Reaktion auf Sozialbericht : Wohlfahrtsverbände zur Kooperation bereit

Der erste Sozialbericht für Hamburg liegt vor. Die Erhebung zeigt: Bildung ist ein wichtiger Schlüssel zur Vermeidung von Armut. Die Reaktion der Wohlfahrtsverbände lautet:  Jede frei werdende Saga/GWG-Wohnung muss an arme Menschen vergeben werden.

Sozialbericht
Was lange währt, wird endlich gut: Der erste Hamburger Sozialbericht liegt vor und ist ganze 486 Seiten dick.

Der Senat hat den Sozialbericht für Hamburg vorgelegt. Die Erhebung bietet zum ersten Mal einen Überblick über die soziale Lebenslage in der Stadt. Die jetzt vorliegenden Zahlen zeigen: Je höher die Qualifikation, um so geringer ist das Risiko arm zu werden. So gelten mehr als 60 Prozent der Hochschulabsolventen als „einkommensreich“.

Die gute Nachricht: Der überwiegende Teil der Hamburger hat Arbeit und Ausbildung und ist finanziell abgesichert. Außerdem ist das Armutsrisiko in den vergangenen Jahren insgesamt leicht gesunken. Doch Menschen mit mangelnder beruflicher Qualifikation, Alleinerziehende sowie migrantische Familien sind weiterhin massiv von Armut bedroht. Und wer einmal arm ist, der hat es schwer sich aus dieser Situation zu befreien: Etwa ein Drittel (32.000 von 97.000) der Hartz-IV-Empfänger hat von Januar 2005 bis zum Ende der Erhebung im Dezember 2011 durchgängig Leistungen bezogen.

Der Sozialbericht kommt zu folgendem Schluss: Die Chancen, den Hilfebezug wieder verlassen zu können, sind stark von Bildung und Qualifikation abhängig. So liegen bei mittlerem Bildungsniveau die Ausstiegschancen 30 Prozent höher als wenn kein Schulabschluss vorliegt. „Eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt durch eine höhere Qualifikation ist daher der Schlüssel zur Vermeidung von Armut“, kommentiert Senator Detlef Scheele die Zahlen.

Die Forderung nach einem Sozialbericht für Hamburg haben Wohlfahrtsverbände bereits 2001 erhoben. Erst unter dem schwarz-grünen Vorgänger-Senat wurde der Bericht endlich in Auftrag gegeben. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind aus Sicht Arbeitsgemeinschaft für freie Wohlfahrtspflege (AGFW) wenig verwunderlich. Es mangelt an günstigem Wohnraum und  existenzsichernder Arbeit. Wer keine Arbeit hat, der wird in Hamburg von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen, kritisieren die Wohlfahrtsverbände. „Allein ein Monatsticket kostet in Hamburg 60 Euro für zwei Zonen. Im Regelsatz sind dafür allerdings nur 24 Euro vorgesehen“, führt Michael Edele vom Hamburger Caritasverband aus. „Und das billigste Monatsticket kostet immer noch 36 Euro.“

In einer Stellungnahme bieten die Wohlfahrtsverbände jetzt ihre Kooperation an und verbinden diese mit klaren Forderungen an den Senat: Jede frei werdende Saga/GWG-Wohnung – also etwa jährlich 4500 Wohnungen – müssten an vordringlich Wohnungssuchende vergeben werden. Außerdem sei eine Stärkung der Sozialberatung durch freie Träger und eine Anhebung der Hartz-IV-Sätze unerlässlich.

Text und Foto: Jonas Füllner