Hamburger Tafel in der Krise : Dann machen wir das eben!

Leichte Sprache
Ehrenamtliche helfen bei der Hamburger Tafel in Wandsbek. Foto: Imke Lass

Immer mehr Menschen in Hamburg sind arm.
Immer mehr Menschen brauchen Hilfe.
Viele Menschen haben nicht genug Geld für Essen.
Viele Menschen kommen deshalb zu der Hamburger Tafel.
Die Hamburger Tafel ist ein Verein.
Dieser Verein hilft Menschen in Not.
Der Verein sammelt und verteilt überall Essen in Hamburg.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Doch die Krise ist sehr groß,
vor allem wegen dem Krieg.
Die Helferinnen und Helfer bei der Hamburger Tafel arbeiten deshalb sehr viel.
Sie bekommen dafür kein Geld.
Die Helferinnen und Helfer wollen einfach helfen.
Einige von ihnen sind selbst arm.

Die Hamburger Tafel kann bald nicht mehr allen Menschen helfen.
Es gibt nicht genug Geld und Essen für alle.
Es gibt jetzt zu viele arme Menschen in Hamburg.

Das Essen reicht oft nicht für alle

Jan Henrik Hellwege ist der Chef der Hamburger Tafel.
Er erzählt Hinz und Kunzt,
dass das Team der Hamburger Tafel sehr viel arbeitet.
Jeden Tag fahren die Helferinnen und Helfer mit den Lieferwagen durch die Stadt.
Sie sammeln Essen in 24 Super-Märkten.
Dann bringen sie das Essen an 31 Orte in Hamburg,
das sind die Ausgabe-Stellen von der Hamburger Tafel.
Dort können arme Menschen etwas zu Essen bekommen.

Die Helferinnen und Helfer müssen sehr schwer arbeiten,
denn die Ausgabe-Stellen brauchen jeden Tag sehr viel Essen.
Jeden Tag gibt die Hamburger Tafel über 150.000 Kilo Essen aus.
Wenn das gesammelte Essen nicht reicht,
dann nimmt die Hamburger Tafel auch Essen aus ihrem Lager.
Doch das Lager braucht viel Strom,
und der Strom kostet immer mehr Geld.
Auch das Benzin für die Autos kostet sehr viel Geld.
Und alle Preise steigen immer weiter.
Jan Henrik Hellwege weiß noch nicht,
wie er das alles bezahlen soll.

Immer mehr Menschen kommen jetzt zu der Hamburger Tafel.
Viele Kinder, Frauen und Männer haben Hunger.
Das Essen im Lager wird deshalb immer weniger.
Die Helferinnen und Helfer bei der Hamburger Tafel
wollen gern allen Menschen helfen.
Aber manchmal reicht das Essen nicht für alle.
Das macht viele Helferinnen und Helfer traurig.
Auch ihr Chef Jan Henrik Hellwege ist hilflos.
Er sagt seinen Helferinnen und Helfern dann:
Wenn ihr einen Gott habt,
dann betet.

Immer mehr Menschen haben Hunger

Wolfgang Hennig ist ein Helfer bei der Hamburger Tafel.
Er ist 68 Jahre alt und hilft bei der Tafel schon seit 11 Jahren.
Früher hat Wolfgang Hennig bei einer Ausgabe-Stelle gearbeitet.
Dann hat er als Schlosser-Meister geholfen,
wenn er etwas reparieren musste.
Jetzt arbeitet er als Fahrer für die Hamburger Tafel.
Er hilft sehr gerne.

Zweimal in der Woche fährt Wolfgang Hennig mit einem Liefer-Wagen los.
Jeden Montag fährt er 7 Uhr 30 zu den Super-Märkten.
Er fährt durch ganz Hamburg und sammelt Essens-Spenden ein.
Montag ist immer ein guter Tag,
sagt Wolfgang.
Sein Liefer-Wagen wird dann fast immer voll.
Das ist an den anderen Tagen meistens anders.
Dann geben die Super-Märkte oft weniger Essen.
Jeden Mittwoch fährt Wolfgang zum Groß-Markt.
Wolfgang ist dann schon 5 Uhr 30 da und trägt Kisten.

Bei der Hamburger Tafel arbeiten insgesamt 140 Menschen.
Alle diese Menschen arbeiten ehrenamtlich.
Ehrenamtlich heißt,
sie wollen für ihre Arbeit kein Geld.
Die meisten Helferinnen und Helfer arbeiten im Lager
oder als Fahrerinnen und Fahrer.

Von einer Krise in die nächste Krise

Jan Henrik Hellwege ist seit 2 Jahren Chef bei der Hamburger Tafel.
Seit über 2 Jahren ist es in Hamburg sehr schwierig.
Die Menschen erleben seit 2 Jahren eine große Krise.
Jan-Henrik Hellwege sagt:
Zuerst kam Corona,
dann kam der „Scheiß-Krieg“.
Das ist für die Menschen sehr schwer.

Schon in der Corona-Zeit war die Not bei vielen Menschen groß.
Viele brauchten schnell Hilfe und Essen.
Es wurden neue Helferinnen und Helfer gefunden.
Auch der Schutz vor Corona war wichtig.
Also wurde das Essen extra vorbereitet und verpackt,
damit sie den Abstand besser einhalten konnten.
Alle Menschen sollten gut vor Corona geschützt sein.
Irgendwann lief alles wieder gut und es wurde wieder ruhiger.
Aber dann kam der Krieg.
Dann gab es die nächste Krise.

