Kinofilm des Monats- „Die Lebenden reparieren“
Ende gut, alles gut?
Das wars dann wieder. Dezember in Hamburg. Kahle Äste spiegeln sich totenfingergleich in Glühwein-Pfützenwasser-Schorlen. Lichter reflektieren auf nassem Kopfsteinpflaster der Weihnachtsmärkte. Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber ich tippe, dass den Leser draußen acht Grad und Nieselregen erwarten. Triefende Trostlosigkeit? Verlagert man den Gedanken ein paar Monate in die Zukunft, wird alles gut. Also: durchhalten.
Ob und wie das geht, verrät die Filmemacherin Katell Quillévéré in ihrem Film „Die Lebenden reparieren“. Ein Junge liegt nach einem Unfall im Koma, seine Eltern müssen entscheiden, ob sie die Organe freigeben wollen. Trauer, Zorn, Liebe, Stolz – das beste Blatt im Drama-Quartett. Doch die Stärken in diesem Spiel liegen in den leisen Tönen und Geschichten, die rund um die existenziellen Fragen erzählt werden: Da ist die Frau, die immer schwächer wird und auf ein Spenderherz wartet. Der Arzt, der sich für die Frage nach dem Unvermeidlichen schämt. Entfremdung und Intimität zwischen den Eltern des Jungen. Und dessen Geschichte, die immer wieder daran erinnert, dass ein Mensch mehr ist als ein Ersatzteillager. Hier liegen die Stärken des Films. Ob man im Dezember melancholische Filme anschauen sollte? Wann sonst?