Seenotrettung wieder aktiv : Alan Kurdi auf Rettungseinsatz

Die Alan Kurdi im Einsatz auf dem Mittelmeer. Foto: Sea-Eye / Karsten Jäger

Das Rettungsschiff Alan Kurdi der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye ist momentan auf Rettungseinsatz auf dem Mittelmeer. Allein am Montag haben die Freiwilligen 150 Menschen gerettet. Andere NGOs müssen ihre Rettungseinsätze wegen der Corona-Krise aussetzen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Zwar lenkt die Corona-Krise die öffentliche Aufmerksamkeit momentan von der humanitären Katastrophe auf dem Mittelmeer ab, dennoch machen sich weiterhin Flüchtende auf den Weg über das Mittelmeer in Richtung Europa. Um sie vor dem Ertrinken zu retten, ist das Hamburger Seenotrettungsschiff „Alan Kurdi“ der NGO Sea-Eye momentan auf dem Mittelmeer unterwegs – als momentan einzige Seenotrettungsorganisation. Durch die Corona-Krise und die Reisebeschränkungen ist es momentan besonders schwierig Rettungseinsätze zu koordinieren.

Während der aktuellen Rettungsmission konnte die Crew der Alan Kurdi allein bei zwei Einsätzen 150 Menschen retten, wie die NGO mitteilt. Demnach wurde einer der Einsätze von einem libysch beflaggten Schnellboot behindert, wobei von dessen Besatzung in die Luft geschossen worden sei. „Als ich die Schüsse der Libyer hörte, hatte ich große Sorge um meine Mannschaft und die Flüchtenden“, sagt Stefan Schütz, Einsatzleiter an Bord der Alan Kurdi.

Hoffnung auf den Flaggenstaat Deutschland

Während der zweiten Rettungsaktion habe sich das Bundesinnenministerium bei Sea-Eye und anderen Rettungsorganisationen gemeldet und darum gebeten „angesichts der aktuell schwierigen Lage (…) derzeit keine Fahrten aufzunehmen und bereits in See gegangene Schiffe zurückzurufen.“

„Jedes Menschenleben ist wertvoll“– Gorden Isler, Sea-Eye-Vorsitzender

Die Crew wartet jetzt auf die Erlaubnis, einen Hafen anlaufen zu dürfen – und hofft auf Unterstützung aus Deutschland. „Jedes Menschenleben ist wertvoll. Wir vertrauen darauf, dass es dem Bundesaußenminister gelingt, für 150 Menschenleben zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Denn Deutschland ist schließlich unser Flaggenstaat“, sagt Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler: „In Deutschland gibt es rund 150 Städte im Bündnis Sicherer Häfen, die ihre Bereitschaft zu Aufnahme von Geflüchteten erklärt haben.“

Auch Hamburg ist seit 2018 „Sicherer Hafen“. Damals hat sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gemeinsam mit den Bürgermeistern der beiden anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung und für die „Versorgung und Integration von Flüchtlingen“ positioniert, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Erst gestern haben Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) außerdem erneut Bereitschaft signalisiert, Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen. Demnach müssten EU und Bundesregierung aber vorher die Voraussetzungen schaffen.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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