Wo, bitte, geht’s ins Ghetto?

Barmbek-Süd ist schön. Trotzdem fördert der Senat das Quartier. Grund ist nicht die Armut im Stadtteil, sondern ein Neubauprojekt

(aus Hinz&Kunzt 170/April 2007)

Eine ganze Kinderwagenflotte parkt vor der Tür des Kinder- und Familienzentrums (KiFaZ). Drinnen gibt es Mutter-Kind-Frühstück für 50 Cent. „Früher“, erinnert sich KiFaZ-Leiter Helmut Szepansky, „früher gab es hier schon Konfliktpotenzial.“ Früher, das ist bevor Barmbek-Süd, genauer gesagt das Quartier Dehnhaide, 1999 Teil der aktiven Stadtteilentwicklung wurde. „Vorher kam es schon vor, dass ein Alkoholabhängiger plötzlich bei uns im Familienzentrum stand und um etwas zu essen bat – schließlich hatten wir gedeckte Tische.“

Schlammiges Geschenk

Wie schön: Billstedt bekommt einen Park. Wie schade: erst in 25 Jahren, wenn die neue Elbschlickdeponie voll ist

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Man muss als Billstedter schon ziemlich dickfellig sein, um sich nicht verschaukelt zu fühlen: Hamburgs vergessener Osten soll mittels der Senatsprogramme „Aktive Stadtteilentwicklung“ und „Lebenswerte Stadt“ gerade für Familien mit Kindern attraktiver gestaltet werden – und als Erstes installiert der Senat im Quartier eine Elbschlickdeponie. Und verkauft die Maßnahme auch noch als „Geschenk“.

„Wo sollen die Jugendlichen sonst hin?“

800 Sozialwohnungen gibt es am Billebogen in Lohbrügge-Ost. Freizeitangebote für Jugendliche fehlten jahrelang. Mit dem Senats-Programm Lebenswerte Stadt soll nun alles ganz schnell gehen

(aus Hinz&Kunzt 173/Juli 2007)

Wenn Martina Mußbach und Bianca Emil am Montagmorgen zur Arbeit kommen, greifen sie erst mal zum Besen. Vor dem Eingang zur Kindertagesgruppe „Kleine Strolche“ fegen sie Kippen, Flaschen und Scherben weg. Zurückgelassen von Jugendlichen, die sich am Wochenende hier aufgehalten haben.

Prinzip Hoffnung

Neu-Steilshoop braucht mehr als ein bisschen Grünpflege – Begegnung mit engagierten Bürgern, großen Vermietern und dem „Schloss der Mysterien“

(aus Hinz&Kunzt 175/September 2007)

Die Gesandten des Senats kommen mit Tapeziertischen, Häusern aus Papier und bunten Notizkärtchen. Auf den Tischen befestigen sie eine Karte, sie zeigt den Anwohnern ihr Quartier. Wer mag, kann eines der vorgefalteten Papierhäuschen nehmen und es auf den Stadtteilplan kleben. So sollen die Menschen ein Gefühl bekommen dafür, wo und wie sie leben und was sie sich wünschen für ihre Umgebung. „Planning for real“ nennt sich das Verfahren, und glaubt man seinen Verfechtern, bringt es mancherorts sogar Bürgermeister mit Straßenkids ins Gespräch.

Zuckerbrot und Peitsche

Housing Improvement District: Wie die Stadt Immobilienbesitzer dazu bringen will, mehr fürs Quartier zu tun

(aus Hinz&Kunzt 175/September 2007)

Ungezügelt sprießende Büsche, herumfliegende Plastiktüten: So etwas soll es nach dem Willen von Stadt und Wohnungsgesellschaften in Neu-Steilshoop bald nicht mehr geben. Das Zauberwort heißt „Housing Improvement District“. Dahinter verbirgt sich die Idee, mit Hilfe eines Gesetzes Grundeigentümer zu bewegen, etwas fürs Quartier zu tun