Die Polizei will mehr Kameras aufstellen.
Die Kameras sollen die Stadt sicherer machen.
Aber niemand kann sagen,
ob die Kameras wirklich helfen.
Die Kameras am Hansaplatz
Die Polizei kann man auf dem Platz nicht sehen,
aber die Polizei ist trotzdem da.
Es ist Dienstag Vormittag.
Die Sonne scheint.
Am Hansaplatz sind viele Menschen.
Sie sitzen im Schatten vom Brunnen.
Einige Menschen rauchen,
andere Menschen schlafen.
Am Hansaplatz gibt es viele Kameras.
Hier treffen sich viele obdachlose Menschen.
Einige Menschen trinken hier auch Alkohol.
Die Kameras hängen an hohen Stangen.
Die Kameras beobachten die Menschen.
Die Polizei sieht alles mit den Kameras.
Die Frau Agnieszka ist obdachlos.
Agnieszka ist oft am Hansa-Brunnen.
Heute ist sie gerade aufgewacht.
Fühlt sie sich sicher?
Sie sagt: „Nein.“
Beim Schlafen wurde ihr Handy gestohlen.
Das war trotz der Kameras.
Wie findet sie die Kameras?
Agnieszka sagt: „Die Kameras sind mir egal.“
Alfred kommt aus Ghana.
Er ist auch obdachlos und oft am Brunnen.
Alfred findet die Kameras wichtig.
Er lebt seit vier Jahren in Deutschland.
Er sammelt Pfandflaschen.
So verdient er etwas Geld.
Alfred sagt: „Mehr Kameras wären gut.
Dann fühlen sich die Menschen sicherer.“
Henrik sieht das anders.
Henrik hat früher auch auf der Straße geschlafen.
Jetzt hat er eine Wohnung.
Er sagt: „Gott sei Dank!“
Henrik geht schnell vorbei.
Was sagt er zu den Kameras?
Henrik sagt: „Hm, ich möchte gar nicht,
dass alle sehen, was ich mache.“
Hamburg ist schon sehr sicher
Die Polizei in Hamburg will aber genau sehen,
was die Menschen tun.
Es gibt Kameras am Hansaplatz und anderen Orten der Stadt.
Die Polizei sagt: „Wir haben 165 feste Kameras.
Die meisten Kameras beobachten den Verkehr.
76 Kameras hängen an besonderen Plätzen.“
Das sind zum Beispiel der Hansaplatz oder der Jungfernstieg.
Die Polizei findet:
„Die Kameras machen die Stadt sicherer.“
Hamburg ist eine sichere Stadt.
Und Hamburg wird immer sicherer.
Das schreibt die Polizei selbst in den Berichten.
Nur am Hauptbahnhof und in St. Georg gibt es mehr Gewalt.
Die Polizei sagt:
„Wir sind sehr oft an den Orten.
So sehen wir auch mehr Taten.“
Die Gewalt kommt oft von Menschen,
die Drogen nehmen oder viel Alkohol trinken.
Im Jahr 2024 gab es in Hamburg weniger Straf-Taten.
Seit vielen Jahren wird Hamburg immer sicherer.
Nur 2019 gab es noch weniger Straf-Taten.
Noch mehr Sicherheit
Die Polizei und die Innen-Behörde wollen noch mehr Sicherheit.
Besonders rund um den Hauptbahnhof.
Dort gehen Polizisten und Wach-Personen gemeinsam Streife.
Es gibt auch Verbote für Alkohol und Waffen.
Und es gibt Video-Überwachung mit vielen Kameras.
Seit zwei Jahren gibt es 24 neue Kameras am Hachmannplatz.
Am Hansaplatz gibt es schon seit über fünf Jahren 22 Kameras.
Seit zwei Jahren wertet eine Software die Bilder aus.
Die Software heißt „Künstliche Intelligenz“.
Sie soll seltsame und ungewöhnliche Bewegungen erkennen.
Dann wird ein Alarm an die Polizei geschickt.
Die Polizisten sehen die Bilder auf der Wache.
Sie entscheiden dann:
Ist die Situation gefährlich?
Wenn ja, schicken sie Kollegen zum Platz.
Die Polizei sagt:
„Es gibt Orte in Hamburg mit mehr Straf-Taten.
Darum setzen wir Kameras an diesen Orten ein.
Wir wollen die Straf-Taten verhindern.
