Privatisierung :
1120 Saga-Wohnungen stehen zum Verkauf 

Über den Verkauf dieses Saga-Hauses berichtet Hinz&Kunzt in der September-Ausgabe. Foto: Dmitrij Leltschuk

Obwohl günstige Wohnungen in Hamburg rar sind, privatisiert die Saga weiterhin einen kleinen Teil ihres Bestandes. Das städtische Unternehmen beteuert, dass man Spekulation konsequent entgegentrete.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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1120 Saga-Wohnungen stehen in Hamburg zum Verkauf. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage der Linksfraktion hervor. Dadurch werde günstiger Wohnraum vernichtet, kritisiert die Linke. Schließlich liegt die Durchschnittsmiete für eine Saga-Wohnung noch bei 6,71 Euro pro Quadratmeter und damit um rund zwei Euro unter der ortsüblichen Vergleichsmiete.

Die städtische Wohnungsunternehmen wiederum widerspricht vehement dem Eindruck, es würde aktuell en bloc ein großer Teil des Bestandes verkauft werden. Tatsächlich sind die Verkaufspläne nicht neu, sondern ein Überbleibsel der CDU-Regentschaft in Hamburg: 2001 übernahmen die Konservativen zusammen mit der FDP und Schill-Partei das Ruder. Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung war ein Verkaufsprogramm für Saga-Immobilien. Damals verfügte Hamburg noch über mehr als 150.000 Sozialwohnungen und reguläre Mietwohnungen kosteten in der Regel noch weniger als sechs Euro pro Quadratmeter. Die Stadt erhoffte sich, mit den Einnahmen den verbliebenen Bestand zu modernisieren. Innerhalb von fünf Jahren wurden mehr als 3500 städtische Wohnungen verkauft.

Ein Fehler, den CDU, Grüne und die SPD seit 2008 versuchen zu korrigieren. 2008 stoppte die CDU den Ausverkauf städtischer Immobilien. Seit 2011 wiederum kurbeln SPD und Grüne den Wohnungsbau wieder an, um der Wohnungsnot zu begegnen. Allein die Saga baut aktuell pro Jahr etwa 2000 neue Wohnungen. Mehr wären möglich, doch die Suche nach Flächen gestaltet sich schwierig.

Seit Anfang 2019 hat die Saga 119 Wohnungen privatisiert

Da verwundert es umso mehr, dass die Saga weiterhin Immobilien verkauft: 113 Wohnungen allein seit Anfang 2019. Man habe „nur noch einzelne ‚Restanten‘ aus ehemals anprivatisierten Anlagen verkauft“, erklärt die Saga. Im Klartext: Verkauft werden weiterhin Wohnungen aus Wohnblöcken, in denen vor dem Verkaufsstopp 2008 bereits ein Teil der Wohnungen privatisiert wurde und die nicht mehr komplett von der Saga verwaltet werden. Aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Aus selbigem Grund könnte man auch nachvollziehen, dass sich das Unternehmen von Häusern trennt, „die aufgrund ihrer Typologie und Lage nicht in das Bestandsportfolio des Unternehmens passen“.

In der September-Ausgabe

Geflüchtete wie Zahra (Titelbild) erzählen, wie Sie in den vergangenen fünf Jahren in Hamburg angekommen sind. Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele spricht im Interview über Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt. Das und mehr lesen Sie in unserem Schwerpunkt. Zum Inhalt.

Trotzdem werden dadurch auch bislang günstige Wohnungen aufgegeben. Einen solchen Fall hat Hinz&Kunzt am Billbrookdeich unter die Lupe genommen. Eine schöne, aber verfallene Stadtvilla steht dort zum Verkauf. Dabei hatte die Saga dieses Haus und rund 900 weitere Wohnungen vor etwa sechs Jahren von der Stadt übernommen, „um sicherzustellen, die die Wohnimmobilien …. auch Zukunft nicht an private Eigentümer verkauft werden“, wie es in einer Senatsmitteilung heißt. „Was hier passiert, stinkt nach Spekulation“, beklagt deswegen Nachbarin Jana. Die ganze Geschichte über den Streit um den Hausverkauf lesen sie in unserer aktuellen September-Ausgabe.

Nur soviel vorab: Den Vorwurf der Spekulation will die Saga nicht stehen lassen. „Alle Käufer einer SAGA-Wohnung müssen sich grundsätzlich verpflichten, die Wohnung acht Jahre lang selbst zu nutzen“, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Außerdem sichere sich die Saga ein 30-jähriges Rückkaufsrecht. „So wird die Spekulation mit ehemaligen SAGA-Wohnungen dauerhaft verhindert.“

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.