Aber bitte mit Blaulicht!

Lisa Haarmeyer kennt Polizeiautos jetzt in- und auswendig

(aus Hinz&Kunzt 180/Februar 2008)

Parkplatz der Landesbereitschaftspolizei. Auto reiht sich an Auto, blau-grau sind viele, einige sind schwarz und nicht als Polizeiauto zu erkennen. Unter ihnen ist ein besonderes. Die Sonnenstrahlen funkeln in seinem Blaulicht, das Silbergrau leuchtet metallisch – wie frisch aus der Waschanlage. Es ist ein Mercedes der E-Klasse. 15 Kilometer hat er auf dem Tacho und noch keinen einzigen Polizeieinsatz auf dem Buckel.

Der Bastler

Michael Franzke „pimpt“ Fahrräder. Eine Leidenschaft, die sich auszahlt, wie Markus Bruhn von ihm erfuhr.

(aus Hinz&Kunzt 179/Januar 2008)

Michael Franzke steht hinter dem Tresen seines Ladens in der Müggenkampstraße, Leuchtröhren erhellen den auf halber Kellerhöhe liegenden Raum. Der 38-jährige AC/DC-Fan zeigt auf ein Fahrrad, das rechts von ihm an der Wand steht: „Mein Lieblingsstück, die ‚Queen‘. Da steckt einige Arbeit drin.“ Das lang gezogene, tief liegende Gestell mutet an wie eine Harley.

Der Herr der Ampeln

Swaantje Böckmann besuchte Jörg Tippe, den Chef der Hamburger Leitzentrale

(aus Hinz&Kunzt 179/Januar 2008)

Jeden Morgen fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule. Zwei Kilometer, von Groß Borstel nach Alsterdorf. Drei Ampeln. Ehrlich gesagt: Wenn ich es eilig habe, ist mir egal, ob die rot sind. Vor allem auf dem Weg nach Hause.

Kleine Freiheit

Migrantinnen lernen Radfahren – und gewinnen ein Stück Unabhängigkeit. Nina Golde ist mitgefahren

(aus Hinz&Kunzt 180/Februar 2008)

Ein grauer Wintertag. Dicke Wolken hängen über der Stadt. Sprühregen dringt in jede Ritze der Kleidung. Wind zaust nasse Haare und lässt kaum einen Regenschirm heil. Ein Tag für die Zukunft? Unbedingt!

Eine Gruppe Frauen steht auf dem Außengelände des Altonaer Turnvereins inmitten eines Dutzends Fahrräder. Auf dem Platz herrscht aufgeregtes Durcheinander. Wild diskutieren und gestikulieren die einen. Andere drehen eine Runde auf dem Rad – ein wenig unsicher, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Endlich: ein eigenes Fahrrad.

Zwölf Frauen aus unterschiedlichen Ländern hatten denselben Traum: Fahrrad fahren lernen. In Deutschland ist das eine Selbstverständlichkeit – schon in Kindertagen ist man hier auf zwei Rädern unterwegs. Anderswo ist das nicht üblich.

Safiye Fidan-Denizhan stammt aus der Türkei. Früher war die 39-Jährige oft neidisch, wenn sie jemanden auf dem Fahrrad sah. Mit dem Besuch des Kurses hat sie sich einen Lebenstraum erfüllt: „Kennen Sie das Gefühl, wenn man etwas unbedingt tun will, und plötzlich kommt eine Gelegenheit und man denkt: Das ist wie für mich gemacht?“

Als sie den Aushang am schwarzen Brett eines Kindergartens sah, zögerte sie keinen Moment und meldete sich an. „Natürlich hatte ich auch Angst. Angst davor, dass ich es nicht schaffe“, sagt sie. „Aber nun kann ich endlich mit meinem Sohn zusammen Fahrrad fahren, das bedeutet mir so unglaublich viel.“

Zunächst mit Rollern, dann auf kleinen Klapprädern begann der Traum vom Radeln, Gestalt anzunehmen. Keine Schramme konnte die Teilnehmerinnen davon abhalten, wieder aufzusteigen und zwei Wochen lang jeden Tag pünktlich zu Kursbeginn zu erscheinen.

Heba Mohamed aus Ägypten hat durch eine Freundin von dem Angebot erfahren, das der Hamburger Sportbund unterstützt. Sie hat ein Stück Freiheit gewonnen, meint die 22-Jährige: „Ich kann nun mal eben zum Einkaufen oder zu meiner Freundin fahren.“

Noch ist allerdings unklar, ob und wann der nächste Kurs starten kann. Das hänge auch davon ab, wie viele Frauen sich anmelden, so der Sportbund. Interessierte können sich bei Ini-tiatorin Margarita Martinez melden.

Ein eigenes Fahrrad kann sich kaum eine der Frauen leisten. Deshalb ist heute ein besonderer Tag. Mithilfe eines Spendenaufrufs sind einige Räder zusammengekommen, die an die Kursteilnehmerinnen verteilt werden. Die Begeisterung ist groß. Viele haben ihren Ehemann oder ihre Kinder mitgebracht. Und obwohl alle durchnässt sind vom Dauerregen, lässt sich keine der Frauen davon abhalten, die Räder nacheinander auszuprobieren, um für sich das Passende herauszusuchen.

