Bangladesch : Ein erster Schritt

Nach öffentlichem Druck: 32 große Modeketten haben für die Fabriken ein Brand- und Gebäudeschutzabkommen unterzeichnet. Das war längst überfällig. Jetzt muss noch der Lohn rauf.

(aus Hinz&Kunzt 244/Juni 2013)

Lange haben die Konzerne sich geweigert, jetzt machen viele endlich verbindliche Zusagen zur Arbeitssicherheit in Textilfabriken in Bangladesch. Modehäuser wie H&M, C&A, Benneton und sogar der viel kritisierte Textil-Discounter Kik haben ein rechtsverbindliches Brand- und Gebäudeschutzabkommen unterschrieben, wonach die Zustände in den Fabriken verbessert werden sollen. Sogar scharfe Kritiker des bisherigen Verhaltens der Unternehmen sind begeistert: „Das ist ein gewaltiger Schritt zu grundlegenden Verbesserungen“, sagt Berndt Hinzmann von der Clean Clothes Campaign (CCC).

Die Unternehmen verpflichten sich, für bessere Bedingungen bei Lieferanten in Bangladesch zu sorgen. Das Abkommen, das mit Gewerkschaften und staatlichen Stellen geschlossen wurde, beinhaltet unter anderem die Verpflichtung zur Instandsetzung von Gebäuden und zur Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen. Künftig soll es unabhängige Sicherheitsinspektionen geben. Auch ­finanziell würden die Unternehmen ­ihrer Verantwortung nachkommen, so der CCC-Sprecher. Er rechnet mit etwa 500.000 Euro, die jede Firma aufbringen müsse. Für die Kampagne ist das ein „richtig guter Anfang“, weil mehrere große Einkäufer beteiligt sind: „Je mehr Unternehmen gemeinsam agieren, desto größer ist die Wirkung.“

Auch die Hamburger Otto-Gruppe hat deswegen unterzeichnet. Im Interview mit Hinz&Kunzt (Mai-Ausgabe) hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto das noch abgelehnt, weil er andere Maßnahmen für sinnvoller hielt. „Wir unterstützen die Idee dieser Allianz ausdrücklich“, sagt Johannes Merck von Otto jetzt zu Hinz&Kunzt.

Bis die Modehäuser endlich zur Unterschrift bereit waren, waren Monate vergangen. Tchibo unterschrieb das Abkommen schon im September 2012 als erster deutscher Einkäufer. Die anderen reagierten nun auf ein Unglück in Bang­ladesch: Im April waren bei einem Gebäudeeinsturz mehr als 1100 Textilarbeiter ums Leben gekommen. „Der öffentliche Druck hat die Unternehmen umgestimmt“, sagt Hinzmann. „Es ist wichtig, dass die kritische Öffentlichkeit da dran bleibt und nachfragt!“

Text: Benjamin Laufer

Eine Karte mit Unterzeichner-Filialen in der Hamburger Innenstadt gibt es unter: www.huklink.de/cccabkommen