem Leben noch nie in Dulsberg und noch nie auf einem Bingo­abend. Doch habe ich jetzt schon mehrmals in Dulsberg Bingo gespielt – dank der mmh.popup-Crew, die Quizabende im Instagram-Livestream schmeißt. Mit Discokugel, Glitzer und einer Menge Witz. B wie Bauchnabelfussel 13, I wie Igitt 28, N wie Nudelsieb 39, G wie Gulli 46, O wie Ohrenschmalz 65 – Bingo! Ich habe sogar was gewonnen: ein alkoholfreies Bier und einen Eisgutschein. Zum Abholen muss ich wohl doch mal nach Dulsberg. www.instagram.com/mmh.popup/

Kochen: Livschalte in die Küche

von Sybille Arendt, Öffentlichkeitsarbeit: Ein Vorteil vom Home­office ist die ständige Verfügbarkeit von Kühlschrank und Herd. Immer, wenn der Hunger kommt oder die Langeweile, kann man sich mit Backen und Kochen prima ablenken. So manche Hose spannt auch schon etwas, aber was soll’s. Und überhaupt macht ja auch nur alleine essen dick. Zum Glück muss das nicht sein. Denn man kann dank Skype oder anderen Videokonferenz-Tools auch jetzt noch gemeinsame Koch-und-Ess-Sessions veranstalten. Man einigt sich auf ein Gericht, besorgt die Zutaten und kocht dann zeitgleich gemeinsam. Und natürlich vertilgt man dann auch gemeinsam das Mahl. Guten Appetit!

Onlinespiel: wildes Wörterraten

von Annette Woywode, Redaktion: Bei pubertierenden Teens ist eine geschlossene Zimmertür nicht selten. In letzter Zeit höre ich aber häufiger als sonst Gelächter dahinter – und das, obwohl niemand zu Besuch ist. Irgendwann wurde meine Neugier zu groß. Ich steckte den Kopf hinein und sah meine Tochter am Rechner sitzen. Auf dem Bildschirm entstand just ein lustiges Gemälde: Häuser, Quallen und anderes Wassergetier. Eilig versuchten Ella und, wie sich herausstellte, etliche Klassenkamerad*innen zu erraten, was das Bild darstellte – bis jemand aus der Runde „Atlantis“ herausgefunden hatte. Beim Onlinespiel „Scribble“ gibt es
Punkte für jedes erratene Wort. Anfeuerungsrufe, verzweifeltes Gackern und Fluchen gehören dazu. www.scribbl.io

Computerspiel: Freiheitskampf im Untergrund

von Cedric Horbach, Teamassistenz: Freiheit muss erkämpft werden – gerade
in Krisenzeiten. Was das im Ernstfall bedeutet, vermittelt das Computerspiel „Through the Darkest of Times“: Die Spieler*innen werden ins Berlin der Nazizeit versetzt und müssen als Widerstandskämpfer*innen Strategien entwickeln, um das Regime zu stürzen und Verfolgte zu schützen. Immer wieder sind vorausschauendes Handeln und kritische Haltung gefragt. Denn wie sich die Geschichte entwickelt, hängt immer vom Einzelnen ab. Entwickelt wurde „TtDoT“ vom Team Paintbucket Games in Berlin. paintbucket.de/de/ttdot

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Artikel aus der Ausgabe:

Ich leb jetzt im Hotel

Unsere Mai-Ausgabe erscheint nur online. Die Themen: Zu Besuch bei Obdachlosen im Hotel, im Gespräch mit einer Überlebenden des KZ Neuengamme, Hamburgs Verfassungsschutzpräsidentin im Interview über Grundrechtseinschränkungen wegen Corona.

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Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.