Leevsverkloren op Platt

„Hamburg, mein Hafen“ ist eine Hymne auf das Leben in dieser Stadt. Jetzt hat die Musikerin Meike Schrader zusammen mit Moderatorin Wiebke Colmorgen das Stück auf Plattdeutsch produziert.

(aus Hinz&Kunzt 241/März 2013)

Meike Schrader (links) hat sich angesteckt. Seit sie in  der Sendung von NDR-Moderatorin Wiebke Colmorgen war, hat sie Plattdeutsch für sich entdeckt.
Meike Schrader (links) hat sich angesteckt. Seit sie in der Sendung von Tide-Moderatorin Wiebke Colmorgen war, hat sie Plattdeutsch für sich entdeckt.

Weicheier sind die beiden nicht. Trotz frostigen zwei Grad und Schneegriesel lächeln Wiebke Colmorgen und Meike Schrader gelassen in die Kamera. Schietwetter gehört schließlich zu Hamburg dazu und ändert nichts an ihrer Liebe zu dieser Stadt. Die hat Meike Schrader schon in ihrem Lied „Hamburg, mein Hafen“ besungen. Jetzt hat die Musikerin gemeinsam mit der Moderatorin und Musikjournalistin Colmorgen eine plattdeutsche Version ihres Stücks aufgenommen.

Die Idee zu dem Song kam Meike Schrader tatsächlich im Hafen. „Ich habe mal einen Sommer lang geholfen, ein Schiff zu renovieren“, so die 35-Jährige. „Das hat mich zur ersten Zeile inspiriert.“ Die lautet: „Ich sitze am Bremer Kai auf einem alten Kahn.“ Gemeint ist der Bremer Kai am Kleinen Grasbrook in Hamburg, und was folgt, ist eine poetische, aber auch sehr persönliche Hymne auf das Leben in dieser Stadt.

Mit ihrem Lied war Meike Schrader zu Gast bei „Tide Sessions“, Wiebke Colmorgens Fernseh-Sendung. Die 38-Jährige interviewt ihre Gäste dort nicht nur, sondern improvisiert auch mit ihnen – auf Platt. Denn die aussterbende Sprache ist ihre Leidenschaft. „Daran war ursprünglich die NDR 1 Welle Nord schuld“, erzählt Wiebke Colmorgen und schiebt ihre wilde Lockenmähne aus dem Gesicht. „Als ich anfing, Radio-Beiträge zu machen, fragten sie: ‚Kannst du Platt?’“ Sie sagte zu. Zwar waren ihre Sprachfähigkeiten etwas eingerostet, aber die frischte sie mit Hilfe von Verwandten wieder auf. „Ich bin auf dem Lande aufgewachsen, da sprachen viele Platt. Der Knecht bei uns auf dem Hof konnte überhaupt keine andere Sprache.“

Mittlerweile verfasst Wiebke Colmorgen regelmäßig eine plattdeutsche Pop-Kolumne über die Hamburger Musikszene. „Mir geht das Herz dabei auf. Platt ist für mich Heimat und Geborgenheit, gerade in Zeiten der Globalisierung.“ Meike Schrader hingegen hatte damit bisher nicht viel am Hut. „Aber als ich die Übersetzung von Wiebke las, wusste ich sofort, der Song macht Spaß auf Platt.“

Kürzlich hatte Meike Schrader sogar einen Auftritt beim Oldenburger Plattart-Festival, wofür extra zwei weitere ihrer Songs übersetzt wurden. Der Witz dabei ist: Die Sängerin kann eigentlich noch gar kein Platt. Gerade besucht sie ihren zweiten Sprachkurs. Man werde aber nicht nachträglich plattdeutsch, hat jemand zu ihr gesagt. Das will sie auch gar nicht. Aber ab und zu een Leed op Platt gefällt ihr gut. Wiebke hett se ansteken.

Text: Sybille Arendt
Foto: Dmitrij Leltschuk 

„Hamborg, mien Hoben“ erscheint am 8.3. als Online-Single über www.apple.com/de/itunes
Auftritte Meike Schrader: Di, 12.3., 21.21 Uhr, Musik-Quickie, Feldstern, Feldstraße 2, Eintritt frei, Spende erbeten; Do, 14.3., 20.30 Uhr, „Nacht der
Liedermacher“, Stellwerk, Hannoversche Straße 85, Eintritt frei, Spende erbeten