Anschlag auf Flüchtlingsheim : Geständnis im Fall Escheburg

Ein Nachbar hat gestanden, das für Asylbewerber vorgesehene Haus in Escheburg vor zehn Tagen in Brand gesetzt zu haben. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag  mit. Gegen den 37-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen.  

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Nicht nur in Berlin machen Rechte Stimmung gegen Flüchtlingsheime – auch in der Nähe Hamburgs kippt die Stimmung.

Update vom Freitag, 15:00 Uhr:
Ein Nachbar hat das für Asylbewerber vorgesehene Haus in Escheburg
(Kreis Herzogtum Lauenburg) in Brand gesetzt. Ein entsprechendes Geständnis liege vor, so die Staatsanwaltschaft Lübeck am Freitag. Gegen den 37-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen.

Kriminaltechniker hatten am Tatort DNA-Spuren des Mannes gesichert, an der Verschlusskappe eines Kanisters und an einem abgebrannten Streichholz. „Es handelt sich um einen unmittelbaren Nachbarn zur Unterkunft, der sich zuvor gegen die Unterbringung irakischer Flüchtlinge ausgesprochen hatte“, so die Staatsanwaltschaft.

Unbekannte hatten am 9. Februar einen Kanister mit Brandbeschleuniger durch das Fenster eines Doppelhauses geworfen, in das einen Tag später sechs Asylbewerber aus dem Irak einziehen sollten. Obwohl die Feuerwehr schnell vor Ort war, werden die Schäden frühestens Anfang März beseitigt sein. Der Brandanschlag war bereits der zweite in Schleswig-Holstein innerhalb weniger Wochen.

Die Gemeinde hat das Haus für mehr als 300.000 Euro gekauft, um dort Flüchtlinge unterzubringen. In der Nachbarschaft gibt es jedoch erhebliche Vorbehalte. Laut „Lübecker Nachrichten“ hatte ein Anwohner in einem offenen Brief an den Bürgermeister am Tag vor dem Anschlag die „heimliche Einrichtung eines Asylbewerberheims“ beklagt. Es sei unglaublich, mit welcher Dreistigkeit Gemeindevertreter „sämtliche Anwohner im Unklaren gelassen haben“.

Tatsächlich informiert die Gemeinde die Bürger seit Monaten auf Veranstaltungen über die Notwendigkeit, angesichts steigender Asylbewerberzahlen neue Unterkünfte einzurichten. Am kommenden Montag laden Parteien erneut zu einer Bürgerversammlung, um Vorurteile und Ängste zu nehmen.

In Escheburg leben 3334 Menschen, unter ihnen drei Asylbewerber. Nun sollen 40 weitere Flüchtlinge ins Dorf ziehen, unter anderem in das angekohlte Holzhaus.

Text: Ulrich Jonas
Foto: Björn Kietzmann, Action Press