Hamburgs Traditionsröster Jens Burg verkauft Hinz&Kunzt-Espresso und -Kaffee. Unsere KochKünztler waren bei der „Geburt“ dabei.
Kaffeeduft? Nicht die Bohne. Was da in großen Jutesäcken liegt, ist grün und erinnert eher an Futtersäcke im Pferdestall. Aber Jens Burg, gelernter Kaffeekaufmann, Kaffeeröster, Ladenbesitzer und Museumsbetreiber, weiß, wie man aus den leicht muffig riechenden Körnern einen duftenden Espresso macht. Wie das genau geht, zeigt der 64-Jährige heute den „KochKünztlern“. Diese kleine Gruppe von kochinteressierten Hinz&Kunzt-Verkäufern hat im Herbst vergangenen Jahres am Sonderheft „Hamburger KochKunzt“ mitgearbeitet. Seitdem trifft sie sich zum Kochen, Essen und Probieren.
Bevor es losgeht, bestaunen die Hobby-Köche Hunderte von Exponaten aus der ganzen Welt, die Wände und Boden von Burgs winkligem Kaffeemuseum verzieren: Biedermeiertässchen, Dutzende von Kaffeemühlen, ein Sarotti-Tresen, der in den 50er-Jahren in der Hamburger Staatsoper im Foyer gestanden hat. Und ein ausgestopftes, geflecktes kleines Tier, eine Art Marder. „Daher kommt der Katzenkaffee“, erzählt Jens Burg kopfschüttelnd. „Die Japaner lieben ihn und zahlen 1000 Dollar für das Kilo.“ Die Tiere fressen die Kaffeekirschen, verdauen das Fruchtfleisch und scheiden die Bohnen wieder aus. Diese werden dann per Hand im Dschungel gesammelt und zu dem angeblich besonders gut schmecken Luxus-Getränk verarbeitet.
Für einen bodenständigen Menschen wie Burg ist das nichts. Schon als Kind ist er in dem 1923 gegründeten Familienbetrieb mit Kaffee in Berührung gekommen. Voller Unbehagen erinnert er sich an Muckefuck, den Kaffeeersatz aus Nachkriegstagen. Zum Glück brachte sein Vater 2,5 Kilo Kaffee aus englischer Kriegsgefangenschaft mit – damals besser als Bargeld.
Wenige Jahre später fabrizierte der Vater seinen ersten Espresso – aus Versehen. Beim Rösten diskutierte er oft über die Spielstärke seines Lieblingsfußballvereins, des FC St. Pauli. Dabei vergaß er gelegentlich seine Bohnen im Röster: sie verbrannten. Wegschmeißen kam in den 50er-Jahren nicht in Frage, also wurden die dunklen Bohnen vor die Tür gestellt zum Verschenken. Schließlich kostete ein Pfund Kaffee damals 30 Mark. Als sein Sohn Jens im Sommerurlaub nach Italien fuhr, entdeckte der dort außer den vielen Eissorten eine weitere Spezialität: Espresso. Zum Glück für die Familie kamen bald die ersten italienischen Eiscafés nach Deutschland und mit ihnen die Nachfrage nach den „verbrannten“ Bohnen.
Nach so viel Geschichten und Theorie kommt jetzt die Praxis: Jens Burg zeigt, wie man einen Kaffeesack öffnet – „immer von links“ –, und schüttet Bohnen aus vier unterschiedlichen Ländern in den Röster. Zum Schluss fügt er noch eine Handvoll aus einem unbeschrifteten Sack hinzu und lacht verschmitzt. „Das macht nachher den besonderen Geschmack aus.“ Nachdem die Bohnen 20 Minuten in dem 80 Jahre alten Trommelröster bei 180 Grad geröstet wurden, liegt endlich typischer Kaffeeduft in der Luft. Der Geschmack hält, was die Nase verspricht. „Eigentlich ist ja der Duft das Beste am Kaffee“, sinniert Burg. Finden die Hinz&Künztler nicht. Und nicht nur, weil ein Teil des Verkaufspreises für das Projekt ist.
Text: Sybille Arendt
Foto: Martin Kath
„Macht auch wach!“ – der Hinz&Kunzt-Espresso und -Kaffee: 40 % Brasil, 40 % Honduras, 10 % Kenia, 10 % Indonesien, exklusiv für H&K von der Kaffeerösterei Burg, 250-g-Beutel, gemahlen oder ganze Bohne, 4,95 Euro; als Bioprodukt 5,95 Euro, zu beziehen bei: Burgs Kaffeerösterei, Eppendorfer Weg 52, Telefon 422 11 72, Mo–Fr 8.30–19 Uhr, Sa 8.30–18 Uhr, www.kaffeeroesterei-burg.de oder bei Hinz&Kunzt: www.hinzundkunzt.de/shop