Einsatz für Flüchtlinge : Unermüdliche Mahnerin

Fanny Dethloff, Nordkirchen-Beauftragte für Flüchtlinge und Menschenrechte, ist für ihren Einsatz mit dem „Leuchtturm des Nordens“ ausgezeichnet worden. Am Menschenrechtstag besuchte sie mit Bischöfin Kirsten Fehrs Abschiebehäftlinge in Billwerder.

Fanny Dethloff ist Nordkirchen-Beauftragte für Flüchtlinge und Menschenrechte. Foto: Nordkirche / Cornelia Strauߟ

Fanny Dethloff, Beauftragte für Flüchtlinge und Menschenrechte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, hat die Auszeichnung „Leuchtturm des Nordens“ erhalten. Der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein ehrt die Mutter dreier Kinder, darunter ein in Liberia geborener Adoptivsohn, damit für ihren Einsatz für Menschenrechte und Flüchtlinge. Im Juni 2011 erhielt die Pastorin bereits den „Dorothee-Sölle-Preis für aufrechten Gang“.

Als „unermüdlich“ lobt der Präses der Nordkirchen-Landessynode, Dr. Andreas Tietze, den Einsatz von Fanny Dethloff: „Seit vielen Jahren setzt sie sich für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein und darüber hinaus ein.“ Besonders im Bereich Asylrecht sei sie anerkannte Expertin: „Asylrecht ist Menschenrecht – dafür steht besonders Fanny Dethloff“, sagt Tietze.

Eine Mahnerin in Sachen Menschenrechte, sowohl innerhalb unserer Kirche, als auch in der Gesellschaft“, ist Fanny Dethloff für den Bischofsbevollmächtigten im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard.

Fanny Dethloff sieht sich als Zeugin: „Für meinen Glauben an einen mitleidenden, solidarischen Gott an unserer Seite. Ich bin Menschenrechtszeugin, wo es darum geht, die Lage der ankommenden Flüchtlinge, beispielsweise auf Malta, zu bezeugen. Oder zu dokumentieren, wie Abgeschobene, einmal entwurzelt, in Ghana nicht wieder in die Gesellschaft zurückkehren können.“

Zu den Themen Flucht und Asyl fand Fanny Dethloff in den 1990er-Jahren über die Seelsorgearbeit in einem Gefängnis. Dort lernte sie auch die angegliederte Abschiebungshafteinrichtung kennen. Viele theologische, politische und seelsorgerliche Aspekte sind ihr seitdem begegnet – und lassen sie nicht los: „Sei es, dass ich die Mitglieder der Cap Anamur seit 2004 durch den harten Gang durch die italienische Justiz begleitete, die sie wegen Schlepperei anklagte, statt ihre Rettungsfahrt für Schiffbrüchige im Mittelmeer zu belohnen.“

Bischöfin Kirsten Fehrs im Gespräch mit einem Abschiebehäftling in der JVA Billwerder. Foto: Marisa Nuguid

Einer von Fanny Dethloffs Arbeitsbereichen ist die Vernetzung von haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgern in der Abschiebehaft. Die Bedingungen für die Menschen dort und die deutsche Abschiebepolitik kritisiert die Evangelische Kirche seit Langem. „Abschiebungshäftlinge sind keine Straftäter! Wir schließen uns daher der Forderung der EU-Rückführungsrichtlinie an, Abschiebungshäftlinge in speziellen Einrichtungen unterzubringen. Eine Unterbringung innerhalb einer Justizvollzugsanstalt – wie in Billwerder – ist nicht angemessen, da die Abschiebungshäftlinge sich in den Ablauf der Strafanstalt einfügen müssen“, sagt Fanny Dethloff. Handys seien verboten, die Festnetzanlage zu teuer und Beschäftigungsangebote nicht vorhanden.

Abschiebehäftlinge haben sich in der Regel nichts zuschulden kommen lassen und sind auf Hilfe angewiesen. Das bekräftigten Fanny Dethloff und die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs bei einem gemeinsamen Besuch in der Justizvollzugsanstalt Billwerder am Montag, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, betont. „Die betroffenen Menschen haben oftmals in ihrer Heimat in unsicheren und gefährlichen Situationen gelebt. Einige haben den gewaltsamen Tod von Eltern und Geschwistern miterlebt oder sind selbst unmittelbar bedroht worden. Daher ist es umso wichtiger, dass sie hier bei uns eine unabhängige Rechts- und Sozialberatung angeboten bekommen, um über ihre Lage aufgeklärt zu werden“, sagt Fehrs.

Text: BEB