Hellwege will sich aber nicht beschweren.
Er will auch keinen Schuldigen suchen.
Er will nur Menschen in der Not helfen.
Dabei hat jeder seine Aufgabe,
sagt Hellwege.
Hellwege selbst hat keine Not.
Die echte Not ist da draußen in Hamburg,
sagt Hellwege.

Hohe Preise machen viele Menschen arm

30.000 Menschen haben vor Corona jede Woche
bei der Hamburger Tafel essen können.
Heute sind es jede Woche schon 40.000 Menschen.
Vor allem geflüchtete Menschen brauchen Hilfe und Essen.
Sie kommen jetzt viel zu der Hamburger Tafel.

Seit dem Krieg steigen überall die Preise.
Vor allem Essen und Strom ist teuer geworden.
Das ist für viele Menschen ein großes Problem.
Viele Mütter ohne Väter kommen mit den Kindern zur Tafel.
Auch immer mehr Menschen mit Behinderungen kommen zur Tafel.

Immer mehr Menschen kommen zu den Ausgabe-Stellen.
Aber die Tafel hat leider immer weniger Essen.
Viele Super-Märkte geben immer weniger Essen an die Tafel,
weil in den Märkten immer weniger übrig bleibt.
Es ist gut, wenn die Menschen sparen,
sagt Jan Henrik Hellwege.
Aber es bleibt dann weniger Essen für die Tafel übrig.

Die Hamburger Tafel hat deshalb eine Spenden-Aktion gemacht.
Die Aktion war sehr erfolgreich.
An einem Tag wurde ganz viel Essen gespendet.
Das Problem ist aber damit nicht gelöst,
sagt Hellwege.
Denn überall in Deutschland haben die Tafeln zu wenig Essen.

Nicht alle armen Menschen gehen zur Tafel

In Hamburg brauchen eigentlich viele Menschen die Hilfe von der Tafel.
Aber nicht alle armen Menschen können oder wollen zu der Tafel gehen.
Viele kommen erst zur Tafel,
wenn es nicht mehr anders geht.
Aber dann ist es meistens schon zu spät,
sagt Hellwege.
Fast alle Ausgabe-Stellen haben jetzt Aufnahme-Stopp.
Das heißt,
Jede Ausgabe-Stelle hat eine Liste mit Namen,
wer Essen von der Tafel bekommt.
Wenn die Liste voll ist,
müssen die anderen Menschen warten.
Sie können leider kein Essen bekommen.
Viele Menschen rufen bei der Tafel an.
Diese Menschen weinen,
wenn die Tafel „nein“ sagen muss.
Das ist sehr schlimm,
sagt Hellwege.
Besonders dann,
wenn man Kinder im Hintergrund hört.

Die Helferinnen und Helfer der Tafel sind dann oft sehr traurig.
Es tut ihnen sehr weh,
dass sie diesen Menschen dann nicht helfen können.
Zuerst wollte Hellwege,
dass Therapeutinnen und Therapeuten helfen.
Aber dann hat er gedacht,
dass die Hamburger Tafel so erfolgreich und wichtig ist.
Es ist so gut und wichtig,
dass die Tafel so vielen Menschen helfen kann.
Für die Helferinnen und Helfer sind die Erfolge viel wichtiger.

Immer neue Probleme

Hellwege mag seine Arbeit und sein Team sehr.
Es ist ein gutes Gefühl,
wenn man Menschen hilft.
In dem Team arbeiten sehr verschiedene Menschen:

  • junge und alte Menschen,
  • Menschen von der Universität,
  • Menschen, die früher obdachlos waren.

Alle zusammen helfen der Tafel.
Sie machen zusammen Pause und essen gemeinsam.
Dabei lernen sie sich kennen.
Aber die Arbeit ist nie zu Ende,
sagt Hellwege.
Es gibt immer etwas zu tun.

Jeden Tag gibt es neue Probleme.
Besonders die hohen Strom-Preise sind schlimm.
Hellwege glaubt,
dass der Strom bald doppelt so teuer wie heute sein wird.
Dann muss die Hamburger Tafel für ihren Strom 32.000 Euro im Monat zahlen.
Woher das Geld dafür kommen soll,
weiß Hellwege noch nicht.
Die Hamburger Tafel bekommt zwar Geld-Spenden,
aber dieses Geld reicht nicht.

Kein Geld vom Staat

In Hamburg gibt es viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Das weiß auch die Stadt Hamburg.
Wer Geld vom Jobcenter bekommt,
der kann in der Not auch zu der Tafel gehen.
Diesen Tipp gibt das Jobcenter oft an arme Menschen.
Eine Hilfe von der Stadt für Menschen in Not gibt es aber nicht.

Martin Helfrich von der Sozial-Behörde glaubt,
die meisten Menschen brauchen nicht viel mehr als Hartz IV.
Die Tafeln sind für ihn ein Extra-Angebot,
wenn das Geld doch nicht reicht.
Hellwege von der Hamburger Tafel weiß aber,
dass viele Menschen mit Hartz IV kaum leben können.
Immer mehr Menschen gehen deshalb zu der Tafel.

Mehr Geld von der Stadt Hamburg kann eine Hilfe sein.
Das Geld von der Stadt löst aber nicht das Problem,
sagt Hellwege.
Die Hilfe und die Spenden von den Menschen in Hamburg
findet Hellwege viel besser.
Die Menschen in Hamburg helfen anderen Menschen in Hamburg.
Das ist doch wirklich die beste Hilfe,
sagt Hellwege.
Die Menschen arbeiten zusammen und sagen:
Wenn es niemand macht,
dann machen wir das eben!
Jan-Henrik Hellwege findet,
dass in den Worten viel Kraft und Hoffnung ist.

Übersetzung in Leichte Sprache: Capito Hamburg

Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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