Was wird aus den Obdachlosen vom Nobistor?

Nach täglichen Räumungen im Park am Nobistor sind die Obdachlosen umgezogen – manche nur 200 Meter. Ergebnis der Debatten in Bezirksparlament und Bürgerschaft: Wirkliche Hilfe können sie so schnell nicht erwarten.

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Unter diesem Dach im Park an der Königstraße hatten die Obdachlosen Schutz gesucht.

Die täglichen Einsätze des Bezirksamts Altona haben Wirkung gezeigt: Zwei Wochen nach dem Auftakt der Räumungsserie am Nobistor erinnert am Donnerstagabend nur noch eine Zeltstange und eine Socke daran, dass unter dem Dach im Park an der Königstraße bis vor Kurzem zwei Dutzend Obdachlose gelebt hatten – bis Ordnungsamt und Polizei sie vertrieben. Anfangs waren sie täglich wieder zurückgekommen, weil der Bezirk ihnen keine Unterkünfte oder gar Wohnungen als Alternative angeboten hatte. Inzwischen haben sie ihre Matratzen und Schlafsäcke an anderer Stelle abgelegt.

Wirklich nachhaltig waren Säuberungsaktionen nicht. Am anderen Ende des Parks stehen inzwischen wieder zwei Zelte. Auf der Wiese sitzen einige Obdachlose in der Abendsonne. Wo sie jetzt schlafen, wollen sie nicht sagen. Einige haben sich mit ihren Isomatten 200 Meter weiter unter einem Vordach auf dem Bürgersteig eingerichtet. Ganz so geschützt vor Wind und Regen wie auf der alten Platte ist es dort allerdings nicht.

Melzer verteidigt Räumungen

Gleichzeitig debattiert im nahen Altonaer Rathaus die Bezirksversammlung über die Räumungen am Nobistor. Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD) verteidigt das Vorgehen ihrer Verwaltung gegen die teils harsche Kritik der Linksfraktion als alternativlos: „Es ist zu einer Zusammenballung von unterschiedlichen Problemen geworden, die man an so einer Stelle nur auflösen kann“, sagt sie und verweist auf die Drogenkranken, die teilweise im Park gelebt hatten. Zusammen mit Beratungsstellen hätte das Bezirksamt vor den Räumungen versucht, „Wege und Möglichkeiten“ für die Obdachlosen zu finden: „Zum Teil ist das gelungen.“

Allerdings nur zum Teil: Weil viele der Obdachlosen vom Nobistor Wanderarbeiter aus Bulgarien und Rumänien sind, haben Sie nach Ansicht der zuständigen Sozialbehörde keinen Anspruch auf öffentliche Unterbringung in Hamburg. Hinz&Kunzt hatte vorgeschlagen, sie in teilweise leerstehenden Flüchtlingsunterkünften unterzubringen, um ihnen so die Jobsuche zu erleichtern. Sozialsenatorin Melanie Leonhard lehnte neue Unterkunftsplätze für Osteuropäer daraufhin in der Bürgerschaft kategorisch ab. Außer Unterstützung bei der Rückreise ins Heimatland können sie von der Stadt offenbar keine Hilfe erwarten.

Park-Kümmerer statt Patrouille gegen Obdachlose?

Wie soll es also weitergehen am Nobistor? Der Bezirk hatte zuletzt Schlagzeilen damit gemacht, Ein-Euro-Jobber auf Patrouille in den Park schicken zu wollen, um aufzuräumen. Gegenüber Hinz&Kunzt bestätigt ein Sprecher, dass es Verhandlungen mit Beschäftigungsträgern gebe. In der Bezirksversammlung weist SPD-Politiker Oliver Schmidt die Bezeichnung „Patrouille“ allerdings scharf zurück – viel mehr seien „Grün-Kümmerer“ geplant. „Es geht hier nicht um die Vertreibung von Obdachlosen“, sagt er. „Hier steht allein die Sauberkeit in den Parks im Fokus.“

Ob Patrouille oder Park-Kümmerer – den Obdachlosen helfen beide nicht. Um Lösungen für sie zu finden, soll ein Runder Tisch fortgesetzt werden, an dem das Bezirksamt und soziale Einrichtungen teilnehmen. Er tagt das nächste Mal am 5. Juli. Eine nachhaltige Lösung müsste allerdings auf Senatsebene gefunden werden. Hoffnung darauf hatte in der Bürgerschaft die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Mareike Engels, gemacht. Sie hatte angekündigt „kurzfristige Lösungen“ suchen zu wollen, „die allen Bedürfnissen gerecht“ würden. Wie solche Lösungen aussehen könnten? Bislang könne sie dazu keine Angaben machen, bedauerte Engels nun gegenüber Hinz&Kunzt.

Die Räumung im Video:

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Text, Fotos, Video: Benjamin Laufer