Aber nicht alle gehen mit einem Fahrrad nach Hause. Viele der Räder sind zu groß oder genügen den Ansprüchen von Fahrradanfängern nicht. Diejenigen, die leer ausgehen, sind ein wenig enttäuscht.

Ein Wiedersehen wird es geben: Für das Frühjahr ist eine Radtour geplant.

Nina Golde

Müll sammeln statt Mist bauen

Junge Männer aus St. Pauli gehen auf „Dreck Attack“, lernen reden und stecken sich hohe Ziele

(aus Hinz&Kunzt 180/Februar 2008)

Sieben Jugendliche aus St. Pauli wollen, dass ihr Stadtteil sauberer wird. Unter dem Namen „Dreck Attack“ putzen sie deshalb einmal pro Woche die Straßen. Ihr Engagement soll auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen.

„Verdammte Scheiße!“, flucht Hinz&Kunzt-Fotograf Mauricio Bustamante und bringt das Problem damit auf den Punkt. Kaum zehn Minuten ist er in den Straßen von St. Pauli unterwegs und schon zum zweiten Mal in Hundedreck getreten. Für Özgür (Foto) ein weiterer Beweis, wie wichtig seine Arbeit hier ist.

Als mein Leben fast zu Ende war

Drei Jugendliche erzählen von ihren Verkehrsunfällen

(aus Hinz&Kunzt 180/Februar 2008)

Der Autofahrer: Jan Köster, 23 Jahre, Zivildienstleistender

Seltsam, an einige Sachen kann ich mich ganz klar erinnern, andere sind total undeutlich: Auf der Rückbank kuschelt mein bester Freund mit seiner Freundin. Ich fahre. Wir kommen nüchtern von einer Feier, im Radio lief „I’m her yersterday man“. Ich stehe an einem Stoppschild und will links abbiegen. Von der Haltelinie aus sehe ich weit entfernte Scheinwerfer. Die Fahrbahn ist frei, ich trete aufs Gas meines Cinquecento. Die 39 PS greifen das letzte Mal kraftvoll in den Asphalt. Dann bemerke ich die Scheinwerfer, die von Gebüsch verdeckt waren. Sie kommen mir vor wie die Augen einer Raubkatze, die uns aus der Deckung her anspringt. Es wird gleißend hell, dann der Aufprall.

„Es gibt dein Bagdad nicht mehr“

17 Millionen Flüchtlinge sind nach Schätzungen des Roten Kreuzes auf dem Erdball unterwegs. Einer von ihnen ist der Iraker Abdul-Latif

(aus Hinz&Kunzt 168/Februar 2007, Jugendausgabe)

„Das ist die vierjährige Tochter unserer Nachbarn“, sagt Abdul-Latif und zeigt auf einen der toten Körper auf dem Foto, „sie wurde entführt und ermordet.“ Der 59-Jährige blättert weiter durch den dicken Ordner. Jeden Zeitungsartikel über den Irak hebt der Flüchtling auf, jede Information zur Lage in Bagdad heftet er ab. Auf den Bildern sind Leichen zu sehen, in den Überschriften der Artikel tauchen Wörter wie „Anschlag“, „Massenentführung“ und „Terror“ auf. „Wie soll ich da je nach Hause zurückkehren?“, fragt Abdul-Latif, und das Papier in seinen Händen beginnt zu zittern.

Myriam und der faire Riegel

Mit Schokolade lernen: Eine Schülerfirma am Gymnasium Altona vermarktet Kakao von Kleinbauern in der Dominikanischen Republik

(aus Hinz&Kunzt 168/Februar 2007, Jugendausgabe)

Als Myriam 16 war, fing sie bei Fairchoc an, weil noch Leute für eine Reise in die Dominikanische Republik gesucht wurden. Nun, fast vier Jahre später, ist die Schülerin vom Gymnasium Altona immer noch dabei – und war mittlerweile schon zwei Mal in dem Inselstaat in der Karibik, wo sie die Lebensverhältnisse der Kakaobauern kennengelernt hat. Seit gerade drei Wochen ist sie wieder da, nach drei Monaten Volontariat, und wir sitzen im Café. Sie hat sich – natürlich – einen Kakao bestellt und erzählt von ihrer Reise.

Seelenstriptease

Tagebuch war gestern, Blog ist heute. Begegnung mit zwei Menschen, die im Internet Persönliches preisgeben

(aus Hinz&Kunzt 168/Februar 2007, Jugendausgabe)

Private Blogger veröffentlichen im Internet ihre Erlebnisse und Gedanken. Was steckt dahinter: seelischer Exhibitionismus? Dichtung und wenig Wahrheit? Die Blogger André (Name geändert) und Kirsten erzählen.

Wo die großen Fische schlafen

Thalia-Stadtnotizen Teil 3: Autor Frank Abt und Dramaturg Benjamin von Blomberg bringen die Hafencity auf die Bühne

(aus Hinz&Kunzt 168/Februar 2007, Jugendausgabe)

In der Reihe „Stadtnotizen“ im Thalia Theater standen bislang die Große Bergstraße in Altona und Finkenwerder auf der Bühne. Am 20. Februar ist die Hafencity dran: „Wo die großen Fische schlafen“. Jedes Mal war die Theaterbar Nachtasyl rappelvoll. Die Macher hinter dieser neuen Art des Theaters sind Frank Abt und Benjamin von Blomberg. Jugendredakteurin Maren Albertsen hat sich mit ihnen getroffen.