Wir wollen die Straf-Taten schnell aufklären.
Und die Menschen sollen sich sicher fühlen.“
Im Jahr 2023 haben die Kameras 83 Mal Alarm ausgelöst.
So konnten Straf-Taten verhindert oder gestoppt werden.
Was Kameras können und was nicht
Machen Kameras die Stadt wirklich sicherer?
Der Forscher Eric Töpfer untersucht Kameras seit vielen Jahren.
Er arbeitet beim Deutschen Institut für Menschen-Rechte.
Eric Töpfer sagt:
„Ich sehe es anders als die Polizei.
Viele Untersuchungen haben gezeigt,
dass Kameras nur selten Straf-Taten verhindern.
Damit Kameras helfen,
müssen die Täter logisch handeln.
Und die Täter müssen die Kameras sehen.
Dann bekommen sie nämlich Angst,
dass die Polizei sie erwischt.
Zum Beispiel beim Auto-Diebstahl im Parkhaus.
Da können Kameras helfen.
Bei Terror-Anschlägen helfen Kameras nicht.
Auch bei plötzlicher Gewalt helfen Kameras nicht.
Denn diese Taten passieren sehr schnell.
Kameras können nur dafür sorgen,
dass die Polizei schnell an den Ort kommt.
Dann kann die Polizei Schlimmeres verhindern.“
Menschen verdrängen und „Sicherheits-Theater“
Der Forscher Eric Töpfer sagt auch noch:
„Kameras sind ein Zeichen von der Politik.
Politiker wollen zeigen: Wir tun etwas.
Darum stellen sie Kameras auf.
Aber so werden nur die Folgen von Problemen behandelt.
Die Ursachen bleiben bestehen.
Und manche Menschen werden verdrängt.“
Auch das Bündnis Hansaplatz hat diese Sorge.
Das Bündnis gibt es seit den Kameras mit der „Künstlichen Intelligenz“.
Nora und Chris gehören zu dem Bündnis.
Sie wollen nur mit Vornamen genannt werden.
Nora wohnt in der Nähe.
Nora sagt:
„Der Hansaplatz ist ein Ort für scheinbare Politik.
Die Kameras sind ein gutes Beispiel.
Es sieht eben nur so aus,
als ob die Politik Probleme löst.“
Nora sagt, dass sie etwas beobachtet hat:
Die Kameras vertreiben die Sex-Arbeiterinnen und Obdachlosen.
Die Menschen gehen in die Seitenstraßen oder Hinterhöfe.
Dort ist es gefährlicher,
denn dort sind die Menschen öfter allein.
Und es gibt weniger Hilfe durch Sozialarbeiter.
Chris sagt:
„Ich sehe das ähnlich wie Nora.
Der Hansaplatz ist ein Versuchs-Ort für die Polizei.
Der Ort sieht jetzt vielleicht sicherer aus.
Aber die echten Probleme sind in der Gesellschaft.“
Dafür müsste Geld ausgegeben werden.
Stattdessen gibt es nur ein „Sicherheits-Theater“.
Was hilft den Menschen?
Die Polizei sagt dazu:
„Die Kritik stimmt nicht.
Für uns sind Obdachlose keine Straf-Täter.
Die Bilder vom Hansaplatz sollen helfen,
dass wir bald eine eigene Software trainieren.“
Die Polizei plant mehr Kameras mit „Künstlicher Intelligenz“.
Im Herbst soll es solche Kameras auch am Hauptbahnhof geben.
Hilft das den Menschen?
Eine Frau wohnt in der Nähe vom Hansaplatz.
Sie geht gerade zum Hauptbahnhof.
Sie sagt:
„Die Kameras stören mich nicht.
Aber am Hansaplatz fühle ich mich trotzdem unwohl.
Dort ist viel Elend sichtbar.
Abends gehe ich lieber über andere Wege.
Daran ändern die Kameras nichts.“
Ein obdachloser Mann sieht es ähnlich.
Die Kameras sind ihm egal.
Aber er macht sich Sorgen um einen Freund.
Der Freund lebt auch auf der Straße.
Der Freund hat seelische Probleme.
Er braucht dringend Hilfe von Fachleuten.
Die Polizei und die Kameras können nicht helfen.
Doch der Freund braucht dringend Unterstützung.
Der Mann weiß aber auch nicht,
wo es für seinen Freund Hilfe gibt.
