Escheburg : Bewährungsstrafe für Brandstifter

Weil sechs Iraker in sein Nachbarhaus einziehen sollten, hat ein Escheburger einen Brand gelegt. Alleinstehende Männer wollten die Nachbarn nicht dulden, inzwischen ist eine Flüchtlingsfamilie eingezogen. Der Brandstifter wurde nun verurteilt.

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Der Schaden am roten Holzhaus ist inzwischen behoben.

Zwei Jahre Haft auf Bewährung lautet das Urteil des Lübecker Landgerichts gegen einen Mann, der im Februar eine noch unbewohnte Flüchtlingsunterkunft in Escheburg bei Hamburg in Brand gesetzt hatte. Deutlich mehr, als die Staatsanwaltschaft gefordert hatte. Die hatte ein Jahr und sechs Monate Haft für den Finanzbeamten für angemessen gehalten. Nicht so das Gericht: „Die Kammer ging davon aus, dass eine ausländerfeindliche Gesinnung dahinter stand“, sagte ein Sprecher gegenüber Hinz&Kunzt zur Begründung.

Der Brandstifter hatte zugegeben, einen Kanister mit Brandbeschleuniger durch das Fenster des Hauses geworfen und diesen in Flammen gesetzt zu haben, in das am nächsten Tag sechs Asylbewerber aus dem Irak einziehen sollten. Schon am Vormittag war er zusammen mit anderen Nachbarn in die Verwaltung des zuständigen Amts Hohe Elbgeest gestürmt, um seinem Zorn über die geplante Unterkunft im beschaulichen Viertel am Ortstrand Ausdruck zu verleihen. Mitarbeiter der Verwaltung sprachen später von „dem Überfall“, der ihnen Angst gemacht habe. Bereits direkt im Anschluss soll der nun Verurteilte gegenüber seinen Nachbarn die Tat angedeutet haben.

Das Urteil wird auch beruflich Konsequenzen für ihn haben: Seinen Job in der Hamburger Finanzbehörde ist er wohl los. Zum konkreten Fall will sich die Behörde zwar nicht äußern. Sprecher Daniel Stricker sagt aber: „Eine rechtskräftige Verurteilung zu mindestens einem Jahr hat eine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis ohne Anspruch auf weitere Bezüge zur Folge.“ Um das zu verhindern, könnte der Escheburger noch Rechtsmittel gegen das Urteil des Landgerichts einlegen.

Flüchtlinge sind eingezogen

Der Schaden am Haus ist inzwischen behoben, es dient nun wie geplant als Flüchtlingsunterkunft. Eine Familie aus Tschetschenien lebt dort. Die wütenden Nachbarn waren vor allem gegen die geplante Unterbringung von alleinstehenden Männern auf die Barrikaden gegangen. „Ich weiß nicht, wie es auf einen irakischen Mann oder auf einen Haufen alleinstehender Männer wirkt, wenn auf dem Nachbargrundstück mehrere Frauen zusammen im Sommer im T-Shirt in kurzer Hose auf der Terrasse sitzen und da Kaffee trinken“, hatte ein Nachbar dem NDR-Magazin Panorama gesagt. Auch der Brandstifter hatte vor Gericht angegeben, aus Sorge um die Kinder und Frauen in der Nachbarschaft gehandelt zu haben.

Text und Foto: Benjamin Laufer