Das soziale Engagement des „American Women’s Club of Hamburg“ hat eine lange Tradition. Mit Spenden und Aktionen unterstützen die Mitglieder jetzt Hinz&Kunzt.
Es ist viel los an diesem sonnigen Samstagvormittag auf dem Kulturflohmarkt am Museum der Arbeit. Am Stand des American Women’s Club of Hamburg e. V. (AWCH) drängen sich Kund:innen um den vollgepackten Verkaufstisch. Spielzeug, Geschirr, Kleidung, Haushaltsgegenstände und Selbstgemachtes haben die Club-Mitglieder zusammengetragen, um es zugunsten von Hinz&Kunzt zu verkaufen.
Rundherum herrscht ein fröhliches Sprachdurcheinander aus Deutsch und Englisch. Gegründet wurde der AWCH bereits 1931, doch mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurden alle Bürger:innen mit US-amerikanischem Pass aus Deutschland ausgewiesen. 1956 wurde der Club wieder aktiv, „zunächst als loser Zusammenschluss von wenigen Frauen“, erzählt Carol Harbers. Wie alle anderen Mitglieder engagiert sie sich ehrenamtlich. Heute zählt der Club rund 215 Mitglieder aus mehr als 25 Ländern. „Wir sind ein bunter Generationenmix – Berufstätige, Rentnerinnen, junge Mütter“, so Harbers. „Bedingung für die Mitgliedschaft ist lediglich eine Verbindung zu den USA – sei es durch Arbeit, Studium, Familie oder Staatsangehörigkeit.“
Bekannt werde der AWCH für neu zugezogene Frauen meist durch Mund-zu-Mund-Propaganda, sagt Carol Harbers. „Die Frauen nutzen das breite Kultur-, Gesellschafts- und Bildungsangebot des Clubs.“ Manche sprechen nicht gut Deutsch und freuen sich über vertraute Klänge in der neuen Umgebung, erklärt sie.
AWCH-Mitglied Stella Kwong steht mittendrin im Gewühl und sieht ziemlich zufrieden aus. Sie wurde in Hongkong geboren und lebte lange in New York, bevor sie mit ihrer Familie nach Hamburg zog. Seit 2012 spenden sie und ihr Mann regelmäßig für Hinz&Kunzt; sie hat dem AWCH die Partnerschaft vorgeschlagen.
Der Gesellschaft, in der sie leben, etwas zurückzugeben gehört zu den Grundregeln des Clubs. Die Mitglieder wählen eine lokale Hilfsorganisation, die sie dann für zwei Jahre mit Aktionen und Spenden unterstützen. „Es darf nicht sein, dass Menschen auf der Straße leben. Da muss man etwas tun, auch in Hamburg“, sagt Stella Kwong.
Das Engagement der AWCH-Frauen funktioniert ganz praktisch: Sie bestücken und spenden Toilettenbeutel mitHygieneartikeln und versorgen Hinz&Kunzt-Verkäufer:innen auch regelmäßig mit Lunchpaketen. „Wir machen Muffins und 100 Sandwiches – wie am Fließband“, erzählt Kwong und lacht.
Andere Benefizveranstaltungen zugunsten von Hinz&Kunzt sind bereits geplant. „Wenn Menschen Hilfe brauchen, packen wir an“, sagt Carol Harbers. Nicht alle Frauen kämen aus Metropolen. „Manche erleben in Hamburg zum ersten Mal sichtbare Obdachlosigkeit“, sagt Harbers, die lange in Los Angeles gelebt hat und hier wie dort vor allem die Lage wohnungsloser Frauen bedrückend findet. „Mit Vorträgen und Workshops klären wir über Obdachlosigkeit auf.“
Nach 40 Jahren in Hamburg hat sich Carol Harbers nun einbürgern lassen, ihren US-Pass behält sie weiterhin. „Hamburg ist mein Hafen, Deutschland mein Zuhause“, erklärt sie. Heimat, sagt sie nachdenklich, das sei etwas anderes – ein Stück davon findet sie im AWCH.
